Klöppeln hat eine lange Tradition
Einst trugen Frauen damit zum Lebensunterhalt ihrer Familien bei – Klöppelspitzenkongress kommt nach Wangen
WANGEN - Die Vorbereitungen für den 35. Deutschen Klöppelspitzenkongress, der in diesem Jahr in Wangen ausgetragen wird, laufen. Vom 21. bis 23. April erobern rund 4000 Klöppelfans die Sporthallen um die Argeninsel mit ihren Waren und Ausstellungsstücken. Doch nicht nur dort, auch in der Altstadt wird das Klöppeln an vielen Orten präsent sein. Nachfolgend Hintergründe zum Klöppeln und seiner Geschichte.
Klöppelspitzenkongresse bringen viele Menschen zusammen. Sie alle pflegen eine Handwerkskunst, die jahrhundertelang Frauen und damit deren Familien eine Einnahmequelle sicherte. In Deutschland entstand die Tradition des Klöppelns im Fichtelgebirge. Eine Flüchtlingsfrau aus Brabant soll die Technik Mitte des 16. Jahrhunderts nach Annaberg gebracht haben.
Hochburgen in Deutschland
Sicher ist aber, dass eine gewisse Barbara Uthmann um 1560 ihre eigene Klöppelwerkstatt leitete. Dort arbeiteten Mädchen, deren Spitzen Barbara Uthmann vermarktete. 900 Klöppelmädchen standen zeitweise in ihren Diensten. Im 18. Jahrhundert ernährte diese Kunst tausende von Frauen in dieser Region. Meist waren die Männer tagsüber im Bergbau beschäftigt und die Frauen klöppelten, um ein Zubrot zu verdienen. Doch nicht nur dort. Hochburgen waren in Deutschland unter anderem auch Niedersachsen sowie im Süden die Schwäbische Alb und Franken.
Entstanden ist das Klöppeln in Italien. Von dort soll es über Spanien und Frankreich nach Belgien gelangt sein. Heute noch wird in diesen Ländern gern und viel geklöppelt. Aber auch Tonder an der deutsch-dänischen Grenze gilt als ein Zentrum dieses Handwerks.
Dem Klöppel-Handwerk machte im 19. Jahrhundert – wie der gesamten Textilbranche – die Industrialisierung zu schaffen. Zwar können die Maschinen nicht alles, was eine Handklöpplerin kann, doch wenn es darum geht, fortlaufende Muster zu produzieren, dann schlägt die industrielle Fertigung die manuelle. Allerdings: „Um die Ecke“können Maschinen bis heute nicht klöppeln.
So gibt es eine Reihe von Merkmalen, die es problemlos möglich machen, eine industriell gefertigte Spitze von einer zu unterscheiden, die von Hand geklöppelt wurde. So können Maschinen keine Rundungen ausführen oder Klöppel hinzufügen oder entfernen.
Nach dem Zweiten Weltkrieg schien die Technik in unseren Breiten ganz zu verschwinden. Beiderseits des Eisernen Vorhangs erkannte man jedoch, dass es einen Reiz haben könnte, das Klöppeln nicht ganz dem Vergessen anheimzugeben. In der DDR wurde das Erbe als Teil der Geschichte wieder gepflegt. Geklöppelte Spitzen schafften es sogar auf einen Briefmarkenblock der DDR.
Im Westen erinnerte man sich in den 1970er- und 1980er-Jahren wieder des Klöppelns. Doch jetzt wurde es als Hobby gepflegt – ein Hobby übrigens, das Menschen aus ganz Europa zusammenführt. Wie es vonseiten des Deutschen Klöppelverbands heißt, sind in Wangen Gäste zumindest aus ganz Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich, Italien, Belgien und den Niederlanden zu erwarten. Es könnten aber auch noch ein paar weitere Nationalitäten dazukommen.