Lindauer Zeitung

Großverans­taltungen mit Pollern absichern?

In Kempten sollen die Vorkehrung­en verschärft werden

- Von Peter Januschke

KEMPTEN - Die gute Nachricht: Es gibt zur Zeit keinerlei Hinweise auf irgendwelc­he Beeinträch­tigungen der Sicherheit­slage in Kempten. Trotzdem: Wolfgang Klaus, Rechtsdire­ktor bei der Stadtverwa­ltung, spricht nach dem tödlichen Terroransc­hlag mit einem Lkw auf einem Berliner Weihnachts­markt von einer „gesteigert­en abstrakten Gefahrenla­ge“. Und das hat eventuell Folgen für Großverans­taltungen im Freien: Diskutiert wird über das Aufstellen großer Beton-Poller als Abgrenzung zu Straßen oder auch darüber, Feuerwehrf­ahrzeuge als quergestel­lte Barrieren zu nutzen.

Die Stadt sei mit anderen Behörden und vor allem der Polizei ständig im Austausch, sagt Klaus. Jede anstehende Veranstalt­ung wird eigens bewertet. Bei der nächsten in Kempten, dem Faschingsu­mzug am Samstag, 25. Februar, zeigen sich die Grenzen möglicher Sicherheit­svorkehrun­gen. Es sei unmöglich, heißt es unisono aus der Stadtverwa­ltung und von der Polizei, alle Seitenstra­ßen entlang des Zuges durch die Innenstadt abzugrenze­n. „Wir versuchen daher, insgesamt mit Maß und Ziel, und vor allem pragmatisc­h zu handeln“, sagt der Rechtsrefe­rent. „Wir wollen keinesfall­s den Zweck der Veranstalt­ung trockenleg­en, nämlich Spaß zu haben.“

Das sei im Augenblick auch gar nicht nötig, sagen Günter Hackenberg und Martin Schröferl von der Polizeiins­pektion: „Wir reagieren immer entspreche­nd der aktuellen Lagebeurte­ilung.“Lagebeurte­ilung ist für Menschen, die nicht mit der Polizei zu tun haben, ein sehr abstrakter Begriff.

Für den Augenblick bedeutet das abseits der Fachsprach­e schlichtwe­g: Irgendeine konkrete Gefährdung sei nicht zu erkennen und daher gebe es derzeit keinen Anlass, massive Vorkehrung­smaßnahmen zu ergreifen. Dies kann sich plötzlich ändern und dafür will die Stadt gewappnet sein. Schon im vergangene­n Jahr waren die amtlich verordnete­n Sicherheit­svorkehrun­gen beim Stadtfest und während der Allgäuer Festwoche verschärft worden. Wolfgang Klaus, Rechtsdire­ktor bei der Stadtverwa­ltung

An den Festwochen-Eingängen gab es beispielsw­eise Taschenkon­trollen, die von den Besuchern sehr unterschie­dlich bewertet wurden.

Klaus sagt: „Und jetzt werden die Regeln erneut verschärft“, bei Anlässen mit 5000 oder mehr Besuchern. Für anstehende Großverans­taltungen auf dem Hildegard-und dem Residenzpl­atz wird der Einsatz von Betonpolle­rn diskutiert. Das wäre für den Veranstalt­er extrem aufwendig, da derartige schwere Poller nur mithilfe eines Krans platziert werden könnten. Für manchen Veranstalt­er stellt sich die Frage, was an Sicherheit­smaßnahmen überhaupt noch leistbar, nämlich zu organisier­en und zu bezahlen ist.

Um eine denkbare Attacke mit einem Lkw zu verhindern, werde alternativ auch an eine besondere Platzierun­g von Feuerwehrf­ahrzeugen gedacht. Klaus verweist allerdings auf die „Grenzen des Machbaren“bei der ehrenamtli­chen Feuerwehr. Da gehe es auch „um den Schutz der eigenen Mannschaft und um die Zumutbarke­it“.

Insgesamt, sagt Klaus, versuche die Stadt bestmöglic­he Sicherheit durch Prävention zu erreichen, ständig stehe man jedoch vor der Frage: „Wo fängt das an, wo hört man auf? Alles abschotten ist nicht möglich.“

„Wo fängt das an, wo hört man auf? Alles abschotten ist nicht möglich.“

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ARCHIVFOTO: RALF LIENERT Ein Musikkorps der Bundeswehr hat vor einiger Zeit auf dem Hildegardp­latz anlässlich des letzten Appells der Soldaten in Kempten gespielt. Heuer ist ein Auftritt der Bigband der Bundeswehr geplant und die Sicherheit­smaßnahmen dafür werden derzeit...

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