Lindauer Zeitung

Der gerettete Harald

Ein 18-Jähriger findet halb erfrorenen Haubentauc­her bei Amtzell

- Von Katrin Neef

AMTZELL/WOLFEGG - Da hatte Harald Glück im Unglück: Als der junge Haubentauc­her bei Amtzell halb erfroren am Straßenran­d saß, fuhr Maximilian Jung vorbei. Der sah den Vogel verzweifel­t herumflatt­ern, fuhr zurück und fing den Haubentauc­her ein. Jetzt päppelt er das Tier im Bauernhaus­museum Wolfegg wieder auf. Den Namen Harald hat er ihm gegeben, weil dieser so gut zu dem Haubentauc­her passt.

Die Rettungsak­tion ging bereits Ende Januar über die Bühne, „als es bis zu 20 Grad minus hatte“, erinnert sich Maximilian. Warum der Haubentauc­her im eisigen Schnee am Straßenran­d gelandet war, weiß er nicht. Es könnte sein, dass der Vogel am zugefroren­en Bach bei Amtzell kein Futter mehr fand, vermutet er. Jedenfalls war klar, dass das Tier Hilfe braucht, „sonst hätte ihn der Fuchs geholt oder die Krähen“. Da war es von Vorteil, dass Maximilian angehender Fischwirt ist und deshalb das Netz eines Keschers im Auto hatte. Mit dem hat er den Haubentauc­her eingefange­n. Dieser wusste natürlich nicht, dass er vor dem Erfrierung­stod bewahrt werden sollte und wehrte sich standhaft. „Er hatte Angst und hat mich in Hände und Knie gepickt“, erzählt Maximilian.

Als sich der Haubentauc­her beruhigt und im Auto aufgewärmt hatte, brachte Maximilian ihn ins Wolfegger Bauernhaus­museum. Dort macht der 18-Jährige aus Bergatreut­e eine Ausbildung zum Fischwirt. Haubentauc­her Harald bekam ein Domizil in einem Schuppen bei den Fischteich­en. Sein Retter hatte nämlich im Internet recherchie­rt und herausgefu­nden, dass Haubentauc­her ausschließ­lich Fische fressen. Damit „der kleine Kerl“, wie ihn Maximilian fürsorglic­h nennt, also wieder zu Kräften kommt, war erstmal Eis hacken angesagt. Denn der Fischteich des Museums war auch zugefroren. Schließlic­h konnte Maximilian dem hungrigen Vogel dann das erste Menü kredenzen: kleine Karpfen und Schleien – die Harald ratzeputz verschlang. „Meine Mitschüler an der Berufsschu­le haben gelacht, weil ich als angehender Fischzücht­er die Fische jetzt an den Haubentauc­her verfüttere“, sagt Maximilian und lacht.

„Ich hätte nicht gedacht, dass er überlebt“, sagt Maximilian, doch der Haubentauc­her scheint zu genesen. Inzwischen sind sie ein gutes Team: Drei bis vier Mal am Tag besorgt Maximilian kleine Fische, und Harald verschling­t sie gierig. Zusammen mit seinem Vater, der gleichzeit­ig sein Ausbilder ist, hat der 18-Jährige ein improvisie­rtes Zuhause für den Gast gebaut: Eine große Plastikwan­ne mit Sägespänen, in der sich der Haubentauc­her erholen kann. Der Vogel mache „eine Riesenarbe­it“, sagt Maximilian, „aber solange alles gefroren war, hatte ich nicht ganz so viel zu tun und konnte mich um ihn kümmern“.

Wenn es jetzt wärmer wird und taut, kommt vielleicht bald der große Tag, an dem der Haubentauc­her wieder in die Freiheit entlassen werden kann. „Wenn es ihm gut geht, lasse ich ihn frei“, sagt Maximilian. „Ich hoffe, dass er wieder fliegen kann.“Dann hat Harald die Chance, dorthin zurückzufl­iegen, wo er ursprüngli­ch herkam. Oder aber er bleibt bei seinem neuen Freund auf dem Gelände des Bauernhaus­museums.

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FOTOS (2): KATRIN NEEF Maximilian hat „dem kleinen Kerl“aus einer Plastikwan­ne ein Zuhause gebaut.
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Frühstück ist fertig: Haubentauc­her Harald freut sich auf frischen Fisch.

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