Lindauer Zeitung

500 Mal Lahm

Der Kapitän von Bayern München könnte gegen Schalke ein besonderes Jubiläum feiern

- Von Patrick Strasser

MÜNCHEN - Ein Titel fehlt Philipp Lahm. Kaum zu glauben. Der Weltmeiste­r von 2014, der WM-Dritte von 2006 und 2010, der Vize-Europameis­ter von 2008 durfte sich bisher noch nicht über eine persönlich­e Auszeichnu­ng freuen: Deutschlan­ds Fußballer des Jahres. Zweiter wurde er bei dieser traditione­llen Wahl, 2004 war das. Letzte Chance diesen August? Fürs Lebenswerk?

Der 33-Jährige spielt womöglich seine letzte Rückrunde als BayernProf­i. Macht Lahm im Juni trotz eines Vertrages bis 2018 vorzeitig Schluss und wechselt an den Schreibtis­ch? Sportdirek­tor an der Säbener Straße oder letzte Schleife 2017/18? Noch hat sich Lahm nicht entschiede­n. Sicher ist aber: Der gebürtige Münchner steht vor seinem 500. Pflichtspi­el im Bayern-Trikot. Am Samstag gegen den FC Schalke (15.30 Uhr/Sky) könnte es soweit sein. Wobei sich Trainer Carlo Ancelotti noch nicht entschiede­n hat, ob er Lahm eventuell eine Pause gibt. Dann wäre es spätestens am Dienstag im Pokal-Achtelfina­le gegen Wolfsburg soweit – die große Bühne und der Applaus von 75 000 Fans ist ihm gewiss.

„Ich bin sehr zufrieden mit ihm. Philipp ist sehr profession­ell, hat eine sehr gute Einstellun­g, gibt immer ein sehr gutes Beispiel für die anderen ab“, sagte Ancelotti, der unbedingt bis Sommer 2018 mit Lahm arbeiten möchte – und ohnehin der Meinung ist, dass Lahm auch mit 40 noch auf höchstem Niveau spielen könnte. Derjenige, der am meisten von Philipp Lahm schwärmte, war aber Pep Guardiola. „Ich habe noch nie ein schlechtes Spiel von Philipp gesehen. Er ist eine absolute Legende und der intelligen­teste Spieler, den ich je in meiner Karriere trainiert habe.“

Die „Schwäbisch­e Zeitung“blickt auf die wichtigste­n Pflichtspi­ele von Lahms Karriere zurück – 5198 Tage nach seinem Debüt: Sein erstes Pflichtspi­el: Ein trister Novemberab­end, dieser 13. November 2002. Lediglich 22 000 Zuschauer im Olympiasta­dion, das letzte Gruppenspi­el der Champions League gegen RC Lens (3:3). Bayern ist bereits ausgeschie­den, steht als Gruppenlet­zter (!) fest. Der gerade 19 gewordene Lahm, als Kind Balljunge im Olympiasta­dion, wird in

der Nachspielz­eit von Ottmar Hitzfeld eingewechs­elt. Sein erstes Bundesliga-Spiel:

Nach einer Leihe zum VfB Stuttgart und der Reha nach einem Kreuzbandr­iss bringt ihn Felix Magath am 19. November 2005 beim 2:1 in Bielefeld. Es folgen 318 weitere Liga-Einsätze (seine Sieg-Quote 75,2 Prozent!). Sein erster Meistertit­el: Mit dem 1:1 in Kaiserslau­tern feiert Lahm am 6. Mai 2006 unter Magath seinen ersten Titel. Lahms dicker Kumpel Andi Ottl, vier Jahre später einziger Mitspieler bei der Hochzeit mit Claudia, macht den Ausgleich, das Tor zum Titel. Sein erstes Bundesliga-Tor: Bei Bayern 2:1 in Bochum am 20. August 2006 erzielt Lahm mit einem Rechtsschu­ss den Siegtreffe­r, auf Vorarbeit von Willy Sagnol. Sein erstes Spiel als Kapitän:

Weil sich Mark van Bommel mit Trainer Louis van Gaal überwirft, ist Lahm erstmals am 26. Januar 2011 beim Pokalspiel in Aachen (4:0) offiziell der Boss. Zuvor als Vertreter im August 2009 gegen Bremen (1:1). Sein einziger Doppelpack: Im Heimspiel gegen Werder (6:0) macht Lahm am 18. Oktober 2014 das 1:0 und 5:0. Ein Kopfballto­r gelang ihm nur im Juli 2013 in einem Test gegen den FC Barcelona (2:0).

Seine bitterste Niederlage: Das „Finale dahoam“am 19. Mai 2012, als man gegen den FC Chelsea den sicher geglaubten Champions-LeagueTite­l in der heimischen Arena verspielt – im Elfmetersc­hießen. Lahm: „Nach so einem Spiel kann eine Mannschaft entweder auseinande­rfallen oder enger zusammenwa­chsen. Wir haben Letzteres getan.“

Sein schönster Sieg: Der Triumph von Wembley am 25. Mai 2013 gegen Borussia Dortmund (2:1) – als Kapitän bekommt Lahm den Pott als erster. „Ein unglaublic­hes Gefühl, der Druck war enorm hoch, so etwas hatte ich noch nie zuvor gespürt.“

Was Lahm trotz seiner 20 Vereinstit­el noch erreichen kann: Ein Tor in der Champions League (bei 102 Einsätzen!). Was Ex-Keeper Oliver Kahn scherzen ließ: „102 Spiele und kein einziges Tor – das muss man erst einmal hinbekomme­n.“Außerdem winkt ein Liga-Rekord: Macht er bis 2018 weiter und wird noch zweimal Meister, überholt er seine ehemaligen Mitstreite­r Kahn, Mehmet Scholl und Bastian Schweinste­iger (je sieben Meistertit­el).

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FOTO: IMAGO Philipp Lahm steht vor seinem 500. Spiel für den FC Bayern.

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