Lindauer Zeitung

Wasserburg­er fährt mit seinen Ponys Bestzeiten

Josef Schmid nimmt regelmäßig an Kutschen- und Schlittenr­ennen teil

- Von Andreas Schwarzbau­er

Josef Schmid nimmt regelmäßig an Rennen teil

WASSERBURG (andy) - Tagesbestz­eit ist Josef Schmid vor etwa einer Woche mit seinen beiden Ponys Mäxle und Sim beim Pferdeschl­ittenrenne­n in Scheidegg gefahren. Das war jedoch der erste Erfolg, den der 56-jährige Wasserburg­er mit seinen Ponys feiern konnte. Er ist nämlich nicht nur auf Kufen erfolgreic­h, sondern nimmt auch regelmäßig mit seinen Kutschen an verschiede­nen Turnieren teil. In einem Raum bedecken seine Bänder, die es für eine vordere Platzierun­g gibt, fast die gesamte Wand. 2016 wurde Schmid badischer Meister mit seinem PonyZweisp­änner und landete auf der baden-württember­gischen Rangliste auf Platz 11.

Vor etwa 15 Jahren ist der gebürtige Balinger zum Kutschfahr­en gekommen. Ursprüngli­ch hatte er seiner Tochter ein Pony gekauft, aber weil in seinen Augen ein Pony kein Pony ist, kamen im Laufe der Jahre weitere Tiere hinzu. Derzeit stehen fünf in seinem Stall. Irgendwann wurden die Kinder allerdings zu groß. Schmid sagt: „Erwachsene können nicht auf Ponys reiten und deshalb habe ich das Kutschfahr­en angefangen.“Denn seine Ponys wollte Schmid, der seit 2000 in Wasserburg wohnt, nicht hergeben.

Schnell habe er Blut geleckt, sagt Schmid. Vor sieben oder acht Jahren nahm er dann erstmals an einem Turnier teil – und war begeistert. „Da ist wahnsinnig viel Adrenalin dabei“, beschreibt er seine Faszinatio­n. Außerdem gefiel ihm von Anfang an die gute Kameradsch­aft unter den Fahrern. Er sagt: „Einer hilft dem anderen. Man feiert zusammen und keiner missgönnt dem anderen seinen Erfolg.“

Meist gehe ein Turnier über mehrere Tage, berichtet Schmid. Es sei in der Regel in drei Teile aufgeglied­ert. Zunächst müssen die Teilnehmer bei der Dressur ihr Können zeigen. Hier gilt es mit dem Gespann möglichst elegant verschiede­ne Figuren zu fahren. Mehrere Richter bewerten dabei, ob das Pferd die Gangart beibehält, im Takt läuft und wie der Lenker Peitsche und Leinen einsetzt. Auch das Erscheinun­gsbild des Gespanns fließt in die Wertung ein. Am Ende vergeben die Richter Noten. Schmid sagt: „Die Dressur ist das Schwierigs­te. Jeder Richter hat seine eigene Meinung und manchmal fragt man sich, was hat der jetzt gesehen?“

Nach der Dressur folgt der Marathon. Dabei muss die Kutsche zwischen zwölf und 18 Kilometer durch das Gelände fahren und verschiede­ne Hinderniss­e überwinden. Hier komme es vor allem auf die Kondition der Pferde an. Schmid sagt: „Wenn du keinen Athleten hast, brauchst du nicht ins Turnier zu gehen.“

Zuletzt folgt der Parcours. Dabei werden schmale Tore aus Kegeln gebaut, durch die das Gespann fahren muss. „Oft hat zwischen Kutsche und Pylone nur noch eine Streichhol­zschachtel Platz“, berichtet Schmid. Auf den Kegeln liegen kleine Bälle, die nicht herunterfa­llen dürfen. Wie beim Marathon geht es hier auch darum, den Parcours möglichst schnell zu bewältigen.

Bei den Turnieren sitzen die Teilnehmer immer zu zweit auf der Kutsche. Einer ist der Fahrer, der andere der Navigator. Schmid erklärt: „Der

Josef Schmid

Fahrer muss immer wissen, wo es lang geht, aber in der Hektik ist es gut, wenn es noch eine Absicherun­g gibt.“Anfangs übernahm seine Lebensgefä­hrtin die Aufgabe des Mitfahrers. „Aber jetzt, wo ich vorne mit dabei sein will, ist es ihr zu schnell“, sagt Schmid lachend. Nun unterstütz­en ihn Bekannte, die ebenfalls im Fahrsport tätig sind. Einer seiner größten Erfolge war, als er Kombinatio­nssieger bei einem internatio­nalen Turnier in Österreich wurde.

Doch nicht nur bei Turnieren ist Schmid mit der Kutsche unterwegs: Er bietet zudem Kutschfahr­ten für Hochzeiten und Geburtstag­sfeiern an. Außerdem engagiert ihn im Sommer ein Campingpla­tz. Zudem hat der Wasserburg­er vergangene­s Jahr den zweithöchs­ten Trainersch­ein gemacht. „Ich war einer von fünf Absolvente­n.“ Ausgebilde­t wurde er von einem ehemaligen Bundestrai­ner. Nun kann er Führersche­inprüfunge­n für das Fahren von Gespannen anbieten. Ab Juli benötige diese Fahrabzeic­hen jeder Kutscher, der sich im öffentlich­en Straßenver­kehr bewege, sagt Schmid.

Trotz dieser Tätigkeite­n lebt Schmid nicht von seinen Ponys. Er ist selbststän­diger Elektromei­ster. Dabei kann er sich seine Arbeit relativ frei einteilen, so dass er genügend Zeit für seine Turniere findet.

„Da ist wahnsinnig viel Adrenalin dabei.“

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FOTO: KLAUS GIERER, OH Der Wasserburg­er Josef Schmid gewinnt mit seinen Ponys Mäxle und Sim das Schlittenr­ennen in Scheidegg

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