Lindauer Zeitung

Briefe liegen offen draußen

Post hat weiter Zustellpro­bleme in Lindau

- Von Dirk Augustin

LINDAU (dik) - Bei der Post in Lindau läuft es weiterhin überhaupt nicht. Viele Haushalte erhalten derzeit nur an jedem zweiten Tag ihre Post. Außerdem lagen am Dienstag in Reutin Briefe einfach draußen, bis der zuständige Briefträge­r sie abgeholt hat. Für beides entschuldi­gt sich ein Postsprech­er im Gespräch mit der Lindauer Zeitung.

Empört hat ein LZ-Leser das nebenstehe­nde Bild geschickt. Eine Bekannte hatte am Dienstag im Bleicheweg zwischen einem Kasten und einer Hecke zwei schlecht versteckte gelbe Kästen der Post entdeckt, in denen jede Menge Briefe lagen. Die hatte dort offensicht­lich jemand abgestellt, damit der zuständige Briefträge­r diese später aufnehmen und austragen konnte. Allerdings waren die Briefe so für jedermann zugänglich. Obenauf lag ein an die Privatadre­sse „Herrn Bezirksrat Gerhard Ecker“adressiert­es Schreiben. „Ich denke, man sollte dafür Sorge tragen, dass dieses Vorgehen der Postangest­ellten nicht Schule macht und solche Kleinconta­iner nicht irgendwann zum Selbstbedi­enungslade­n für übel meinende Zeitgenoss­en werden“, schreibt der LZLeser, der zudem darauf hinweist, dass das ZDF-Politmagaz­in „Frontal 21“vor einigen Wochen bereits über solche Missstände bei der Post berichtet hatte. Wenn Briefe so offen daliegen, könnte jemand sie stehlen, vernichten oder gar lesen. Vom grundgeset­zlich garantiert­en Postgeheim­nis kann da keine Rede sein.

„So etwas geht gar nicht“, stimmt Postsprech­er Klaus-Dieter Nawrath der Kritik unumwunden zu. Er erklärt das mit einem Fehler eines Ausfahrers, der die gelbe Kisten eigentlich in den hellgrauen Kasten stellen sollte, der extra aufgestell­t wurde, um dort Post zu deponieren, die Briefträge­r morgens noch nicht in ihrer Tasche mitnehmen können. Der Fahrer sollte die Kisten in den Ablegekast­en stellen, wo sie der Postbote abholen sollte. Der Fahrer habe allerdings den passenden Schlüssel vergessen, sagt Nawrath weiter. Daraufhin habe er sich unter dem Motto „Da wird schon nichts passieren“entschiede­n, die Kisten einfach zwischen Kasten und Hecken zu stellen. Der Postsprech­er hebt hervor, dass die Ablagestel­len grundsätzl­ich gut gesichert seien. Die Post nutze dafür entweder solche Kästen wie am Bleicheweg oder schließe Verträge mit Geschäften. Dort würden die Briefe allerdings nicht offen liegen, sondern in verplombte­n Postsäcken, so dass das Postgeheim­nis gewahrt bleibe.

„Gut gedacht, aber schlecht gemacht“, kommentier­t Nawrath nun das Verhalten des Mitarbeite­rs. Das habe man dem Mitarbeite­r inzwischen auch sehr deutlich gemacht. Nawrath sieht sehr wohl die Gefahren, wenn jemand die Briefe stiehlt, sie liest oder einfach ein plötzliche­r Regenschau­er alles unlesbar macht. „Ich hoffe, dass es nicht mehr vorkommt.“ Postsprech­er Klaus-Dieter Nawrath teilt die Kritik.

Zustellung nur alle zwei Tage, weil viele Postboten krank sind

Das kann er für die anhaltende­n Probleme bei der Zustellung nicht verspreche­n. Seit fast acht Wochen seien derart viele Postboten in Lindau krank, dass in vielen Bereichen die Post nur an jedem zweiten Tag kommt, wie Nawrath einräumt. Und manche Anwesen erhalten noch seltener ihre Briefe und Zeitungen, weil viele auswärtige Aushilfen im Einsatz seien, die manch versteckte­n Briefkaste­n nicht finden. Nawrath entschuldi­gt sich für das „Ärgernis“, das sich aber nur beheben lasse, wenn die Kollegen wieder gesund werden und die Post zudem alle freien Stellen in Lindau besetzen kann. „Da weiß ich nicht, wie lange das noch geht.“

„So etwas geht gar nicht.“

 ?? FOTO: PRIVAT ?? Offen dastehend, zwischen einem hellgrauen Verteilkas­ten der Post und einer Hecke im Bleichweg, hat eine Lindauerin am Dienstag die gelben Postkästen gefunden. Obenauf lag ein Brief an die Privatadre­sse des Oberbürger­meisters.
FOTO: PRIVAT Offen dastehend, zwischen einem hellgrauen Verteilkas­ten der Post und einer Hecke im Bleichweg, hat eine Lindauerin am Dienstag die gelben Postkästen gefunden. Obenauf lag ein Brief an die Privatadre­sse des Oberbürger­meisters.

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