Flüchtlingen auf Augenhöhe begegnen
Foto-Ausstellung „Neu-Deutsch 2.0.“ist bis 25. Februar in Lindau zu sehen
LINDAU (cf) - Mit ihrer Foto-Dokumentation „Neu-Deutsch 2.0“begegnet die Fotografin Annelie Mackinnon Flüchtlingen auf Augenhöhe. Die Ausstellung ist bis zum 25. Februar auf zwei Orte in Lindau aufgeteilt, zum einen in der Sparkassenschalterhalle in der Bregenzer Straße 33, zum andern in der Kolping-Akademie Lindau im Langenweg 24.
Die Vernissage nutzte Landrat Elmar Stegmann, einer der Schirmherren dieses Ausstellungsprojekts, das vorher schon in Lindenberg, Oberstdorf, Neu-Ulm und Weißenhorn gezeigt wurde, um einen Überblick über die Flüchtlingssituation in seinem Landkreis zu geben. Von den aktuell 652 Flüchtlingen im Landkreis Lindau lebten 130 in Gemeinschaftsunterkünften des Freistaates, alle anderen sind vom Landkreis dezentral untergebracht.
Dank seiner Mitarbeiter und vor allem auch dank der 92 Helfergruppen, in denen 450 bis 500 Menschen ehrenamtlich engagiert seien, laufe die Integration der Geflüchteten sehr zufriedenstellend. Für eine erfolgreiche Integration stehe das Erlernen der Sprache sowie der Werte des Gastlandes an vorderster Stelle. Dass das funktioniert, zeigten die verschiedenen Wortbeiträge von Geflüchteten und Porträtierten in deutscher Sprache. In kurzen Ansprachen, sogar in Gedichten gaben sie einen Einblick in ihr Seelenleben und dankten dafür, hier aufgenommen zu sein.
Manche der Porträtierten mussten Deutschland verlassen
Auch unter den Personen, die in der Ausstellung gezeigt werden, sind aber nicht mehr alle hier, der eine oder andere musste Deutschland inzwischen verlassen. Die anderen leben hier, teilweise im Landkreis. Von einigen ist auf Tafeln die Herkunft und die Odyssee beschrieben, die sie durchstehen mussten.
Die Porträts selbst sind auf Alutafeln gedruckt, was je nach Blickwinkel und Beleuchtung brilliant oder sehr weich wirkt. Als Vorlage für ihr Konzept griff Mackinnon die Tradition alter Meister auf, bei denen die Gesichter aus dem Dunkel in wenig seitlichem Licht auftauchen, den Blick direkt ins Objektiv gerichtet. Das hat zur Folge, dass der Betrachter sich von den Abgebildeten stets beobachtet fühlt, ob er direkt davor steht oder seitlich.
Die weitgehend ernsten, aber würdevollen Gesichter verfehlen damit ihre Wirkung nicht. Die Fotografin ergänzt: „Weil die Leute aus dem Dunkeln kommen und noch viel zu bewältigen haben“, habe sie diese Idee der Technik der alten Meister aufgegriffen.
Für den Landtagsabgeordneten Eberhard Rotter ist „Neu-Deutsch 2.0“ebenfalls bereits sehr vertraut, denn er wie auch Stegman stehen zum dritten Mal als Schirmherren auf den Plakaten. Rotter hofft, dass die Ausstellung den Zugang zu den Neubürgern erleichtert, denn „diese Leute werden lange bei uns bleiben. Daher kann der Blick in diese Augen der Porträtierten ein Anfang sein, auf diese Leute zuzugehen.“Da die Deutschen bekanntlich Vereinsmeier seien, hofft Rotter, dass über diese Schiene auch noch mehr läuft in Sachen Integration. Die Ausstellung „Neu-Deutsch 2.0“ist während der Geschäftszeiten in der Sparkasse (Bregenzer Straße 33) und an Werktagen von 8 bis 16.30 Uhr in der Kolping-Akademie (Langenweg 24) zu besichtigen. Schulklassen sollten sich unter 0 83 82 / 93 36-0 anmelden.