Briefe liegen offen draußen
Post hat weiter Zustellprobleme in Lindau
LINDAU (dik) - Bei der Post in Lindau läuft es weiterhin überhaupt nicht. Viele Haushalte erhalten derzeit nur an jedem zweiten Tag ihre Post. Außerdem lagen am Dienstag in Reutin Briefe einfach draußen, bis der zuständige Briefträger sie abgeholt hat. Für beides entschuldigt sich ein Postsprecher im Gespräch mit der Lindauer Zeitung.
Empört hat ein LZ-Leser das nebenstehende Bild geschickt. Eine Bekannte hatte am Dienstag im Bleicheweg zwischen einem Kasten und einer Hecke zwei schlecht versteckte gelbe Kästen der Post entdeckt, in denen jede Menge Briefe lagen. Die hatte dort offensichtlich jemand abgestellt, damit der zuständige Briefträger diese später aufnehmen und austragen konnte. Allerdings waren die Briefe so für jedermann zugänglich. Obenauf lag ein an die Privatadresse „Herrn Bezirksrat Gerhard Ecker“adressiertes Schreiben. „Ich denke, man sollte dafür Sorge tragen, dass dieses Vorgehen der Postangestellten nicht Schule macht und solche Kleincontainer nicht irgendwann zum Selbstbedienungsladen für übel meinende Zeitgenossen werden“, schreibt der LZLeser, der zudem darauf hinweist, dass das ZDF-Politmagazin „Frontal 21“vor einigen Wochen bereits über solche Missstände bei der Post berichtet hatte. Wenn Briefe so offen daliegen, könnte jemand sie stehlen, vernichten oder gar lesen. Vom grundgesetzlich garantierten Postgeheimnis kann da keine Rede sein.
„So etwas geht gar nicht“, stimmt Postsprecher Klaus-Dieter Nawrath der Kritik unumwunden zu. Er erklärt das mit einem Fehler eines Ausfahrers, der die gelbe Kisten eigentlich in den hellgrauen Kasten stellen sollte, der extra aufgestellt wurde, um dort Post zu deponieren, die Briefträger morgens noch nicht in ihrer Tasche mitnehmen können. Der Fahrer sollte die Kisten in den Ablegekasten stellen, wo sie der Postbote abholen sollte. Der Fahrer habe allerdings den passenden Schlüssel vergessen, sagt Nawrath weiter. Daraufhin habe er sich unter dem Motto „Da wird schon nichts passieren“entschieden, die Kisten einfach zwischen Kasten und Hecken zu stellen. Der Postsprecher hebt hervor, dass die Ablagestellen grundsätzlich gut gesichert seien. Die Post nutze dafür entweder solche Kästen wie am Bleicheweg oder schließe Verträge mit Geschäften. Dort würden die Briefe allerdings nicht offen liegen, sondern in verplombten Postsäcken, so dass das Postgeheimnis gewahrt bleibe.
„Gut gedacht, aber schlecht gemacht“, kommentiert Nawrath nun das Verhalten des Mitarbeiters. Das habe man dem Mitarbeiter inzwischen auch sehr deutlich gemacht. Nawrath sieht sehr wohl die Gefahren, wenn jemand die Briefe stiehlt, sie liest oder einfach ein plötzlicher Regenschauer alles unlesbar macht. „Ich hoffe, dass es nicht mehr vorkommt.“ Postsprecher Klaus-Dieter Nawrath teilt die Kritik.
Zustellung nur alle zwei Tage, weil viele Postboten krank sind
Das kann er für die anhaltenden Probleme bei der Zustellung nicht versprechen. Seit fast acht Wochen seien derart viele Postboten in Lindau krank, dass in vielen Bereichen die Post nur an jedem zweiten Tag kommt, wie Nawrath einräumt. Und manche Anwesen erhalten noch seltener ihre Briefe und Zeitungen, weil viele auswärtige Aushilfen im Einsatz seien, die manch versteckten Briefkasten nicht finden. Nawrath entschuldigt sich für das „Ärgernis“, das sich aber nur beheben lasse, wenn die Kollegen wieder gesund werden und die Post zudem alle freien Stellen in Lindau besetzen kann. „Da weiß ich nicht, wie lange das noch geht.“
„So etwas geht gar nicht.“