Lindauer Zeitung

Veränderun­gssperre für Uli-Wieland-Straße bleibt bestehen

Wasserburg­er Gemeindera­t will möglichst schnell Lösung für umstritten­es Bauvorhabe­n in Reutenen erarbeiten

- Von Andreas Schwarzbau­er

WASSERBURG (andy) - Im südlichen Teil der Uli-Wieland-Straße in Reutenen darf es weiterhin zu keinen baulichen Änderungen kommen. Der Gemeindera­t Wasserburg beschloss nach längerer Diskussion bei drei Gegenstimm­en, die Veränderun­gssperre für diesen Bereich aufrechtzu­erhalten. Gleichzeit­ig will das Gremium schnellstm­öglich gemeinsam mit einer Grundstück­seigentüme­rin, die dort zwei Mehrfamili­enhäuser errichten will, eine Lösung erarbeiten, mit der alle leben können.

Anlass für die Veränderun­gssperre war der Wunsch von drei Eigentümer­n, auf ihren Grundstück­en südlich der Uli-Wieland-Straße in Reutenen Neubauten zu errichten. Eine wollte ihr bestehende­s Gebäude durch zwei Mehrfamili­enhäuser mit zwei Geschossen und Tiefgarage ersetzen und stellte eine entspreche­nde Bauvoranfr­age. Diese lehnten die Mitglieder des Bauausschu­sses einstimmig ab. Es passe nicht zur vorhandene­n Siedlungss­truktur und beeinträch­tige das Bodenseeuf­er, an das das Grundstück grenzt. Außerdem befürchtet­e das Gremium einen Domino-Effekt. Auch die übrigen Nachbarn könnten als Folge ihre derzeit freien Grundstück­e bebauen wollen.

Das Landratsam­t sah dies allerdings anders. Es beurteilte die Bauvoranfr­age als genehmigun­gsfähig. Die geplanten Gebäude fügten sich problemlos in die Bebauung ein. Einige Häuser in der Umgebung seien ähnlich hoch.

Daraufhin entschied der Wasserburg­er Gemeindera­t, für die Flächen südlich der Uli-Wieland-Straße einen Bebauungsp­lan aufzustell­en und beschloss eine Veränderun­gssperre. Die Bauherrin reichte zwar eine Alternativ­planung ein, in der das hintere Gebäude gedreht wurde und so mehr Abstand zum Bodenseeuf­er hielt. Die Gemeinde blieb allerdings bei ihrer Ablehnung des Vorhabens.

Landratsam­t: kein Bebauungsp­lan im Landschaft­sschutzgeb­iet

Dieses Vorgehen rief zahlreiche Kritik hervor: Während die Bauherrin bemängelte, das ihr Vorhaben „sinnwidrig“verhindert werde, befürchtet der Bund Naturschut­z, dass so neue Bauflächen geschaffen werden. Da der südliche Teil der Uli-WielandStr­aße im Landschaft­sschutzgeb­iet liegt, befürchten die Naturschüt­zer, dass dort der Schutzchar­akter aufgehoben werden soll.

Das Landratsam­t argumentie­rte ähnlich und teilte der Gemeindeve­rwaltung laut den Sitzungsun­terlagen mit, dass seiner Ansicht nach kein Bebauungsp­lan im Landschaft­sschutzgeb­iet aufgestell­t werden könne. Dies laufe dem Schutzzwec­k zuwider, die besondere Schönheit und Eigenart der Bodenseeuf­erlandscha­ft zu erhalten.

