Teamgeist, Torhunger und jede Menge Erfahrung
Eishockey: SG Lindenberg/Lindau 1b ist Eishockey-Bezirksligameister und steht vor den Play-offs
LINDENBERG/LINDAU - Auch wenn manche Spiele vom Verlauf her knapp waren: Die SG Lindenberg/ Lindau 1b hat sich mit einer beeindruckenden Überlegenheit die Meisterschaft in der Bezirksliga Gruppe 4 geholt. Aber was macht die Mannschaft so stark? Vor dem Start in die Play-offs am morgigen Freitag gegen den EV Mittenwald (20 Uhr) gerät der Tabellenführer etwas genauer ins Blickfeld – wie auch die anstehenden Play-offs, deren Erreichen für den TV Lindenberg jetzt schon der größte Erfolg seit 40 Jahren ist.
Wie sieht die Erfolgsbilanz in Zahlen aus?
Die SG Lindenberg/Lindau 1b hat 52 von 54 möglichen Punkten geholt. 17 der 18 Rundenspiele wurden gewonnen, die einzige Niederlage gab es gegen Vizemeister Lechbruck erst im Penaltyschießen. Das Torverhältnis von 143:37 spricht Bände. Alle Siege gab es mit mindestens zwei Toren Vorsprung, fünfmal wurde der Gegner sogar zweistellig vom Eis gefegt. Beeindruckend: Zu Hause in Lindenberg wurde seit Februar 2015 kein Spiel mehr nach 60 Minuten verloren.
Ist dieser Erfolg überraschend?
Ja und nein. Seitdem der 33-jährige Trainer Matthias Schwarzbart das Sagen hat, geht es konstant nach oben: Platz fünf, Platz drei – und jetzt Platz eins. Er hat es geschafft, aus starken Einzelspielern ein funktionierendes Kollektiv zu formen, in dem jeder für jeden kämpft. Stichwort Teamspirit. Zudem sind in diesen drei Jahren immer mehr Hochkaräter vom EV Lindau in den Bezirksligakader gekommen, die sich den großen Aufwand in Ober- und Bayernliga nicht mehr antun wollten – zum Beispiel Timo Kronfoth, Daniel Pfeiffer oder Patrick Prell. Kombiniert mit den Lindenberger SturmGranaten Manuel Merk und Michael Wellenberger gibt das eine für die Bezirksliga enorme Qualität. Aber dass es die Meisterschaft mit so großem Vorsprung geben würde, damit hatten selbst die kühnsten Optimisten nicht gerechnet.
Was sind die Säulen des Erfolgs?
Die Defensive um Kapitän Patrick Prell macht einen richtig guten Job. Selbst in Unterzahl brennt nur selten etwas an – und wenn, dann ist der 22jährige Torwart Dominik Hattler ein zuverlässiger Rückhalt. Weniger als 2,2 Gegentore pro Spiel sind mit Abstand der Bestwert der Liga. Offensiv ist die Mannschaft sehr variabel. Jede Reihe kann Tore erzielen, schon fünf Spieler haben bereits zweistellig getroffen: Manuel Merk (25), Timo Kronfoth (16), Michael Wellenberger (14), Daniel Pfeiffer und Dominik Mahren (beide elf ). Insgesamt gab es 16 verschiedene Torschützen.
Was sind die Schwachstellen?
Die Strafbank. Angesichts ihrer spielerischen Überlegenheit kassiert die Mannschaft zu viele Zeitstrafen. Das hatte in der Liga zwar bislang so gut wie keine Auswirkung – aber in den Play-offs gegen stärkere Gegner werden die Unterzahlsituationen wohl nicht so glimpflich ablaufen.
War in dieser Bezirksliga schon mal ein Meister so gut?
Im langjährigen Vergleich ist die Lindenberger Bilanz schon ziemlich gut – allerdings waren zuletzt zwei Übermannschaften noch besser: Der EV Füssen gewann in der vergangenen Saison alle 20 Spiele mit überragenden 228:30 Toren. Und in der Spielzeit 2014/15 holte die SG Ulm/ Neu-Ulm als Meister 58 von 60 möglichen Punkten (165:48 Tore).
Wie geht’s jetzt in den Play-offs weiter?
Die Ersten und Zweiten der vier Bezirksliga-Gruppen ermitteln ab dem morgigen Freitag den Bayerischen Bezirksliga-Meister. Gespielt wird eine K.-o.-Runde im Modus „Best of Three“(maximal drei Spiele, wer zweimal gewinnt ist weiter). Lindenberg hat als Gruppensieger im ersten Spiel Heimrecht und trifft auf den Zweiten der Gruppe 3. Wer das ist, ist noch offen (siehe Infokasten unten). Spieltermine für das Viertelfinale sind der 10., 12. und 17. Februar. Das Halbfinale ist auf den 19., 24. und 26. Februar angesetzt. Die Sieger der beiden Halbfinalspiele qualifizieren sich für die Landesliga und ermitteln im Endspiel am 3., 5. und 10. März den Bayerischen Meister der Bezirksliga.
Wie sind die Chancen?
Für 1b-Spielertrainer Matthias Schwarzbart ist das „schwierig zu sagen“. Er verfolgt zwar die Ergebnisse und Spielberichte aus den anderen Ligen – aber ansonsten sind die potenziellen Gegner für ihn unbekannt. Dass in der Gruppe 3 gleich drei Teams um die Play-offs spielten, könne man so oder so interpretieren: Entweder gibt es dort keine Übermannschaft – oder das Niveau in der Liga ist insgesamt hoch. „Wir nehmen es, wie es kommt“, sagt Schwarzbart. Er rechnete mit Mittenwald als erstem Gegner – zu Recht, wie sich jetzt herausstellte.
Will die Mannschaft überhaupt aufsteigen?
„Mein Ziel war vor der Saison das Erreichen der Play-offs. Alles andere ist ein Bonus“, sagt Schwarzbart. Allein schon die K.-o.-Spiele sind für viele, vor allem junge Spieler eine neue Erfahrung.
Mit dem Thema Aufstieg habe man sich noch nicht beschäftigt. „Wenn es soweit kommen sollte, werden wir mit allen Beteiligten das Für und Wider diskutieren“, lässt sich der Coach alle Optionen offen.