Ein humorvoller Zeitkritiker
Manchmal überkommt es Umberto Eco. Wenn ihm auf dem Bürgersteig etwa eine Dame entgegenkommt, die stur auf ihr Handy starrt. „Da ich im Innersten bösartig bin, bleibe ich plötzlich stehen und drehe mich um, als blickte ich zurück in die Straße. So prallt sie gegen meinen Rücken … Ich hoffe nur, dass Ihr Handy durch den Fall kaputtgegangen ist, und rate jedem, der in ähnliche Situationen gerät, sich so zu verhalten wie ich.“
In der jetzt posthum erschienenen Kolumnensammlung „Pape Satàn“zeigt sich der am 19. Februar vor einem Jahr verstorbene Autor von „Der Name der Rose“einmal mehr als humorvoller Zeitkritiker. 56 Texte aus den Jahren 2000 bis 2015 enthält der Band, dessen Titel auf Dantes „Göttliche Komödie“anspielt und als Ausdruck für „jede Teufelei“steht. Alle sind sie im Nachrichtenmagazin L’Espresso erschienen. Das Buch zeigt Umberto Eco ganz auf der Höhe der Zeit. Ein bisschen altmodisch manchmal, aber bestimmt nicht von gestern.
Mit der Erfahrung eines langen Gelehrtenlebens blickt er auf die Gegenwart und diagnostiziert eine Krise des Staates, der Ideologien und der Parteien. Dafür verantwortlich macht er den hemmungslosen Individualismus in der Gesellschaft. Ebenso klug wie kurzweilig lesen sich diese Kolumnen, in denen sich viele Bezüge zu den aktuellen Ereignissen auf der Welt auftun. (wegr)