Schüler-Experiment fliegt ins Weltall
Drei Oberschwaben wollen testen, wie sich Pflanzen in der Schwerelosigkeit vermehren
RAVENSBURG - Wenn die SpaceXRakete heute um exakt 10.01 Uhr Ortszeit vom Kennedy Space Center in Florida in Richtung All startet, werden Maria Koch, Raphael Schilling und David Geray gespannt zuschauen. Denn mit an Bord ist das Experiment, an dem sie drei Jahre geforscht haben. Die ehemaligen Schüler der Edith-Stein-Schule in Ravensburg wollen das Wachstumsverhalten von Pflanzen im All untersuchen. Nun wird die Versuchsanordnung zur Internationalen Raumstation (ISS) geschickt. Was als Schülerexperiment für „Jugend forscht“begann, könnte jetzt wichtige Erkenntnisse für Astronauten liefern.
Im Film „Der Marsianer“strandet Mark Watney (Matt Damon) auf dem Mars. Die Vorräte werden knapp, also baut der Astronaut und Botaniker Kartoffeln in der Raumstation an. Im echten Leben müssen sich die Raumfahrer mit Astronautennahrung aus Plastiktüten und Tuben begnügen. Könnten sie Gemüse anbauen, würde ihnen das die Möglichkeit geben, sich selbst mit frischem Essen zu versorgen. Hier kommen Maria Koch, Raphael Schilling und David Geray ins Spiel. Sie wollen herausfinden, wie sich Pflanzen in der Schwerelosigkeit vermehren.
Alle drei kommen aus Familien mit landwirtschaftlichen Betrieben. „Wir sind sehr interessiert an Pflanzen. Als sich dann die Möglichkeit bot, dieses Experiment auf der ISS zu machen, waren wir natürlich begeistert“, sagt die 19-jährige Maria Koch. Den Dreien geht es bei ihrem Experiment vor allem um die vegetative Vermehrung durch Stecklinge. „Wir wissen, dass Stecklinge auf der Erde unter normalen Bedingungen Wurzeln und Blätter bilden“, erklärt Koch. Wie die Stecklinge aber im All wachsen, das sei völlig unklar.
Drei Jahre lang haben sie die optimalen Bedingungen für die Mission erforscht. Welche Pflanze eignet sich am besten für die Temperatur im All? Welcher Nährboden muss her? Und wie schützt man die Pflanze im All vor Bakterien und Pilzen? Die Schwerelosigkeit blieb bei bisherigen Versuchen immer der unbekannte Faktor. Das soll sich jetzt ändern.
Kletterfeige auf großer Fahrt
Für 30 Tage werden zwei Behälter mit acht Stecklingen einer Kletterfeige in einer Transportrakete zur ISS geschickt. Dort werden die Astronauten die Boxen auspacken. Im Labor überwacht dann eine Kamera das Experiment. Zurück auf der Erde soll ein neues Schülerforschungsteam der Edith-Stein-Schule die Ergebnisse auswerten. Denn Koch, Schilling und Geray studieren inzwischen Agrarwissenschaft in Triesdorf.
„Neben der Auswertung der Stecklinge aus dem All soll es mit dem neuen Team einen Vergleichsversuch in Zusammenarbeit mit BASF geben“, sagt Projektleiterin und Lehrerin Brigitte Schürmann. So werde man analysieren, welche Auswirkungen die Schwerkraft tatsächlich auf die Stecklinge hatte. Ziel sei wieder die Teilnahme an „Jugend forscht“. Schließlich hat schon das erste Schülerteam den zweiten Platz beim Landeswettbewerb gemacht.
Auch wenn sie selbst nicht mitfliegen darf: Die Reise ihres Experiments ins All ist für Koch der krönende Abschluss des Projekts. „Das kann man gar nicht beschreiben, das ist ein einmaliges Gefühl.“