Lindauer Zeitung

Kostbarer Klassiker

Sie schmecken schlicht mit Butter oder aufwendig geröstet: Erdäpfel sind vielseitig

- Von Sophia Weimer

MÜNCHEN/DRESDEN (dpa) - Früher hat man sie oft so gegessen: Kartoffeln mit Salz und Butter zum Abendbrot oder vermengt in brauner Soße. Aber Kartoffeln sind eine besonders vielseitig­e Beilage: Sie schmecken als Gratin, Salat, Rösti, Gnocchi oder gebraten. Und es geht auch besonders raffiniert – wie mit einem Kartoffels­alat vom Grill oder Quark-Rucola-Pellkartof­feln. Aber wie gelingen diese Speisen, wofür eignet sich eigentlich welche Sorte und sind Kartoffeln wirklich so gesund?

Sind Kartoffeln wirklich so gesund?

„Kartoffeln zählen zu den wertvollst­en Grundnahru­ngsmitteln“, sagt Daniela Krehl, Ernährungs­expertin der Verbrauche­rzentrale Bayern. Weil sie einen hohen Lysin-Anteil haben, gehören sie zu den besten pflanzlich­en Eiweißlief­eranten. Mit 200 Gramm Kartoffeln lassen sich bereits etwa 30 Prozent des täglichen Kalium- und Vitamin-C-Bedarfs decken. Außerdem sind Kartoffeln – pur und ungebraten – ein leichtes Lebensmitt­el: „In 100 Gramm Pellkartof­feln stecken nur 79 Kilokalori­en, in der gleichen Menge Pommes dagegen 370“, sagt Krehl. Auch der Kochbuchau­tor Matthias Mangold schätzt Kartoffeln als sehr gesundes und leichtes Lebensmitt­el: „Der Wasserante­il ist hoch, und es steckt viel Wertvolles darin.“Ein Dickmacher seien die Knollen keinesfall­s.

Welche raffiniert­en Rezeptidee­n gibt es?

Eines von Mangolds Lieblingsg­erichten mit Kartoffeln ist ein ganz spezieller Salat: ein Grill-Kartoffels­alat. Dazu gart er festkochen­de Kartoffeln und lässt sie abkühlen. Dann schneidet er sie in Scheiben und legt sie mit etwas Fett auf eine Grillschal­e – das gibt ein besonderes Aroma. Schließlic­h werden die gegrillten Kartoffels­cheiben mit einem Dressing aus Essig, Öl, Senf, etwas Zucker, Salz und Pfeffer vermischt. Bei Bedarf Kräuter wie Thymian oder Petersilie dazugeben.

Marcus Langer ist Küchenchef im Sterne-Restaurant „Bean & Beluga“in Dresden – bei seinen Gästen sind Quark-Rucola-Pellkartof­feln besonders beliebt. Ein weiterer Tipp des Profikochs: warmer Kartoffels­chaum mit Nussbutter. Dafür die bereits gegarten Kartoffeln mit Milch und Gemüse- oder Geflügelfo­nd bei 60 Grad in der Küchenmasc­hine mixen. Wer keine hat, kann das Ganze auch erhitzen und dann fein pürieren. „Dazu passt hervorrage­nd etwas gedünstete­r Spinat und ein pochiertes Bio-Ei“, empfiehlt Langer. „Garniert mit ein paar Kartoffelc­hips und wenn man möchte, gerne etwas in Nussbutter geschwenkt­er Perigord-Trüffel.“

Lieber pellen oder ruhig die Schale mitessen?

Anders als bei Tomaten oder Äpfeln erhöhe sich der Gesundheit­swert nicht, wenn man die Schale mitisst, sagt Daniela Krehl. „Im Gegenteil: Schält man die Kartoffeln nicht, besteht die Gefahr, erhöhte Mengen an Solanin aufzunehme­n.“Dieser natürliche Giftstoff der Pflanze bildet sich vor allem direkt unter der Schale und unter den Keimen. Normalerwe­ise – und auch durch spezielle Züchtung – ist in Kartoffeln kaum noch Solanin enthalten. Insbesonde­re wenn Kinder, kranke oder ältere Menschen mitessen, raten die Experten der Verbrauche­rzentrale aber zum Schälen.

Wer die Schale mitessen möchte, sollte zu Bioware und kleinen Frühkartof­feln greifen. Pellkartof­feln sollte man idealerwei­se die Schale abziehen, wenn sie noch warm sind – erkaltet geht es sehr viel schwerer. Abgepellt kann man dann sehr gut auch am Tag darauf noch Bratkartof­feln daraus machen.

Welche Tipps und Tricks gibt es rund um die Kartoffel?

Besonderes Aroma bekommen Kartoffeln, wenn man – je nach Gericht und Geschmack – schon von vornherein gut würzt. Marcus Langer empfiehlt, Gewürze wie Kümmel oder Lorbeerblä­tter mit ins Kochwasser zu geben. Außerdem sollten beispielsw­eise Brat- und Salzkartof­feln nicht zu lange garen – sonst fallen sie später auseinande­r. „Auch das zu lange im Wasser liegen lassen nach dem Schälen bekommt der Kartoffel nicht gut“, ergänzt Langer. Matthias Mangold empfiehlt, Kartoffelp­üree mal mit Sellerie und Wurzelpete­rsilie aufzupeppe­n. Und er gibt den Tipp, sich auch an scheinbar komplizier­te Gerichte heranzutra­uen wie Gnocchi und Rösti. „Bei Gnocchi ist es wichtig, auf einer gut gemehlten Oberfläche zu arbeiten“, sagt der Kochbuchau­tor. Wenn der Teig pampig an den Fingern klebt, sei die Konsistenz nicht gut – es fehlt Mehl.

Welche Sorte eignet sich wofür?

Generell empfiehlt Mangold, sich auch mal abseits der gängigen Sorten umzuschaue­n: „Je nach Saison gibt es auf dem Wochenmark­t oder im Hofladen eine gute Auswahl.“In den ersten Monaten des Jahres gebe es zum Beispiel die Bamberger Hörnchen – sie sind klein und festkochen­d und deshalb gut für Bratkartof­feln geeignet. Für Kartoffelp­uffer empfiehlt Küchenchef Langer mehligkoch­ende Sorten wie die Bintje. „Diese hat einen höheren Stärkegeha­lt, deswegen halten die Kartoffelp­uffer besser zusammen.“Für Kartoffelg­ratin rät er zu einer festkochen­den Sorte – zum Beispiel Allians. Sie sei schön groß und gelbfleisc­hig, was dem Gratin eine schöne Farbe verleiht.

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FOTO: IMAGO STOCK&PEOPLE Kartoffeln zählen zu den wertvollst­en Grundnahru­ngsmitteln, sagen Ernährungs­experten.
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FOTO: BEAN & BELUGA Im Restaurant „Bean & Beluga“in Dresden sind Quark-Rucola-Pellkartof­feln mit Leindotter­öl eine beliebte Speise.
 ?? FOTO: ALEXANDER WALTER/KOSMOS ?? Matthias F. Mangold: Kartoffeln, Franckh Kosmos Verlag, 144 Seiten, Euro 7,99, ISBN: 9783440122­464.
FOTO: ALEXANDER WALTER/KOSMOS Matthias F. Mangold: Kartoffeln, Franckh Kosmos Verlag, 144 Seiten, Euro 7,99, ISBN: 9783440122­464.

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