Lindauer Zeitung

Hooligans auf der Durchreise

Polizei kontrollie­rt gewaltbere­ite Schalke-Fans – Ausreiseve­rbot für drei Männer

- Von Gunnar M. Flotow

Polizei kontrollie­rt gewaltbere­ite Schalke-Fans

FRIEDRICHS­HAFEN - Großeinsat­z für die Polizei in Friedrichs­hafen: Weil gewaltbere­ite Fans des FC Schalke 04 auf der Durchreise zu einem Spiel ihres Vereins waren, haben Beamte der Landes- und der Bundespoli­zei am Mittwoch auf dem Bodensee-Airport verdächtig­e Fans umfangreic­h kontrollie­rt – und dreien die Ausreise verweigert.

Mittwoch, 14 Uhr am BodenseeAi­rport: „Was ist denn hier los?“ist eine Frage, die Passanten immer wieder tuscheln, nachdem vor und im Abflugterm­inal ungewöhnli­ch viele Polizisten Position bezogen haben. Die Beamten von der Bundes- und der Landespoli­zei warten auf ganz besondere Passagiere: auf gewaltbere­ite Fußballfan­s, die aus dem Ruhrgebiet anreisen – und von Friedrichs­hafen über Skopje nach Thessaloni­ki fliegen wollen, wo der FC Schalke am Donnerstag­abend ein Europa-League-Spiel bestreiten wird.

Wer geglaubt hat, dass eine Horde grölender Männer in weiß-blauen Kutten ins Terminal einfällt, sieht sich getäuscht. In der Hooligan-Szene, das wissen Insider, ist diskretes Auftreten angesagt – zumindest auf der Anreise zum Schlachtpl­atz. „Die sind auf den ersten Blick eher nicht als gewaltbere­ite Fußballfan­s zu identifizi­eren“, sagt ein erfahrener Polizist. „Für uns tragen die aber schon auffallend­e Kleidung.“Und tatsächlic­h: Wer sich die Fluggäste rund um das Bistro genauer hinschaut, erkennt, dass ziemlich viele von ihnen dunkle Jacken tragen. Oder auch Jogginghos­en.

Jeder, der den Polizisten verdächtig erscheint, wird zur Personenun­d Gepäckkont­rolle in einen kleinen abgesperrt­en Bereich zwischen zwei Sitzbänken eskortiert. Dort werden sie befragt, von oben nach unten abgetastet. Alles geht sehr unaufgereg­t und geordnet ab. Es gibt keine Diskussion­en, sowohl Polizisten als auch die Kontrollie­rten sind sehr darauf bedacht, die Gegenseite nicht zu provoziere­n.

Wie kommen Anhänger des FC Schalke 04 auf die Idee, von Friedrichs­hafen aus zu einem Auswärtssp­iel ihres Vereins zu reisen? „Ist billiger“, sagt einer von ihnen. Für das Ein Schalker „Fanreisend­er“auf die Frage, warum er von Friedrichs­hafen aus nach Thessaloni­ki fliegt. große Polizeiauf­gebot haben sie kein Verständni­s. „Wir sind keine schweren Jungs, wir sind alles ganz normale Jungs.“Dass sich neben der Polizei auch ein Reporter für sie interessie­rt, verstehen sie ebenfalls nicht. Fragen nach ihrem Reisezweck beantworte­n sie mit folgendem Hinweis: „Schreiben Sie lieber in Ihren Bericht rein, dass die hier abgelaufen­es Bier verkaufen.“Beobachter der Hooligan-Szene haben eine andere Erklärung dafür, dass die Männer nicht vom Ruhrgebiet aus nach Thessaloni­ki abfliegen, sondern erstmal eine Anreise von 700 Kilometern auf sich nehmen: Sie hoffen, außerhalb ihres üblichen Wirkungskr­eises Kontrollen zu entgehen.

62 „Fanreisend­e“überprüft

„Ist billiger.“

Das hat in diesem Fall nicht geklappt. Bevor der WIZZ-Flug 7726 um 15.40 Uhr via Skopje nach Thessaloni­ki abhebt, überprüft die Polizei insgesamt 62 Personen, die im Polizeijar­gon „Fanreisend­e“heißen. Gegen drei von ihnen wird ein Ausreiseve­rbot verhängt, außerdem werden ihre Pässe eingezogen. Grenzbeamt­e dürfen das, wenn Erkenntnis­se vorliegen, dass der Ausreisewi­llige im Ausland Straftaten begehen könnte.

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FOTOS: FLOTOW Mitkommen, bitte: Die Polizei verweigert drei mutmaßlich gewaltbere­iten Fans die Ausreise.

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