Großveranstaltungen mit Pollern absichern?
In Kempten sollen die Vorkehrungen verschärft werden
KEMPTEN - Die gute Nachricht: Es gibt zur Zeit keinerlei Hinweise auf irgendwelche Beeinträchtigungen der Sicherheitslage in Kempten. Trotzdem: Wolfgang Klaus, Rechtsdirektor bei der Stadtverwaltung, spricht nach dem tödlichen Terroranschlag mit einem Lkw auf einem Berliner Weihnachtsmarkt von einer „gesteigerten abstrakten Gefahrenlage“. Und das hat eventuell Folgen für Großveranstaltungen im Freien: Diskutiert wird über das Aufstellen großer Beton-Poller als Abgrenzung zu Straßen oder auch darüber, Feuerwehrfahrzeuge als quergestellte Barrieren zu nutzen.
Die Stadt sei mit anderen Behörden und vor allem der Polizei ständig im Austausch, sagt Klaus. Jede anstehende Veranstaltung wird eigens bewertet. Bei der nächsten in Kempten, dem Faschingsumzug am Samstag, 25. Februar, zeigen sich die Grenzen möglicher Sicherheitsvorkehrungen. Es sei unmöglich, heißt es unisono aus der Stadtverwaltung und von der Polizei, alle Seitenstraßen entlang des Zuges durch die Innenstadt abzugrenzen. „Wir versuchen daher, insgesamt mit Maß und Ziel, und vor allem pragmatisch zu handeln“, sagt der Rechtsreferent. „Wir wollen keinesfalls den Zweck der Veranstaltung trockenlegen, nämlich Spaß zu haben.“
Das sei im Augenblick auch gar nicht nötig, sagen Günter Hackenberg und Martin Schröferl von der Polizeiinspektion: „Wir reagieren immer entsprechend der aktuellen Lagebeurteilung.“Lagebeurteilung ist für Menschen, die nicht mit der Polizei zu tun haben, ein sehr abstrakter Begriff.
Für den Augenblick bedeutet das abseits der Fachsprache schlichtweg: Irgendeine konkrete Gefährdung sei nicht zu erkennen und daher gebe es derzeit keinen Anlass, massive Vorkehrungsmaßnahmen zu ergreifen. Dies kann sich plötzlich ändern und dafür will die Stadt gewappnet sein. Schon im vergangenen Jahr waren die amtlich verordneten Sicherheitsvorkehrungen beim Stadtfest und während der Allgäuer Festwoche verschärft worden. Wolfgang Klaus, Rechtsdirektor bei der Stadtverwaltung
An den Festwochen-Eingängen gab es beispielsweise Taschenkontrollen, die von den Besuchern sehr unterschiedlich bewertet wurden.
Klaus sagt: „Und jetzt werden die Regeln erneut verschärft“, bei Anlässen mit 5000 oder mehr Besuchern. Für anstehende Großveranstaltungen auf dem Hildegard-und dem Residenzplatz wird der Einsatz von Betonpollern diskutiert. Das wäre für den Veranstalter extrem aufwendig, da derartige schwere Poller nur mithilfe eines Krans platziert werden könnten. Für manchen Veranstalter stellt sich die Frage, was an Sicherheitsmaßnahmen überhaupt noch leistbar, nämlich zu organisieren und zu bezahlen ist.
Um eine denkbare Attacke mit einem Lkw zu verhindern, werde alternativ auch an eine besondere Platzierung von Feuerwehrfahrzeugen gedacht. Klaus verweist allerdings auf die „Grenzen des Machbaren“bei der ehrenamtlichen Feuerwehr. Da gehe es auch „um den Schutz der eigenen Mannschaft und um die Zumutbarkeit“.
Insgesamt, sagt Klaus, versuche die Stadt bestmögliche Sicherheit durch Prävention zu erreichen, ständig stehe man jedoch vor der Frage: „Wo fängt das an, wo hört man auf? Alles abschotten ist nicht möglich.“
„Wo fängt das an, wo hört man auf? Alles abschotten ist nicht möglich.“