Wasserburger fährt mit seinen Ponys Bestzeiten
Josef Schmid nimmt regelmäßig an Kutschen- und Schlittenrennen teil
Josef Schmid nimmt regelmäßig an Rennen teil
WASSERBURG (andy) - Tagesbestzeit ist Josef Schmid vor etwa einer Woche mit seinen beiden Ponys Mäxle und Sim beim Pferdeschlittenrennen in Scheidegg gefahren. Das war jedoch der erste Erfolg, den der 56-jährige Wasserburger mit seinen Ponys feiern konnte. Er ist nämlich nicht nur auf Kufen erfolgreich, sondern nimmt auch regelmäßig mit seinen Kutschen an verschiedenen Turnieren teil. In einem Raum bedecken seine Bänder, die es für eine vordere Platzierung gibt, fast die gesamte Wand. 2016 wurde Schmid badischer Meister mit seinem PonyZweispänner und landete auf der baden-württembergischen Rangliste auf Platz 11.
Vor etwa 15 Jahren ist der gebürtige Balinger zum Kutschfahren gekommen. Ursprünglich hatte er seiner Tochter ein Pony gekauft, aber weil in seinen Augen ein Pony kein Pony ist, kamen im Laufe der Jahre weitere Tiere hinzu. Derzeit stehen fünf in seinem Stall. Irgendwann wurden die Kinder allerdings zu groß. Schmid sagt: „Erwachsene können nicht auf Ponys reiten und deshalb habe ich das Kutschfahren angefangen.“Denn seine Ponys wollte Schmid, der seit 2000 in Wasserburg wohnt, nicht hergeben.
Schnell habe er Blut geleckt, sagt Schmid. Vor sieben oder acht Jahren nahm er dann erstmals an einem Turnier teil – und war begeistert. „Da ist wahnsinnig viel Adrenalin dabei“, beschreibt er seine Faszination. Außerdem gefiel ihm von Anfang an die gute Kameradschaft unter den Fahrern. Er sagt: „Einer hilft dem anderen. Man feiert zusammen und keiner missgönnt dem anderen seinen Erfolg.“
Meist gehe ein Turnier über mehrere Tage, berichtet Schmid. Es sei in der Regel in drei Teile aufgegliedert. Zunächst müssen die Teilnehmer bei der Dressur ihr Können zeigen. Hier gilt es mit dem Gespann möglichst elegant verschiedene Figuren zu fahren. Mehrere Richter bewerten dabei, ob das Pferd die Gangart beibehält, im Takt läuft und wie der Lenker Peitsche und Leinen einsetzt. Auch das Erscheinungsbild des Gespanns fließt in die Wertung ein. Am Ende vergeben die Richter Noten. Schmid sagt: „Die Dressur ist das Schwierigste. Jeder Richter hat seine eigene Meinung und manchmal fragt man sich, was hat der jetzt gesehen?“
Nach der Dressur folgt der Marathon. Dabei muss die Kutsche zwischen zwölf und 18 Kilometer durch das Gelände fahren und verschiedene Hindernisse überwinden. Hier komme es vor allem auf die Kondition der Pferde an. Schmid sagt: „Wenn du keinen Athleten hast, brauchst du nicht ins Turnier zu gehen.“
Zuletzt folgt der Parcours. Dabei werden schmale Tore aus Kegeln gebaut, durch die das Gespann fahren muss. „Oft hat zwischen Kutsche und Pylone nur noch eine Streichholzschachtel Platz“, berichtet Schmid. Auf den Kegeln liegen kleine Bälle, die nicht herunterfallen dürfen. Wie beim Marathon geht es hier auch darum, den Parcours möglichst schnell zu bewältigen.
Bei den Turnieren sitzen die Teilnehmer immer zu zweit auf der Kutsche. Einer ist der Fahrer, der andere der Navigator. Schmid erklärt: „Der
Josef Schmid
Fahrer muss immer wissen, wo es lang geht, aber in der Hektik ist es gut, wenn es noch eine Absicherung gibt.“Anfangs übernahm seine Lebensgefährtin die Aufgabe des Mitfahrers. „Aber jetzt, wo ich vorne mit dabei sein will, ist es ihr zu schnell“, sagt Schmid lachend. Nun unterstützen ihn Bekannte, die ebenfalls im Fahrsport tätig sind. Einer seiner größten Erfolge war, als er Kombinationssieger bei einem internationalen Turnier in Österreich wurde.
Doch nicht nur bei Turnieren ist Schmid mit der Kutsche unterwegs: Er bietet zudem Kutschfahrten für Hochzeiten und Geburtstagsfeiern an. Außerdem engagiert ihn im Sommer ein Campingplatz. Zudem hat der Wasserburger vergangenes Jahr den zweithöchsten Trainerschein gemacht. „Ich war einer von fünf Absolventen.“ Ausgebildet wurde er von einem ehemaligen Bundestrainer. Nun kann er Führerscheinprüfungen für das Fahren von Gespannen anbieten. Ab Juli benötige diese Fahrabzeichen jeder Kutscher, der sich im öffentlichen Straßenverkehr bewege, sagt Schmid.
Trotz dieser Tätigkeiten lebt Schmid nicht von seinen Ponys. Er ist selbstständiger Elektromeister. Dabei kann er sich seine Arbeit relativ frei einteilen, so dass er genügend Zeit für seine Turniere findet.
„Da ist wahnsinnig viel Adrenalin dabei.“