Festspiel-„Carmen“mit Riesenhänden
Erste Kulissenteile der Oper in Bregenz enthüllt – Konstrukt ist 17 Meter hoch
BREGENZ - In einem Montagezelt der Bregenzer Festspiele, geht etwas „Manuelles“vor. Das weiße Bauzelt, das wenige Hundert Meter westlich des Festspielhauses beim Fußballstadion verortet ist, besteht aus Gerüstbaurohren und Planen.
Dieses Konstrukt ist unübersehbare 17 Meter hoch. Drinnen, im winterlich kalten Zelt, legt der FestspielKascheur Frank Schulze Hand an, an eine rechte Kulissen-Hand. Diese wird Bestandteil eines Kulissenteils sein, der fast so hoch wie das Zelt selbst sein wird. Die enorme weibliche „Rechte“, die 20 Tonnen schwer sein wird, wird Teil der Carmen-Ausstattung sein.
Um in die Arbeit des Kascheurs Einblick zu geben, haben die Festspiele am Freitag zu einem Foto- und TV-Termin geladen. Die Fotografen wagten sich sehr hoch auf große Leitern um gute „Schüsse“zu ergattern und riskierten dabei ihre körperliche Unversehrtheit.
Die „Bregenzer Festspiele“gaben sich immer noch geheimnisvoll. Geheimnisumwittert, was das „Carmen“-Bühnenbild betrifft. Der Pressesprecher der Festspiele, Axel Renner, sagte den Journalisten, dass diese doch versuchen könnten herauszufinden, was da alles so im See stehen sollte im kommenden Sommer. Tatsächlich aber haben die „Bregenzer Festspiele“beim Pressetermin bereits sehr viel davon verraten, wie die Kulisse von „Carmen“aussehen wird.
Zur rechten Hand wird sich bald ein 20 Meter hohes linkes Pendant gesellen. Etwa 1,40 Meter davon werden allerdings, See-Wasserstand bedingt, nicht zu sehen sein. Macht auch keinen erwähnenswerten Unterschied, wurde aber dennoch bei der Präsentation des ersten Teils des Bühnenbildes gesagt. Allerdings scheinbar unabsichtlich. Möglicherwiese ist der Ausstattungsleiterin Susanna Boehm bei ihrer Wortmeldung zur Entstehung der Kulisse „etwas“herausgerutscht. Die Festspielintendantin Elisabeth Sobotka wiederum sprach von Spielkarten, die gestapelt bereits am Seeufer liegen würden. Was mit diesen Elementen passieren werde, wolle sie aber noch ein bisschen als Geheimnis stehen lassen“, tat Sobotka erneut geheimnisvoll und sprach auch von einem „sehr, sehr assoziativen Bühnenbild“.
Doch sehr geheimnisumwittert ist das Ganze eindeutig nicht. Denn, wer eins und zwei zusammenzählt und die Oper „Carmen“auch noch kennt, der kann sich doch eher „sehr, sehr“leicht das Carmen-Bühnenbild ausrechnen.
Styropor, Farbe und Fassadenputz
Die Festspiel-Intendantin Elisabeth Sobotka erzählte beim Pressetermin am Freitag auch, dass das erste Mal, als Kasper Holten, Es Devlin und sie Carmen in einem Email-Austausch hingeschrieben hätten, im September 2012 gewesen sei. Sobotka sagte auch, dass im Hintergrund schon die Vorbereitungen für die nächsten Jahre laufen würden. Die Intendantin lebt ergo schon, was ihr „Geschäft“angeht, in der Zukunft. Musiktheater plane sehr lange voraus.
Bühnenbildnerin Es Devlin ist wohlgemerkt seit 1946 die erste Frau, der die Bühnenbild-Agenden, seit dem damaligen Gründungsjahr der Festspiele, übertragen werden.
Kascheur Frank Schulze geht mit einer Festspielerfahrung von 22 Jahren ans „Hand“-Werk. Der Kascheur ist eigentlich ein „Former“, dessen Arbeitsmaterialien ganz profane Dinge sind: Styropor, Farbe und Fassadenputz. Mit diesen Ingredenzien wird aktuell eine überdimensionale rechte Frauenhand geformt. Zu dieser gesellt sich dann noch eine linke. Beide werden dann im Sommer ein sehr zentraler Bestandteil der Carmen-Kulisse sein und wahrscheinlich Karten halten.
Der aus Berlin stammende Bildhauer und Kascheur Frank Schulze ist seit Anfang Jänner dran an Verkleidung und Obermaterial der Riesen-Hand. Dieser Prozess wird als Kaschur bezeichnet. Darunter liegt die mächtige Stahlkonstruktion. Maße und Gewicht der Hand samt Unterarm: Fast 20 Tonnen. Dazu kommt noch 15 Tonnen schwerer Ballast, der zur Stabilisierung der Skulptur auf der Seebühne dient.
Die Technik-Elemente werden etappenweise beim Festspielhaus angeliefert und zu einem großen Ganzen zusammengefügt. Etwa so wie ein Mosaik entsteht respektive zusammengebaut wird. Anfang kommende Woche wird das Hand-Kulissenteil dann zur Seebühne transportiert werden, in zerlegter Form.
Im Bauzelt wird weitergearbeitet. In vierwöchiger Arbeit wird die linke Riesenhand samt Unterarm modelliert. Der Aufbau der Elaborate wird im März sein. Den Vorschritt der „Handarbeiten“kann jeder Opernfreund, der einen Internet-Anschluss sein eigen nennt, via Webcam live mitverfolgen.