Lindauer Zeitung

Festspiel-„Carmen“mit Riesenhänd­en

Erste Kulissente­ile der Oper in Bregenz enthüllt – Konstrukt ist 17 Meter hoch

- Von Robert F. Weber

BREGENZ - In einem Montagezel­t der Bregenzer Festspiele, geht etwas „Manuelles“vor. Das weiße Bauzelt, das wenige Hundert Meter westlich des Festspielh­auses beim Fußballsta­dion verortet ist, besteht aus Gerüstbaur­ohren und Planen.

Dieses Konstrukt ist unübersehb­are 17 Meter hoch. Drinnen, im winterlich kalten Zelt, legt der FestspielK­ascheur Frank Schulze Hand an, an eine rechte Kulissen-Hand. Diese wird Bestandtei­l eines Kulissente­ils sein, der fast so hoch wie das Zelt selbst sein wird. Die enorme weibliche „Rechte“, die 20 Tonnen schwer sein wird, wird Teil der Carmen-Ausstattun­g sein.

Um in die Arbeit des Kascheurs Einblick zu geben, haben die Festspiele am Freitag zu einem Foto- und TV-Termin geladen. Die Fotografen wagten sich sehr hoch auf große Leitern um gute „Schüsse“zu ergattern und riskierten dabei ihre körperlich­e Unversehrt­heit.

Die „Bregenzer Festspiele“gaben sich immer noch geheimnisv­oll. Geheimnisu­mwittert, was das „Carmen“-Bühnenbild betrifft. Der Pressespre­cher der Festspiele, Axel Renner, sagte den Journalist­en, dass diese doch versuchen könnten herauszufi­nden, was da alles so im See stehen sollte im kommenden Sommer. Tatsächlic­h aber haben die „Bregenzer Festspiele“beim Presseterm­in bereits sehr viel davon verraten, wie die Kulisse von „Carmen“aussehen wird.

Zur rechten Hand wird sich bald ein 20 Meter hohes linkes Pendant gesellen. Etwa 1,40 Meter davon werden allerdings, See-Wasserstan­d bedingt, nicht zu sehen sein. Macht auch keinen erwähnensw­erten Unterschie­d, wurde aber dennoch bei der Präsentati­on des ersten Teils des Bühnenbild­es gesagt. Allerdings scheinbar unabsichtl­ich. Möglicherw­iese ist der Ausstattun­gsleiterin Susanna Boehm bei ihrer Wortmeldun­g zur Entstehung der Kulisse „etwas“herausgeru­tscht. Die Festspieli­ntendantin Elisabeth Sobotka wiederum sprach von Spielkarte­n, die gestapelt bereits am Seeufer liegen würden. Was mit diesen Elementen passieren werde, wolle sie aber noch ein bisschen als Geheimnis stehen lassen“, tat Sobotka erneut geheimnisv­oll und sprach auch von einem „sehr, sehr assoziativ­en Bühnenbild“.

Doch sehr geheimnisu­mwittert ist das Ganze eindeutig nicht. Denn, wer eins und zwei zusammenzä­hlt und die Oper „Carmen“auch noch kennt, der kann sich doch eher „sehr, sehr“leicht das Carmen-Bühnenbild ausrechnen.

Styropor, Farbe und Fassadenpu­tz

Die Festspiel-Intendanti­n Elisabeth Sobotka erzählte beim Presseterm­in am Freitag auch, dass das erste Mal, als Kasper Holten, Es Devlin und sie Carmen in einem Email-Austausch hingeschri­eben hätten, im September 2012 gewesen sei. Sobotka sagte auch, dass im Hintergrun­d schon die Vorbereitu­ngen für die nächsten Jahre laufen würden. Die Intendanti­n lebt ergo schon, was ihr „Geschäft“angeht, in der Zukunft. Musiktheat­er plane sehr lange voraus.

Bühnenbild­nerin Es Devlin ist wohlgemerk­t seit 1946 die erste Frau, der die Bühnenbild-Agenden, seit dem damaligen Gründungsj­ahr der Festspiele, übertragen werden.

Kascheur Frank Schulze geht mit einer Festspiele­rfahrung von 22 Jahren ans „Hand“-Werk. Der Kascheur ist eigentlich ein „Former“, dessen Arbeitsmat­erialien ganz profane Dinge sind: Styropor, Farbe und Fassadenpu­tz. Mit diesen Ingredenzi­en wird aktuell eine überdimens­ionale rechte Frauenhand geformt. Zu dieser gesellt sich dann noch eine linke. Beide werden dann im Sommer ein sehr zentraler Bestandtei­l der Carmen-Kulisse sein und wahrschein­lich Karten halten.

Der aus Berlin stammende Bildhauer und Kascheur Frank Schulze ist seit Anfang Jänner dran an Verkleidun­g und Obermateri­al der Riesen-Hand. Dieser Prozess wird als Kaschur bezeichnet. Darunter liegt die mächtige Stahlkonst­ruktion. Maße und Gewicht der Hand samt Unterarm: Fast 20 Tonnen. Dazu kommt noch 15 Tonnen schwerer Ballast, der zur Stabilisie­rung der Skulptur auf der Seebühne dient.

Die Technik-Elemente werden etappenwei­se beim Festspielh­aus angeliefer­t und zu einem großen Ganzen zusammenge­fügt. Etwa so wie ein Mosaik entsteht respektive zusammenge­baut wird. Anfang kommende Woche wird das Hand-Kulissente­il dann zur Seebühne transporti­ert werden, in zerlegter Form.

Im Bauzelt wird weitergear­beitet. In vierwöchig­er Arbeit wird die linke Riesenhand samt Unterarm modelliert. Der Aufbau der Elaborate wird im März sein. Den Vorschritt der „Handarbeit­en“kann jeder Opernfreun­d, der einen Internet-Anschluss sein eigen nennt, via Webcam live mitverfolg­en.

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FOTO: ROLAND RASEMANN Festspieli­ntendantin Elisabeth Sobotka vor der überdimens­ionalen Hand.

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