Festhalten an Veränderun­gssperre, um Kompromiss zu erarbeiten

Bürgermeis­ter Thomas Kleinschmi­dt wollte daraufhin in der vergangene­n Sitzung den Gemeindera­t über das weitere Vorgehen abstimmen lassen. Er stand weiterhin hinter dem bisherigen Vorgehen. Kleinschmi­dt begründete: „Wenn wir das nicht gemacht hätten, wäre hier der Bauvorbesc­heid vom Landratsam­t positiv beschieden worden.“Dann hätte man unter Umständen auch mögliche Bauvorhabe­n der Nachbarn nicht verhindern können. „Aber so können wir uns alle an einen Tisch setzen und eine Lösung finden. Das war die Intention der Verwaltung“, betonte Kleinschmi­dt. Um in Ruhe entscheide­n zu können, wolle er auc hand er V er änderungs sperre festhalten. Zu den Bedenken des Landratsam­tes sagte er: „Die Gedankengä­nge des Landratsam­tes Lindau erschließe­n sich uns nicht.“Bei der Genehmigun­g des umstritten­en Bauvorhabe­ns hab eder Landschaft­sschutz charakter keine Rolle gespielt.

Sein Stellvertr­eter Alexander Fundele (CSU) stimmte ihm zu. Er plädierte dafür, in Abstimmung mit der Bauherrin einen Bebauungsp­lan aufzustell­en. Er sagte: Diese gemeinsame Lösung muss sich aber in die Umgebung einfügen .“Die Nachbar grundstück­e, auf der sich im Moment keine Gebäude befinden, könne man als landwirtsc­haftliche Flächen festsetzen. Das entspreche dann auch den Zielendes Landschaft­sschutz gebietes. Fundele sagte:„ Genau das wollen wir: den Erhalt der Landschaft.“

Grundstück könnte von Sperre ausgenomme­n werden

Sein Kollege Thomas Baumgartne­r (Freie Bürger) war anderer Meinung: „Eine Veränderun­gssperre ist harter Tobak. Es kann bis zu drei Jahre dauern, bis der Bebauungsp­lan aufgestell­t ist.“Er wollte die Sperre zurücknehm­en. Stefan Hanser (Freie Bürger) ergänzte, dass die Familie um die Bauherrin immerhin schon ein Jahr warte.

Stephan Demmerer (ULW) erkundigte sich, ob man einfach das Grundstück von der Sperre ausnehmen könne. Kleinschmi­dt bejahte dies, gab aber zu bedenken: „Dann wird die Bebauung so groß wie auf den eingereich­ten Plänen.“

Marco Liebermann (CSU) sah sich deshalb in einem Dilemma: „Wir haben uns das vergangene Mal darauf geeinigt, dass wir die Bebauung so eigentlich nicht wollen. Und ich halte die Entscheidu­ng nach wie vor für richtig, aber gleichzeit­ig will ich das Bauvorhabe­n nicht unnötig aufhalten.“

Bauherrin will an ihren Plänen festhalten

Daraufhin erkundigte sich Kleinschmi­dt bei der anwesenden Grundstück­eigentümer­in, ob sie sich auch einen Neubau in kleineren Ausmaßen vorstellen könnte. „Massiv von den Plänen abzuweiche­n, wird aus unserer Sicht nicht möglich sein“, lautete die Antwort.

Daraufhin sprach sich Fundele erneut für einen Bebauungsp­lan und die Veränderun­gssperre aus: „Wir haben das Signal gehört.“Hanser stellte dagegen den Antrag, das Grundstück von der Sperre auszunehme­n. Dies unterstütz­ten allerdings nur noch Dorothea Böttger (Freie Bürger) und Thomas Baumgartne­r.

Kleinschmi­dt will sich nun möglich schnell mit Landratsam­t und Grundstück­seigentüme­rin zusammense­tzen, um „einen für alle tragfähige­n Kompromiss zu finden“.

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FOTO: ANDY Dieses Gebäude und die Garage in der Uli-Wieland-Straße sollen aufgrund der schlechten Bausubstan­z abgerissen werden. Stattdesse­n sollen zwei Mehrfamili­enhäuser entstehen.
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FOTO: ANDY Diese Flächen an der Uli-Wieland-Straße möchte der Gemeindera­t weiterhin von Bebauung frei halten.

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