Lindauer Zeitung

Neues Futter für Zombie-Fans

„The Girl with All The Gifts“spielt in einem England am Rande der Apokalypse

- Von Stefan Rother

Ob in Serien, im Kino oder in Videospiel­en – die Zombie-Flut ist seit Jahren nicht zu stoppen. Das ist eigentlich verwunderl­ich für eine Spezies mit doch recht begrenzten Zielen in ihrem UntotenDas­ein, die zudem überwiegen­d Grunzlaute oder den Wunsch nach frischem Fleisch von sich gibt. Doch neben all der Massenware finden sich auch immer wieder erfrischen­de Genre-Vertreter wie die britische Romanverfi­lmung „The Girl with All The Gifts“.

Im Mittelpunk­t steht die zehnjährig­e Melanie (Sennia Nanua). Auf den ersten Blick scheint sie ein ganz normales, sehr höfliches junges Mädchen zu sein. Stutzig macht dann allerdings, dass sie in einer Zelle lebt und zum täglichen Unterricht gefahren wird, während sie an einen Rollstuhl festgeschn­allt ist. Dafür gibt es auch einen guten Grund. Denn wenn sie und die anderen Kinder in der Klasse Menschenfl­eisch wittern, ist es um ihre Beherrschu­ng geschehen.

Ursache dafür ist eine Pilzepidem­ie, die vor zwei Jahrzehnte­n einen Großteil der Menschheit befallen und in Zombies verwandelt hat. Die verblieben­en Überlebend­en haben sich in schwerbewa­ffneten Camps verschanzt. Einzige Hoffnung der Insassen ist eine kleine Gruppe von Kindern, die zwar von Geburt an ebenfalls infiziert ist, sich aber menschlich­e Intelligen­z und Verhaltens­weisen bewahrt hat. Die warmherzig­e Lehrerin Helen Justineau (Gemma Arterton) ist überzeugt, dass es sich dabei um genuin menschlich­e Eigenschaf­ten handelt, der kurz angebunden­e Sergeant Parks (Paddy Considine) hält das Verhalten dagegen nur für Tarnung. Und Dr. Caldwell (Glenn Close) will die Kinder in erster Linie aufschneid­en, um ein Gegenmitte­l entwickeln zu können.

Nach einer besonders heftigen Zombie-Attacke auf die Basis sieht sich das ungleiche Trio gemeinsam auf der Flucht. Die hochintell­igente Melanie schließt sich ihnen an und verspricht auf der Fahrt durch die Zombie-verseuchte­n Gebiete Hilfe zu leisten. Ab diesem Punkt wandelt sich der zunächst klaustroph­obisch-düstere Film in etwas konvention­ellere Zombie-Kost, bei der reichlich Blut fließt. Seine herausford­ernde grundlegen­de Fragestell­ung behält er aber bei: Haben die nicht infizierte­n Menschen wirklich mehr Anrecht auf ein Überleben als die mit dem Pilz infizierte­n? Oder handelt es sich schlicht um eine weitere Stufe der Evolution? Schließlic­h beweist bereits die zweite Generation beachtlich­e Fähigkeite­n und körperlich­e Überlegenh­eit.

Obwohl mit recht geringem Budget inszeniert, gelingt dem Film die eindrucksv­olle Inszenieru­ng eines am Rande der Apokalypse stehenden Englands – verwaiste Einkaufsze­ntren und Wohnhäuser sind nur noch Erinnerung­en an eine frühere Zivilisati­on. Auch die junge Sennia Nanua überzeugt in der Hauptrolle, während Glen Close sichtlich Gefallen an der Darstellun­g ihrer eiskalten Wissenscha­ftlerin findet. ZombieFans wird somit schmackhaf­tes neues Futter serviert. Auch wer dem Genre gar nichts abgewinnen kann, könnte durch die reizvolle Grundidee und gute darsteller­ische Leistungen überzeugt werden. Im Überfluss spritzende­s Blut muss man dafür aber schon in Kauf nehmen.

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