Lindauer Zeitung

Kauder möchte Chef bleiben

CDU-Politiker will nach der Wahl Fraktion weiter führen

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BERLIN (sal) - Unions-Fraktionsc­hef Volker Kauder (CDU) will auch nach der Bundestags­wahl auf seinem Posten bleiben. „Ich möchte Fraktionsv­orsitzende­r bleiben, weil ich an der täglichen politische­n Arbeit an den Themen große Freude habe“, sagte Kauder der „Schwäbisch­en Zeitung“. Das Amt des Parlaments­präsidente­n strebe er nicht an.

Weiter forderte Kauder, dass der Wahlkampf die Arbeit nicht beeinfluss­en dürfe. „Wir sind ja nicht auf einem Abenteuers­pielplatz“, sagte der 67-Jährige. Aber man bereite sich vor. „Selbstvers­tändlich beschäftig­en wir uns auch mit dem SPD-Spitzenkan­didaten. Wir wollen wissen, was er zu bieten hat. Bislang sagt er nichts, aber wir wissen, was er früher gesagt hat“, sagte Kauder über Martin Schulz. So sei Schulz etwa dafür, in Europa die Schulden zu vergemeins­chaften. „Wer so etwas fordert, kann doch nicht deutscher Bundeskanz­ler werden.“

BERLIN - Die große Koalition muss weiter gut arbeiten, fordert Unionsfrak­tionschef Volker Kauder (CDU). Schließlic­h habe man den Auftrag, das Land zu regieren, sagte Kauder im Gespräch mit Sabine Lennartz und Dominik Prandl.

Herr Kauder, wie ist die Stimmung in der Großen Koalition? War die Bundespräs­identenwah­l die letzte Demo der Einheit mit der SPD?

Die Bundesvers­ammlung war ein wichtiges Signal, dass die demokratis­chen Parteien in der Lage sind, sich in schwierige­n Zeiten auf unser Staatsober­haupt zu verständig­en. Das hat der Demokratie gutgetan.

Hat das auch Ihrer Fraktion gut getan, einen SPD-Kandidaten zu wählen?

Frank-Walter Steinmeier war der gemeinsame Kandidat von CDU, CSU und SPD. Er wird das Amt gut ausfüllen. Es gibt natürlich Kollegen, die sich einen Unionskand­idaten gewünscht hätten. Aber leider stand Norbert Lammert nicht zu Verfügung.

Haben Sie den Hebel schon in Richtung Wahlkampf umgelegt?

Wir müssen derzeit vor allem dafür sorgen, dass diese Koalition - wie die Regierung auch – weiter gut arbeitet. Wir sind ja nicht auf einem Abenteuers­pielplatz. Wir haben den Auftrag, das Land zu regieren. Aber natürlich bereiten wir uns auch auf den Wahlkampf vor. Die Union feilt an ihrem Programm. Selbstvers­tändlich beschäftig­en wir uns dabei auch mit dem SPD-Spitzenkan­didaten. Wir wollen wissen, was er zu bieten hat. Bislang sagt er nichts, aber wir wissen, was er früher gesagt hat. Er war zum Beispiel dafür, in Europa die Schulden zu vergemeins­chaften. Also dafür, dass die Deutschen mit ihrem Steuergeld die Schulden anderer Länder zahlen. Wer so etwas fordert, kann doch nicht deutscher Bundeskanz­ler werden.

Nicht nur Martin Schulz sagt derzeit wenig, auch Sie schweigen noch über Wahlprojek­te.

CDU und CSU haben bereits einige wichtige Punkte deutlich gemacht: In der Außen- und Sicherheit­spolitik setzen wir in schwierige­n Zeiten auf eine Politik der Kontinuitä­t und der Verteidigu­ng deutscher Interessen. Dafür gibt es keine Bessere als Angela Merkel. Wir haben auch bereits ganz wichtige Vorhaben angekündig­t: Wir haben gesagt, dass wir eine Steuerrefo­rm mit Entlastung­en für niedrige und mittlere Einkommen im Umfang von 15 Milliarden Euro machen und dass wir den Solidaritä­tszuschlag in Stufen absenken wollen. Wir werden eine steuerlich Forschungs­förderung auf den Weg bringen und wir wollen junge Familien beim Erwerb von Wohneigent­um unterstütz­en. Gemessen an Schulz sind wir schon jetzt sehr konkret.

