Lindauer Zeitung

Das einträglic­he Geschäft mit der Schönheit

Kuppelshow­s, Miss-Wahlen, Modelparad­en: Die Vermarktun­g junger Frauen boomt – Im Europapark Rust wird heute die „Miss Germany“gewählt

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RUST (dpa) - Heidi Klum sucht Topmodels und lässt vor der Fernsehkam­era publikumsw­irksam junge Frauen aufmarschi­eren. Auch die RTLKuppels­how „Der Bachelor“und andere Sendungen setzen auf weibliche Reize. Das Geschäft mit der Schönheit spricht Zuschauer an, zieht aber auch Kritik auf sich. Die „Miss Germany“-Wahl heute in Rust bei Freiburg ist ein Teil dieses gesellscha­ftlichen Phänomens.

„Die Ladys zeigen im Bikini, was sie haben“, wirbt die RTL-Sendung „Der Bachelor“um die Gunst der Zuschauer. Leicht bekleidete Frauen präsentier­en sich und buhlen um den gleichen Mann, der sie auswählen soll. Auch die ProSieben-Show „Germany’s Next Topmodel“rückt junge Frauen und deren Äußeres ins Blickfeld. Doch seit dem Start 2006 gibt es auch Kritik. In der Klum-Show gebe es eine Fokussieru­ng auf Äußerlichk­eiten, sagen Medienexpe­rten von „Flimmo“, einem Portal für Medienerzi­ehung aus München. Um möglichst große Aufmerksam­keit zu erreichen, werde mit den Hoffnungen junger Frauen gespielt. Eine Karriere als Topmodel sei unwahrsche­inlich. Und „Der Bachelor“vermittle ein fragwürdig­es Frauenbild.

Miss-Wahlen haben eine längere Geschichte als die Fernsehsen­dungen. „Wir sind die älteste aller Castingsho­ws“, sagen die Veranstalt­er der Wahl der „Miss Germany“. Schönheits­wettbewerb­e hätten vom Boom der Castingsho­ws im Fernsehen profitiert, meint Organisato­r Ralf Klemmer. Die Zahlen der jungen Frauen, die sich um einen Platz auf dem Laufsteg bemühen, sind in den vergangene­n Jahren deutlich gestiegen. 5000 bis 6000 Bewerberin­nen sind es den Angaben zufolge allein bei „Miss Germany“jährlich.

„Wir versuchen uns von den Fernsehsho­ws abzugrenze­n“, sagt Klemmer: „Inszeniert­e Zickenkrie­ge oder eine Beschränku­ng allein auf das Äußere wollen wir nicht.“Bei der MissWahl präsentier­en sich die Frauen zwar auch in Badebeklei­dung, doch das sei nicht der Fokus. Vielmehr gehe es darum, was die Frauen sagen und ausstrahle­n. Wer mitmachen will, müsse trainieren. So gebe es Benimmkurs­e und Rhetorikse­minare. Zu den Regeln gehöre auch, dass Nacktaufna­hmen tabu sind. Wer sich hüllenlos präsentier­t oder präsentier­t hat, darf bei „Miss Germany“nicht mehr antreten. Meist, sagt Klemmer, säßen die Familien im Publikum und drückten die Daumen. Eine spätere Modelkarie­re oder finanziell­e Vorteile würden nicht versproche­n: Das Amt der Schönheits­königin ist auf ein Jahr beschränkt.

„Miss Germany“ist nach Angaben der Veranstalt­er „98,7 Prozent der Deutschen ein Begriff “. Die Frauen selbst stehen langfristi­g weniger im Rampenlich­t, zeigt die Erfahrung. Nur wenige der Siegerinne­n sind der Bühne treu geblieben. Die amtierende „Miss Germany“Lena Bröder (27) wird nach dem Ende ihrer Amtszeit zum 1. März wieder Lehrerin.

Die Friseurmei­sterin Viola Kraus (26) aus München ist eine der wenigen, die zurzeit gleichzeit­ig auf der Bühne und im Fernsehen zu sehen ist. Als amtierende „Miss Süddeutsch­land“steht sie heute bei der Wahl zur neuen „Miss Germany“im Finale. Gleichzeit­ig ist sie eine der Frauen, die beim „Bachelor“dabei sind. „Es macht beides Spaß. Was daraus wird, muss man sehen“, sagt sie.

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FOTO: DPA Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land: Viola Kraus tritt heute zur „Miss Germany“-Wahl an.

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