Neues Futter für Zombie-Fans
„The Girl with All The Gifts“spielt in einem England am Rande der Apokalypse
Ob in Serien, im Kino oder in Videospielen – die Zombie-Flut ist seit Jahren nicht zu stoppen. Das ist eigentlich verwunderlich für eine Spezies mit doch recht begrenzten Zielen in ihrem UntotenDasein, die zudem überwiegend Grunzlaute oder den Wunsch nach frischem Fleisch von sich gibt. Doch neben all der Massenware finden sich auch immer wieder erfrischende Genre-Vertreter wie die britische Romanverfilmung „The Girl with All The Gifts“.
Im Mittelpunkt steht die zehnjährige Melanie (Sennia Nanua). Auf den ersten Blick scheint sie ein ganz normales, sehr höfliches junges Mädchen zu sein. Stutzig macht dann allerdings, dass sie in einer Zelle lebt und zum täglichen Unterricht gefahren wird, während sie an einen Rollstuhl festgeschnallt ist. Dafür gibt es auch einen guten Grund. Denn wenn sie und die anderen Kinder in der Klasse Menschenfleisch wittern, ist es um ihre Beherrschung geschehen.
Ursache dafür ist eine Pilzepidemie, die vor zwei Jahrzehnten einen Großteil der Menschheit befallen und in Zombies verwandelt hat. Die verbliebenen Überlebenden haben sich in schwerbewaffneten Camps verschanzt. Einzige Hoffnung der Insassen ist eine kleine Gruppe von Kindern, die zwar von Geburt an ebenfalls infiziert ist, sich aber menschliche Intelligenz und Verhaltensweisen bewahrt hat. Die warmherzige Lehrerin Helen Justineau (Gemma Arterton) ist überzeugt, dass es sich dabei um genuin menschliche Eigenschaften handelt, der kurz angebundene Sergeant Parks (Paddy Considine) hält das Verhalten dagegen nur für Tarnung. Und Dr. Caldwell (Glenn Close) will die Kinder in erster Linie aufschneiden, um ein Gegenmittel entwickeln zu können.
Nach einer besonders heftigen Zombie-Attacke auf die Basis sieht sich das ungleiche Trio gemeinsam auf der Flucht. Die hochintelligente Melanie schließt sich ihnen an und verspricht auf der Fahrt durch die Zombie-verseuchten Gebiete Hilfe zu leisten. Ab diesem Punkt wandelt sich der zunächst klaustrophobisch-düstere Film in etwas konventionellere Zombie-Kost, bei der reichlich Blut fließt. Seine herausfordernde grundlegende Fragestellung behält er aber bei: Haben die nicht infizierten Menschen wirklich mehr Anrecht auf ein Überleben als die mit dem Pilz infizierten? Oder handelt es sich schlicht um eine weitere Stufe der Evolution? Schließlich beweist bereits die zweite Generation beachtliche Fähigkeiten und körperliche Überlegenheit.
Obwohl mit recht geringem Budget inszeniert, gelingt dem Film die eindrucksvolle Inszenierung eines am Rande der Apokalypse stehenden Englands – verwaiste Einkaufszentren und Wohnhäuser sind nur noch Erinnerungen an eine frühere Zivilisation. Auch die junge Sennia Nanua überzeugt in der Hauptrolle, während Glen Close sichtlich Gefallen an der Darstellung ihrer eiskalten Wissenschaftlerin findet. ZombieFans wird somit schmackhaftes neues Futter serviert. Auch wer dem Genre gar nichts abgewinnen kann, könnte durch die reizvolle Grundidee und gute darstellerische Leistungen überzeugt werden. Im Überfluss spritzendes Blut muss man dafür aber schon in Kauf nehmen.