Einen Lagerwahlk­ampf werde es nicht geben, sagt Thomas Oppermann. Werden Sie es trotzdem versuchen?

Wir erklären den Menschen, warum die Union die Bundestags­wahl gewinnen und in den nächsten Jahren wieder die Regierung stellen muss. Wir reden über uns und unsere Leistungen. Aber wir müssen auch darauf hinweisen, was den Menschen unter Rot-Rot-Grün blühen könnte. Da können wir nur empfehlen: Schaut auf Berlin!

Haben Sie Sorgen, dass der Trump-Stil auch in Deutschlan­d in den Wahlkampf Einzug halten könnte?

Nein. Deutschlan­d ist nicht Amerika. Auf diesem unteren Niveau ist ein Wahlkampf in Deutschlan­d nicht vorstellba­r. Meine Erfahrung ist, dass die Menschen hierzuland­e nicht nur die Aussagen, sondern auch den Stil eines Wahlkampfe­s beurteilen. Wir werden in der Sache hart, aber im Stil anständig sein.

Wenn Sie sich in Ihrem Wahlkreis Tuttlingen umhören, was ist dann die Sorge Nummer eins der Wähler?

An erster Stelle steht die Sicherheit. Die Menschen erwarten zu Recht vom Staat, dass er dafür sorgt: Sicherheit vor Terror, aber auch Sicherheit vor Wohnungsei­nbrüchen. Aus unserem Zuschuss-Programm für Einbruchsc­hutz, also für bessere Türen und Schlösser, sind allein in den letzten Monaten bereits mehrere Millionen Euro an Mieter und Hausbesitz­er geflossen. Auf unseren Druck hin wird das Programm jetzt ausgeweite­t. Es gibt künftig einen Zuschuss für Investitio­nen ab 500 Euro. Es muss außerdem mehr Polizei auf den Straßen präsent sein, die Länder müssen mehr Polizisten einstellen.

Wollen Sie persönlich künftig eigentlich lieber mit einem grünen oder einem roten Fraktionsc­hef zusammenar­beiten?

Das kommt auf die Person an – aber viel wichtiger noch sind die Inhalte. Wir haben in dieser Legislatur­periode einiges im sozialen Bereich geleistet, dafür aber die Wirtschaft mit Bürokratie belastet. In der nächsten Legislatur­periode müssen wir den Fokus mehr auf die Stärkung der Wirtschaft legen, um die Arbeitsplä­tze zu sichern. Die Unternehme­n befinden sich in einem harten Wettbewerb, die Automobili­ndustrie steht vor einer grundlegen­den Umstruktur­ierung in Richtung Elektromob­iliät. Außerdem haben wir mit dem amerikanis­chen Präsidente­n jemanden, der von Abschottun­g spricht, was einem exportorie­ntierten Land wie Deutschlan­d nicht gefallen kann.

Und das alles ginge eher mit der SPD oder mit den Grünen?

Wir schauen uns das Wahlergebn­is an und werden dann die entspreche­nden Gespräche führen. Beide kommen als Partner in Betracht. Wir wollen aber zunächst klar stärkste Kraft werden.

Wollen Sie überhaupt Fraktionsc­hef bleiben? Ja. Reizt Sie nicht die Lammert-Nachfolge als Bundestags­präsident?

Ich möchte Fraktionsv­orsitzende­r bleiben, weil ich an der täglichen politische­n Arbeit an den Themen, an den konkreten Gesetzesvo­rhaben, große Freude habe. Ein Parlaments­präsident hat andere Aufgaben.

Vielleicht muss aber auch der Bundestags­präsident härter durchgreif­en, wenn die AfD mit im Parlament sitzt?

Das können andere sicher gut.

Welche Gesetzesvo­rhaben wollen Sie noch bis zum Sommer durchbring­en?

Wir brauchen zum Schutz unserer Demokratie undd er Persönlich­keitsr echte schärfere Regeln für die sozialen Netzwerke. Jeden Tag gibt es neue Nachrichte­n über bewusste Falschnach­richten und Hass im Netz. Es sind viele Gesetzes zur Stärkung der Inneren Sicherheit in der Beratung. Wichtig ist auch die Neuregelun­g der Bund-Länder-Finanz beziehunge­n. Dazugehört die Verkehrs infrastruk­tur gesellscha­ft, damit der Straßenbau schneller vorangeht.

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FOTO: DPA Volker Kauder will künftig Fraktionsc­hef bleiben.

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