Bürger sollen „stolz auf ihr Zeppelin-Museum sein“
Museumschefin Claudia Emmert zu unverzichtbaren Wechselausstellungen und zum geplanten Museumsquartier
FRIEDRICHSHAFEN - Das ZeppelinMuseum hat 2016 seinen 20. Geburtstag gefeiert. In den Freudesreigen mischte sich mit einer interdisziplinären Ausstellung auch eine Häfler Museumspremiere. Alexander Mayer hat sich mit Museumsdirektorin Claudia Emmert über „Möglichkeit Mensch“genauso unterhalten, wie über neue Wege in der Museumsvermarktung, über aktuelle Besucherzahlen und das geplante Museumsquartier.
Mit der Ausstellung „Möglichkeit Mensch“hat das Zeppelin-Museum das erste Mal die Bereiche Technik und Kunst in einer großen Ausstellung interdisziplinär verbunden. Wie beurteilt die Museumsdirektorin diese Premiere?
Uns sind mit „Möglichkeit Mensch“wesentliche Dinge gelungen. Einmal die Verbindung von Technik und Kunst, aber auch der Anschluss an Fragestellungen der Gegenwart. Als Drittes haben wir einen disziplinenübergreifenden Diskurs in Kooperation mit der Zeppelin Universität Friedrichshafen und der Universität Konstanz angestoßen. Über die Erzählung einer Ausstellung, auch dieser, beschreiben wir die Geschichte der Luftschifffahrt immer wieder neu. Und das ist ein wichtiger Aspekt, um ein Museum lebendig zu halten.
Das Museum wurde erneut von der Kulturstiftung des Bundes bedacht. Was bedeutet dies für das Zeppelin-Museum?
Wir sind enorm glücklich darüber. Wir haben die höchste Auszeichnung bekommen, die es für die Kultur in Deutschland gibt. Dabei kommt es sehr selten vor, dass eine Institution mehrfach hintereinander bedacht wird. Für uns bedeutet dies ein Zugewinn an Renommee, auch im Kontext der deutschen Museumsszene. Da wollen wir hin. Ziel ist es, ein internationales Level zu erreichen.
Sie gehen neue Wege in der Vermarktung des Museums. Die Münchner Agentur Goldmann PR puscht die musealen Auftritte. Was versprechen Sie sich davon?
Projekte machen nur Spaß, wenn sie wahrgenommen werden. Und einer Stadt macht ihr Museum auch nur Spaß, wenn es bundesweit auf große Resonanz stößt. Wir möchten, dass die Stadt und ihre Bürger auf ihr Zeppelin-Museum stolz sind. Wir möchten, dass das Museum auf internationaler Ebene attraktiv ist und von möglichst vielen Menschen weltweit wahrgenommen wird.
Wie hat sich die Finanzsituation des Museums, das als GmbH rund 50 Prozent seiner Kosten selbst erwirtschaften muss, entwickelt?
Wir haben heute eine stabile Ausgangslage, auch wenn wir für Großprojekte Sponsoren-Mittel einwerben müssen.
Und wie sind die Besucherzahlen?
Die Analyse der Besucherzahlen zeigt, dass Wechselausstellungen unverzichtbar sind. Mariele Neudecker brachte das zweitbeste Februar/ März-Ergebnis seit Museumsgründung. Wir haben sehr gute Zahlen bei „Strom-Linien-Form“und Otto Dix. Der Dezember 2016 war mit 8737 Besuchern der beste Dezember überhaupt. Wir hatten aber starke Einbrüche im April, als es keine Wechselausstellung zu sehen gab. Insgesamt kamen im zurückliegenden Jahr 235 000 Besucher ins Museum. Das ist ein durchschnittliches Ergebnis. Es hängt vielleicht auch mit der Komplexität von „Möglichkeit Mensch“ zusammen. Aber auch solche Ausstellungen, die dem Forschungsauftrag des Museums Rechnung tragen, brauchen wir. 2017 geht’s interdisziplinär weiter. Die Ausstellung „Kult“steht auf der Agenda.
Was erwartet den Besucher?
„Kult“ist wieder ein Kooperationsprojekt der zwei Sparten unseres Museums, Technik und Kunst. Wir untersuchen in einem Teil der Ausstellung die Verkultungsstrategien des Zeppelins zu unterschiedlichen Zeiten und in verschiedenen Medien. Teil zwei befasst sich mit den Strategien der Kultbildung in unserer Gesellschaft und ihrer Spiegelung in der zeitgenössischen Kunst. Hier untersuchen wir sowohl religiöse Kulte als auch Verkultungsprozesse in der Popkultur.
Das Zeppelin-Museum soll wachsen, die Stadt soll ein Museumsquartier bekommen. Warum ist Ihnen die neue Häfler Museumsmeile so wichtig?
Durch ein Museumsquartier für Technikgeschichte und Kunst entstehen neue Perspektiven für ganz Friedrichshafen: Touristisch, als Kulturstandort, als Innovationsstandort, aber auch im Kampf um die besten Köpfe für die großen Firmen in Friedrichshafen. Zudem haben wir eine hochkarätige Kunstsammlung. Wie Oberbürgermeister Brand in seiner Eröffnungsrede zur Dix-Ausstellung gesagt hat, wurden die Werke ja gekauft, um das Museum und die Stadt zu bereichern. Und nicht um im Depot zu verschwinden.
Wie ist der Stand der Planungen?
Ich freue mich, dass OB Andreas Brand dem Neubauprojekt große Priorität gibt. Diese Planungen aber brauchen Zeit. Wir stehen mit dem Oberbürgermeister im Gespräch über inhaltliche und räumliche Konzepte. Mehr möchte ich heute dazu nicht sagen.