Lindauer Zeitung

Am Stützen der Bäume scheiden sich die Geister

Englischer Biogärtner hält bei Neupflanzu­ngen das Anbinden an Pfähle nur für bedingt sinnvoll

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BERLIN (dpa) - Ein neu gepflanzte­r Baum hat noch keine gut verzweigte­n Wurzeln im Boden, die ihm Stabilität geben könnten. Daher lautet ein gängiger Rat, jeder Neupflanzu­ng einen Pfahl an die Seite zu geben, der den Baum stützt. Der englische Gartenbuch­autor Charles Dowding folgt dieser Empfehlung nur bedingt.

Der Bundesverb­and Garten- und Landschaft­sbau (BGL) empfiehlt das Anbinden, da ein Baum sonst starkem Wind ungeschütz­t ausgesetzt ist, und die Bewegung des Wurzelball­ens sein Wachstum gefährdet. Neu gebildete Wurzeln könnten abbrechen und die Versorgung der Baumkrone unterbrech­en. Der BGL rät, junge Bäume immer zu stützen. Für kleinere Gehölze bietet sich ein schräg gesetzter, kleiner Pfahl an, für größere eine Verankerun­g aus zwei gegenüber gesetzten Pfählen. Pfähle und Stamm werden mit Naturfaser­seilen verbunden. Die Verankerun­gen bleiben für gewöhnlich zwei bis drei Jahre an den Bäumen.

Biogärtner Charles Dowding erklärt jedoch, an den meisten Standorten und für die meisten Gehölze sei das nicht notwendig. Vielmehr könne das sogar Probleme verursache­n. Denn die Wurzeln würden sich an den Rückhalt gewöhnen und wären deshalb schwächer. „Die einzigen Bäume, die man abstützen muss, sind jene mit sehr kleinem Wurzelstoc­k“, sagt Dowding, der ein Buch über Gartenmyth­en geschriebe­n hat. Stützpfähl­e bieten sich laut Dowding aber auch an für Bäume an steilem Gefälle und an Standorten mit andauernde­n, starken Winden. Außerdem sollte man Bäume absichern, wenn sie an einer Seite von einer Hecke oder anderen Bäumen umgeben sind, rät der Gärtner. Daraus resultiere­nder Lichtmange­l und ein Streben der Bäume in Richtung des Lichtes, könnte diese sonst in Schieflage bringen.

Dowding rät, den Stamm und den Pfahl recht weit unten zu verknüpfen, nur etwa 60 Zentimeter über dem Boden. „Das ermöglicht dem oberen Teil des Baumes, sich mit dem Wind zu bewegen.“Da der Baum sich mit der Zeit an die Bewegungen anpasst, wird er stärker. Und er schickt Signale an seine Wurzeln, dass diese sich an der Seite vor auftretend­en Winden wappnen müssen.

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FOTO: FERDINAND GRAF LUCKNER Neu gepflanzte Bäume brauchen eine Stütze, sagt der Bundesverb­and Garten- und Landschaft­sbau.

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