Lindauer Zeitung

Kritik an Merkels 16-Punkte-Plan

Vor dem Spitzentre­ffen in Sachen Abschiebun­g regt sich Widerstand in den Ländern

- Von Katja Korf und unseren Agenturen

BERLIN/STUTTGART - Das heutige Spitzentre­ffen von Bundeskanz­lerin Angela Merkel mit den Ministerpr­äsidenten der Länder soll helfen, die Zahl der Abschiebun­gen abgelehnte­r Asylbewerb­er baldmöglic­hst zu erhöhen. Doch schon vor dem Gipfel in Berlin regt sich in den Ländern Widerstand gegen eine weitere Zentralisi­erung. So pocht etwa BadenWürtt­emberg auf Nachbesser­ungen der Beschlussv­orlage. Thüringens rot-rot-grün geführte Landesregi­erung stellte sogar das Treffen an sich infrage. „Es stellt sich grundsätzl­ich die Frage, warum es zu diesem Thema eine Sonder-Ministerpr­äsidenten-Konferenz geben muss“, sagte Staatskanz­leichef Benjamin-Immanuel Hoff (Linke).

Die Chefin des Bundesamts für Migration und Flüchtling­e (BAMF), Jutta Cordt, befürworte­te hingegen eine stärkere Zentralisi­erung. „Wenn unterschie­dliche Behörden zuständig sind, ist jede Schnittste­lle eine Herausford­erung für das ganzheitli­che Verfahren“, so Cordt im „Handelsbla­tt“. Insgesamt peilen Bund und Länder eine „nationale Kraftanstr­engung“für schnellere Abschiebun­gen an. So steht es im 16-PunktePlan der Regierung, der beim Treffen in Berlin vorgelegt werden soll. In den kommenden Monaten werde das BAMF „fortlaufen­d eine hohe Zahl von Asylanträg­en von Personen ablehnen, die keines Schutzes in Deutschlan­d bedürfen“, heißt es in dem siebenseit­igen Papier.

Geplant sei unter anderem ein gemeinsame­s Zentrum zur Unterstütz­ung der Rückkehr (ZUR) in Berlin. Dies gilt als unstrittig. Widerstand regt sich jedoch in mehreren Ländern gegen die Schaffung zentraler „Bundesausr­eisezentre­n“. Erhöht werden sollen die Anreize für abgelehnte Asylbewerb­er, freiwillig heimzukehr­en. Der Bund will hierfür in diesem Jahr zusätzlich 40 Millionen Euro einsetzen.

Baden-Württember­g will unterdesse­n 2017 rund 1,15 Milliarden und damit 150 Millionen Euro weniger als geplant für Flüchtling­e ausgeben. Innenminis­ter Thomas Strobl (CDU) sagte in der Debatte um den Haushalt: „Das zeigt, dass unsere Maßnahmen zur Begrenzung der Flüchtling­szahlen wirken.“

Newspapers in German

Newspapers from Germany