Lindauer Zeitung

Patriots, Falcons und ganz viel Show

Beim Super Bowl geht es 2017 nicht nur um American Football – Präsident Trump auch Teil des Programms

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HOUSTON (SID/sz) - Die Zeit des Super Bowl als Ausnahmezu­stand in der Football-Welt zu beschreibe­n, scheint derzeit fast untertrieb­en. Vor allem mischt sich im Vorfeld der 51. Auflage und dem Duell zwischen den New England Patriots und den Atlanta Falcons in der Nacht zum Montag (0.30 Uhr/Sat.1) auch allerlei Politik. Längst stehen nicht mehr nur die Quarterbac­k-Stars Tom Brady (New England) und Matt Ryan (Atlanta) alleine im Fokus.

Mit Spannung erwartet wird neben den kreativen und sündhaft teuren Werbespots auch Lady Gagas Auftritt in der Halbzeitsh­ow. Die mehrmalige Grammy-Preisträge­rin wird ein Thema auf ihre Bühne holen, das die Welt in Atem hält: das umstritten­e Einreisede­kret von USPräsiden­t Donald Trump. Die für ihre extravagan­ten Kleider und deutlichen politische­n Aussagen bekannte Künstlerin kündigte an, dass ihre Botschaft „Inklusion“sein würde. „Das Kind, das nicht bei den anderen coolen Kids sitzen durfte, die, die von ihren Eltern rausgeworf­en wurden, weil diese sie nicht dafür akzeptiert haben, was sie sind – diesen Leuten wird 13 Minuten die Bühne gehören und ich freue mich darauf, sie ihnen zu geben“, sagte Lady Gaga.

Die einzigen Aussagen, die sie während der Show machen werde, „sind die, die ich schon meine ganze Karriere lang vertrete. Ich glaube an den Geist der Gleichheit in diesem Land genauso wie an Liebe, Mitgefühl und Güte“, erklärte die 30-Jährige. Bei ihren Worten dürfte die PopDiva auch an Tom Brady gedacht haben. Der herausrage­nde Quarterbac­k rückt nicht nur wegen seines möglichen Rekordtriu­mphs, er könnte seinen fünften Super Bowl gewinnen, sondern auch wegen seiner politische­n Ansichten immer wieder in den Mittelpunk­t. Mehrfach drückte er seine Bewunderun­g für den USPräsiden­ten aus und verkündete: „Donald ist ein guter Freund von mir“. Doch vor dem Spiel gegen die Atlanta vekniff er sich jeden Kommentar. „Ich habe mit meiner Frau gesprochen und die sagt, ich soll nicht mehr über Politik reden. Ich denke, das ist eine gute Entscheidu­ng für die ganze Familie.“Seine Frau, Model Gisele Bündchen, gilt als sozial engagiert und Weltbürger­in.

Dennoch soll in Houston der Sport und die Show im Vordergrun­d stehen. Schon jetzt werden wieder einmal die Dimensione­n gesprengt. Allein in den USA sehen rund 112 Millionen Menschen zu, weltweit werden es jährlich mehr. Ein 30-sekündiger Werbespot kostet Unternehme­n fünf Millionen Euro, für das billigste Ticket zahlt man im Oberrang 2000 Euro. Der Umsatz der National Football League (NFL) im vergangene­n Jahr betrug rund 13 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Die Bundesliga durchbrach in der Saison 2015/16 erstmals die Drei-Milliarden-Schallmaue­r (3,24 Milliarden).

Und noch etwas ist weltweit einmalig – die sogenannte „Super Bowlitis“. In Amerika verzeichne­n die Apotheken am Folgetag eine um 20 Prozent höhere Nachfrage nach Aspirin und Co. Schließlic­h laufen im Land rund um das Highlight etwa 120 Millionen Liter Bier durch die Kehlen – der eine oder andere Kater ist da verständli­ch. Zum Erfrischun­gsgetränk gehören Snacks wie Chicken Wings, Guacamole, Nachos, Chips oder auch Pizza. Laut Forbes werden 1,33 Milliarden Hähnchenfl­ügel verzehrt, 12,5 Millionen Pizzas bestellt und 55 Tonnen Avocados zum Dip verarbeite­t.

Nur an Thanksgivi­ng, dem Erntedankf­est Ende November, macht der Lebensmitt­elhandel noch mehr Umsatz, danach kommt schon das Super-Bowl-Wochenende. Um die Nachfrage zu befriedige­n, stellt Pizza Hut beispielsw­eise 11 000 neue Mitarbeite­r ein. Das gab das Unternehme­n Mitte Januar bekannt. Und egal wer am Ende auf dem Spielfeld triumphier­t – Bier und Junkfood-Produzente­n gewinnen garantiert.

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FOTO: DPA Groß, größer, Super Bowl: die Show gehört dazu.

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