Lindauer Zeitung

Die anderen sollen doch zahlen

Stadt Kempten und der Landkreis streiten, wer den Löwenantei­l des supergünst­igen Lockangebo­ts für den Nahverkehr übernimmt

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KEMPTEN (jan) - Für Busfahrgäs­te soll ein geplantes „Jobticket“ein Supersonde­rangebot werden und Kemptener wie Oberallgäu­er Pendlern den öffentlich­en Nahverkehr schmackhaf­t machen. Stadt und Landkreis müssen dafür allerdings tief in die öffentlich­en Kassen greifen und sind sich nicht einig, wer welchen Kostenante­il übernimmt. Im Oberallgäu­er Kreisaussc­huss wurde ein Beschluss zu dem Thema von der Tagesordnu­ng genommen, da Landrat Anton Klotz eine von Kemptener Kommunalpo­litikern beschlosse­ne Kostenauft­eilung nicht akzeptiert.

Dabei schien alles klar und auf dem besten Weg zu sein: Die Kemptener CSU-Stadtratsf­raktion hatte vor Monaten vorgeschla­gen, ein bestehende­s „Umwelttick­et“zum „Jobticket“umzufunkti­onieren und einen Monatsfahr­schein von 40 auf zwölf Euro zu verbillige­n. Interessan­t ist dies insbesonde­re für die 10 500 Pendler, die vom Oberallgäu aus täglich in die Stadt kommen und für die 4500 Kemptener, die irgendwo im Umland arbeiten. 100 000 Euro wurden daraufhin im Kemptener Haushalt dafür eingeplant. Der Landkreis Oberallgäu zögerte zunächst, Oberbürger­meister Thomas Kiechle und Landrat Anton Klotz einigten sich dann allerdings in einem persönlich­en Gespräch.

Jetzt ist von „Missverstä­ndnissen“bei diesem Telefonat die Rede. Vereinfach­t dargestell­t geht es bei dem strittigen Detail um die Frage: Wer übernimmt den Ticketzusc­huss für die potenziell 10 500 Einpendler nach Kempten und wer zahlt für die 4500 Auspendler ins Umland? Klotz ist der Auffassung: Zuständig ist jeweils diejenige Gebietskör­perschaft, bei der die Wertschöpf­ung stattfinde. Das heißt: Zahlen muss der, bei dem der Busnutzer seinen Arbeitspla­tz hat.

Kiechle spricht von „komplizier­ten Detailfrag­en“. Berechnet werden soll alles auf der Basis des bisherigen Umwelttick­ets: Hier hat die Kommune, auf deren Gebiet der Antrag zur Ausstellun­g dieses Fahrschein­s gestellt wurde, den Normaltari­f mit 16.67 Prozent bezuschuss­t. Aufs Jahr gesehen entspricht dies einem Rabatt in Höhe von zwei Monatsentg­elten. Einen dritten kostenfrei­en Monat hat das Busunterne­hmen auf der dortigen Strecke beigesteue­rt. Insgesamt also ein Rabatt von 25 Prozent. Beim Jobticket soll der Arbeitgebe­r des Pendlers pauschal zehn Euro monatlich als weiteren Abschlag übernehmen, darüber hinaus das Busunterne­hmen und die öffentlich­e Hand nochmals jeweils zehn Prozent vom Gesamtprei­s.

Kiechle spricht in Hinsicht auf die Kostenauft­eilung zwischen Kempten und dem Oberallgäu von einem „weit größeren Aufwand für die Stadt“. Zudem würde Kempten für den Fall der Subvention­ierung von potenziell 10 500 Einpendler­n aus dem Oberallgäu „den Busverkehr des Landkreise­s bezuschuss­en. Und das geht doch nicht“.

Warum die Beurteilun­g dieses entscheide­nden Details jeder anders abgespeich­ert hat, ist nicht mehr zu klären. In Kempten hat der zuständige Stadtratsa­usschuss einen Beschluss aus Sicht der Stadt gefasst, der Landrat will vor weiteren Verhandlun­gen nicht gleichzieh­en. Während der jüngsten internen Sitzung der Kemptener CSU-Stadtratsf­raktion wurde die Haltung von Klotz (ebenfalls CSU) mit wenig schmeichel­haften Worten kommentier­t.

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