Erst schippt Lotte, dann rutschen die Löwen aus
LOTTE (SID/sz) - Pokalschreck Sportfreunde Lotte hat seine Erfolgsserie auch gegen den Zweitligisten 1860 München fortgesetzt und sensationell erstmals das Viertelfinale erreicht. Der Drittliga-Aufsteiger besiegte enttäuschende Löwen mit 2:0 (1:0) und lehrt nach den vorherigen Erfolgen gegen die Bundesligisten Werder Bremen und Bayer Leverkusen die Großen im DFB-Pokal weiter das Fürchten. Jaroslaw Lindner (28.) und Kevin Freiberger (58.) schossen im ausverkauften Frimo-Stadion die Mannschaft von Trainer Ismail Atalan zum größten Erfolg der Lotter Vereinsgeschichte. Bei 1860 sah Ribamar wegen einer Tätlichkeit die Rote Karte (90.+3).
Beim klassenniedrigsten verbliebenen Club im Wettbewerb klingelt es nun kräftig in der Kasse: Für den Einzug in die Runde der letzten Acht schüttet der Deutsche FußballBund 1,265 Millionen Euro aus.
Dabei war bis zum Nachmittag fraglich, ob in der Kleinstadt überhaupt gespielt werden konnte: In der vorherigen Nacht waren im Tecklenburger Land mehrere Zentimeter Schnee gefallen. Der Verein rief am Vormittag seine Fans via Facebook zum Schneeschieben auf: „Wir brauchen eure Unterstützung für heute Abend, damit gespielt werden kann! Bringt eure Schneeschieber mit und lasst uns ab sofort gemeinsam den Platz räumen!“ Rund 100 Helfer kamen, um das Spielfeld sowie die Zufahrtswege freizuräumen – gelohnt hat es sich allemal.
„Der Platz darf keine Ausrede sein. Beide müssen damit zurechtkommen“, hatte der neue Löwen-Trainer Vitor Pereira vor dem Anpfiff erklärt. Und der Portugiese sah zunächst auch einen stürmischen Auftritt seiner Mannschaft, die im tristen Liga-Alltag gegen den Abstieg in die Drittklassigkeit kämpft. Vor allem Winter-Zugang Amilton stiftete mit seinen Sprints und Dribblings auf dem rechten Flügel in der ersten Hälfte immer wieder Unruhe. Die Lotte-Spieler verteidigten gegen den Favoriten aber clever – und nutzten gleich ihre erste Chance zur Führung: 1860-Keeper Stefan Ortega wehrte den Schuss von Freiberger zur Seite ab, Lindner war beim Abpraller gedanklich schneller als die Gäste-Abwehr und drosch den Ball aus spitzem Winkel unter das Tordach. Nach dem Seitenwechsel warf 1860 alles nach vorn, bevor Freiberger die Münchner mit seinem Tor schockte.
„Die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, gefällt mir unglaublich gut“, erklärte Lotte-Trainers Ismail Atalan. Und Torhüter Benedikt Fernandez jubelte: „Wir wissen gar nicht, wohin das noch führen soll.“