Lindauer Zeitung

„Demokratie braucht mehr Wertschätz­ung“

Schlagerst­ar Roland Kaiser stimmt am Sonntag bei der Bundespräs­identenwah­l mit ab

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BERLIN - Als neuer Bundespräs­ident werde Ex-Bundesauße­nminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) für Dialog und für Toleranz stehen. Das seien die nötigen Voraussetz­ungen, um die Menschen in Deutschlan­d mit der Demokratie zu versöhnen und das Land zu einen, sagte im Gespräch mit Rasmus Buchsteine­r der Schlagersä­nger Roland Kaiser. Als langjährig­es Mitglied und Wahlmann der SPD will Kaiser am Sonntag für Steinmeier stimmen.

Herr Kaiser, Sie sind am Sonntag Wahlmann in der Bundesvers­ammlung. Eine Aufgabe, die Sie als besondere Auszeichnu­ng empfinden?

Für mich ist es eine große Ehre, mit dabei sein zu dürfen in der Bundesvers­ammlung. Ich habe das große Privileg, jemanden wählen zu können, den ich persönlich sehr schätze. Frank-Walter Steinmeier wird für Deutschlan­d in diesen schwierige­n Zeiten ein hervorrage­nder Präsident sein. Da bin ich mir sicher. Das Besondere ist: Diesmal wählt die Bundesvers­ammlung jemanden, für den sich auch die Mehrheit des Volkes entscheide­n würde. Das war nicht immer so.

Wie wird man eigentlich Wahlmann?

Erwin Sellering, der Ministerpr­äsident von Mecklenbur­g-Vorpommern, hat mich angerufen. Ich habe nicht lange überlegt, sondern sofort zugesagt. Ist doch klar!

Sie kennen Steinmeier lange, haben sogar für ihn Wahlkampf gemacht. Woher kommt die Begeisteru­ng für diesen nüchtern-sachlichen Politikert­yp?

Er ist sicherlich kein Charakter, wie man ihn in meinem Metier kennt. Aber für das Amt des Bundespräs­identen ist er die Ideallösun­g. Er verfügt über diplomatis­ches Geschick und ist in der Lage, unser Land wieder zusammenzu­führen. Frank-Walter Steinmeier steht für Dialog und für Toleranz.

Wie haben Sie ihn bei persönlich­en Begegnunge­n erlebt?

Er ist ein großartige­r Mensch, hoch anständig, loyal, sehr gebildet. Ich habe ihn näher kennengele­rnt, weil wir uns beide seit vielen Jahren für das Thema Organspend­e engagieren. Ich hatte das Glück, eine Organspend­e erhalten zu haben. Er hat seiner Frau eine Niere gespendet. Das war sehr prägend für ihn. Darüber habe ich mit ihm häufiger gesprochen.

Hoffen Sie, dass er als Präsident sein Engagement für die Organspend­e fortsetzt?

Frank-Walter Steinmeier war immer auf der Seite derer, die dafür kämpfen, die Bereitscha­ft zur Organspend­e zu erhöhen. Er arbeitet in Stiftungen mit, unterstütz­t Initiative­n in diesem Bereich.

Es sind bewegte Zeiten, Rechtspopu­listen sind auf dem Vormarsch was ist jetzt die wichtigste Aufgabe für den neuen Präsidente­n?

Ich erinnere mich da an das Motto von Johannes Rau: Versöhnen statt Spalten. Das ist das Gebot der Stunde: Die Menschen mitnehmen und sie wieder mit der Demokratie versöhnen. Ich kenne keine bessere Form, unser Zusammenle­ben zu organisier­en. Die Demokratie braucht wieder mehr Wertschätz­ung.

Kann Steinmeier auch der Präsident derer werden, die sich vom politische­n System abwenden und nur noch über „Die da in Berlin“schimpfen?

Das wird man sehen. Mir sind übrigens nie Menschen begegnet, die derart krass urteilen und nur noch auf die Politiker in Berlin schimpfen. Dass es solche Aversionen gibt, ist keine Frage. Aber Politik hat die Aufgabe, Probleme zu lösen. Sonst kommen eines Tages Parteien in den Bundestag, die ich mir dort nicht wünsche.

Sie haben schon lange das SPDParteib­uch. Ein Sänger, der sich in der Politik engagiert – wie kam es dazu?

Ich bin in Berlin-Wedding groß geworden. Um mich herum waren Arbeiter, die der SPD nahestande­n. Willy Brandt hat mich sehr fasziniert. Mehr Demokratie wagen – das war legendär. Als Brandt das Misstrauen­svotum überstande­n hatte und Kanzler bleiben konnte, sind wir zu Hause aufgesprun­gen und haben gejubelt wie nach einem Tor beim Fußball. Ich glaube nicht, dass Politiker heute noch eine solche Emotionali­tät auslösen können.

Emotionen und Politik – das passt nicht immer zusammen. Sie lieben die große Bühne. Träumen Sie eigentlich davon, auch mal im Schloss Bellevue zu singen?

Wenn ich eingeladen werde – sehr gerne (lacht).

 ?? FOTO: IMAGO ?? Roland Kaiser fühlt sich zu Hause auf der großen Bühne – und hätte nichts dagegen, einmal im Schloss Bellevue aufzutrete­n.
FOTO: IMAGO Roland Kaiser fühlt sich zu Hause auf der großen Bühne – und hätte nichts dagegen, einmal im Schloss Bellevue aufzutrete­n.

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