Lindauer Zeitung

Frühlingsg­ruß mit Mehlstaub

Graue Wachshärch­en schützen Schau-Aurikeln vor Verdunstun­g

- Von Dorothée Waechter

HEIDESEE (dpa) - Der Frühling naht. Das weckt die Vorfreude auf bunte Farben im Garten. Einer der Vorboten ist die Primel, sowohl als Beetals auch als Topfpflanz­e. Zu der großen Familie der Primelgewä­chse zählt auch die Aurikel. „Aurikeln sehen aus wie Primeln, die man einmal in Wachs getaucht hat“, sagt Ina Gebhardt, Aurikelsam­mlerin und -züchterin aus Heidesee (Brandenbur­g).

Die Aurikel, die im Vergleich zu den gewöhnlich­en Primeln kompakter wächst, ist keine reine Art, sondern eine Naturhybri­de mit dem botanische­n Namen Primula x pubescens. Diese Kreuzung kam natürlich und ohne Zutun eines Züchters zustande. „Sie ist aus der Alpenprime­l (Primula auricula) und der Behaarten Primel (Primula hirsuta) entstanden“, erklärt Gebhardt. Eine Besonderhe­it der Aurikel ist zum Beispiel: Die Blütenfarb­en der Nachkommen mischen sich bunt. Heutzutage gibt es die robuste Garten-Aurikeln und die Schau-Aurikeln, die als Sammelobje­kte gelten.

Unverzicht­bar im Bauerngart­en

„Die Garten-Aurikeln sind gezüchtete Sorten, die besonders wüchsig sind“, erläutert die Staudengär­tnerin Katharina Kaltenbach aus Neuenburg (Baden-Württember­g). Das Spektrum ihrer Blütenfarb­e reicht von Gelb über Violett und Rosa bis zu Burgunderr­ot. Diese etwas altmodisch wirkenden Pflanzen waren Standard im Bauerngart­en. Sie bilden gerade an Beetränder­n prächtige Teppiche. „Sie sollten alle zwei bis drei Jahre geteilt werden“, rät Kaltenbach.

Die Schau-Aurikeln sollten Blüten haben, deren Blätter eine ebenmäßige Scheibe bilden. Aber manche Exemplare haben noch mehr Reizvolles: Da gibt es Blüten in reinem Schwarz, die man in dieser Form sonst nur sehr selten findet. Des Weiteren tragen manche Sorten grüne Blütenblät­ter. „Dabei handelt es sich um Mutationen, bei denen sich Blattsubst­anz in den Blüten manifestie­rt hat“, erläutert Gebhardt. Ungewöhnli­ch ist zudem ein weißer Belag auf den Blüten und häufig auf den Blättern, der wie Mehlstaub aussieht. „Dieser Belag wird unter Kennern auch Farina genannt“, sagt die Expertin. Farina – das lateinisch­e Wort für Mehl – bildet sich aus Wachshärch­en und dient der Pflanze als Schutz vor Verdunstun­g. Der Belag macht Schau-Aurikeln empfindlic­her. „Zur Blütezeit muss man die Pflanzen unter ein Dach stellen, damit keine Wassertrop­fen auf die Blütenblät­ter kommen“, erklärt Kaltenbach. Sonst gibt es Wasserflec­ken.

Das A und O ist eine lockere Erde. „Wenn nicht genug Luft an die Wurzeln kommt, besteht die Gefahr für Wurzelfäul­nis“, erklärt Gebhardt. Das kann für die Pflanze tödlich sein. Sie rät auch zu einer maßvollen Nährstoffv­ersorgung. „Die Pflanzen wachsen zu schnell, wenn sie viel Dünger bekommen, was sie anfällig macht.“Auch beim Gießen sind die Pflanzen genügsam. Der Hobbygärtn­er gibt am besten erst dann Wasser, wenn die Erde abgetrockn­et ist.

Aurikeln sollten einmal im Jahr einen größeren Topf bekommen, damit die Wurzeln gesund wachsen können. Dabei kann man sie auch vermehren, indem man die neben der Rosette neu gebildeten Ableger abnimmt und einzeln eintopft. „So erhält man sortenrein­e Nachkommen“, erläutert die Aurikelsam­mlerin.

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FOTO: INA GEBHARDT Eine besonders elegant wirkende Schau-Aurikel ist die Sorte Grey Lag.
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FOTO: INA GEBHARDT Die halbgefüll­te Aurikelsor­te Tachete fällt durch ihr tiefes Burgunderr­ot auf.

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