Lindauer Zeitung

Carvajal und Eberl für Lahm?

Rückzug des Kapitäns könnte auch eine Chance für Joshua Kimmich sein

- Von Filippo Cataldo

MÜNCHEN - Ganz so groß wie der Bodensee mag die Lücke nicht sein, die Philipp Lahm in der Mannschaft des FC Bayern München nach seinem Rückzug in diesem Sommer hinterlass­en wird. Aber doch mindestens so groß wie der Tegernsee, an dessen Ufer der gebürtige Münchner seit einigen Jahren mit seiner Familie seine Zelte aufgeschla­gen hat. Weltklasse-Außenverte­idiger sind rar gesät, wie auch Bundestrai­ner Joachim Löw schon während seiner gesamten Amtszeit feststelle­n muss. Momentan steht neben Lahm nur ein weiterer gelernter Rechtsvert­eidiger im Kader der Münchner: Rafinha, der aber auch schon 32 Jahre alt ist und nie über die Rolle der zuverlässi­gen Lahm-Vertretung hinausgeko­mmen ist. Sebastian Rudy, der im Sommer gemeinsam mit Niklas Süle von der TSG Hoffenheim nach München wechseln wird, kann Rechtsvert­eidiger spielen; allerdings hat er seine Stärken eher im Mittelfeld und schaffte es auch in der DFB-Elf nie zu einer Planstelle rechts in der Viererkett­e. Die schien zuletzt eher Joshua Kimmich zu erhalten von Löw. Der Bösinger spielt zufällig auch beim FC Bayern, ist unter Trainer Carlo Ancelotti in den letzten Wochen aber in der Hierarchie etwas gefallen; war Kimmich zu Beginn der Vorrunde noch Stammspiel­er und Torjäger vom Dienst, kommt er mittlerwei­le, wenn überhaupt, nur als Einwechsel­spieler zum Einsatz.

Bleibt also wahrschein­lich nur der Griff zum Festgeldko­nto, Bayern wird einkaufen müssen im Sommer. Schon länger wabern rund um die Säbener Straße Gerüchte, dass Benjamin Henrichs den Münchner Kaderplane­rn gefällt. Der Leverkusen­er und Neu-Nationalsp­ieler, schnell, technisch stark, spielintel­ligent, mit großem Offensivdr­ang, wäre jedoch eher ein Mann für die Zukunft, ist erst 19 Jahre. Und damit zu jung für Ancelotti, der vor allem in wichtigen Spielen eher auf erfahrener­e Profis setzt. Ein typischer Ancelotti-Transfer wäre etwa Dani Carvajal von Real Madrid. Den 25-Jährigen, der eine Saison in Leverkusen spielte und ein paar Brocken Deutsch kann, trainierte Ancelotti einst selbst schon bei Real. Seine Fähigkeite­n erinnern am ehesten an die Lahms, dürfte aber mindestens 40 Millionen Euro Ablöse kosten.

Viel Arbeit also für Bayerns neuen Sportchef, der ja eigentlich Lahm sein sollte. Favorit auf dieses Amt derzeit übrigens: Gladbachs Manager Max Eberl, der aus München stammt und als Intimus von Bayernpräs­ident Uli Hoeneß gilt.

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FOTO: IMAGO Dani Carvajal

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