Mit Marc Jehnes durch 20 Jahre Musikgeschichte
Der Booker des Club Vaudeville zeigt im Foyer alte Kassetten, Flyer, Pressefotos, Band-T-Shirts und signierte Platten
LINDAU (jule) - Es ist noch gar nicht so lange her, da gab es Kassetten. Und Flyer wurden nicht gedruckt, sondern zusammengeklebt und kopiert. Und Pressefotos waren nicht digital und in Farbe, sondern analog und in Schwarz-Weiß. Marc Jehnes, Booker des Club Vaudeville, kann sich daran noch gut erinnern. Denn seit Anfang der 1990er-Jahre sammelt er alles, was mit Musik zu tun hat. Ab Freitag stellt er seine Flyer, Poster, Fotos, Kassetten und T-Shirts unter dem Titel „20 Years of Punk, Hardcore & Rock 'n’ Roll“im Foyer des Club Vaudeville aus. Darunter befindet sich so mancher Schatz.
Zum Beispiel ein Konzert-Plakat der Band „NOFX“von 2003. Interessant ist darauf vor allem das Kleingedruckte. Denn die Band „The Offspring“trat bei dem Konzert als Vorband auf. Ein Jahr später hat sie das meistverkaufte Independant-MusikAlbum der Welt herausgebracht. „Ich war damals auf dem Konzert, Offspring wurde vom Publikum ausgebuht“, erzählt Jehnes, während er neben dem Konzert-Plakat Kollagen aus alten Flyern befestigt, von denen einige so gar nichts mit den Flyern von heute gemeinsam haben. „Früher haben wir die Logos der Bands ausgeschnitten, zu einem Flyer zusammengeklebt und dann kopiert.“
Die Flyer-Kollagen sind eine Reise durch mehr als 20 Jahre Musikgeschichte im Club Vaudeville. Denn die Bands, die darauf zu sehen sind, haben alle irgendwann im Club gespielt. Damian Marley zum Beispiel, der jüngste Sohn des berühmten Reggae-Musikers Bob Marley, hat 2002 im Club ein Konzert gegeben.
Den ersten farbigen Flyer hat der Club 1998 machen lassen, vorher waren alle schwarz/weiß. Ebenso, wie die Pressefotos, die die Bands zur Konzertankündigung – übrigens noch per Post – verschickt haben. Auch ihnen ist eine Wand gewidmet. Darauf zu sehen sind Größen wie „Lagwagon“, „Rise Against“, „Beatsticks“und „The Wailers“, die 1998 in der Lindauer Inselhalle gespielt haben.
„Bei der Ausstellung geht es aber nicht um die bekannteste Band, sondern um Bands, die mit dem Club verbunden sind“, erklärt Jehnes. „Am Freitagabend wird es vor allem viele Anekdoten geben.“Zum Beispiel die über einen berüchtigten Auftritt der beiden Bands „Mad Caddies“und „Rise Against“. Sie hatten in ihrem Tourbus vor dem Club übernachtet und waren nachts auf die Idee gekommen, mit ihren Skateboards über brennende Paletten zu springen. „Sie mussten die Reparatur der Straße bezahlen. Seitdem scherzen sie immer, dass ein Teil der Straße vor dem Club ihnen gehört.“
Aus einem T-Shirt wurden 700
Marc Jehnes sammelt aber nicht nur Flyer. 1990 war er auf einem Konzert der „Toten Hosen“in der Oberschwabenhalle – und hat sich sein erstes Fan-T-Shirt gekauft. Mittlerweile besitzt er 700. Einige von ihnen werden am Freitag eine ganze Wand im Foyer zieren. „Außerdem wird es noch eine Leinwand geben, auf der Fotos von 300 signierten VinylSchallplatten von Bands, die auch schon alle im Club gespielt haben, durchlaufen“, sagt Jehnes. Nach der Vernissage am Freitagabend werden die Ausstellungsstücke noch einige Wochen im Club zu sehen sein.