FC Wangen entlässt Jugend-Sportchef Ewald Schmid
Sportlicher Leiter der Jugendabteilung war gerade einmal ein dreiviertel Jahr im Amt – Trennungsgrund: verschiedene Philosophien
WANGEN - Das Kapitel „Ewald Schmid“beim FC Wangen ist nach nur einem dreiviertel Jahr beendet. Der Fußballclub hat den Sportlichen Leiter seiner Jugendabteilung vor kurzem wieder entlassen. Der Grund für die Trennung waren laut Verein „unterschiedliche Philosophien“.
„Der FC Wangen und ihr Sportlicher Leiter Jugend, Ewald Schmid, haben sich im gegenseitigen Einvernehmen auf ein Ende der Zusammenarbeit verständigt. Ewald Schmid hat die FC Jugend- und Trainerausbildung neu organisiert. Dies war bei 17 gemeldeten Jugendmannschaften und mit 280 Jugendspielern keine leichte Aufgabe. Der FC Wangen bedankt sich bei Ewald Schmid für seine geleistete Arbeit, gratuliert ihm für seine Erfolge mit der FC Wangen Jugend und wünscht ihm für seine Zukunft alles Gute.“So lautet seit dem 16. Februar die Mitteilung auf der Junioren-Homepage des FC. Bereits zehn Tage zuvor, am 6. Februar, hatte Präsidiumsmitglied Klaus Biedenkapp den mit ihm auch privat befreundeten Schmid zu einem Gespräch geladen, an dessen Ende die Entlassung des 60-Jährigen stand. Dabei war der Sportchef des Fußballnachwuchses erst seit dem 1. April 2016 im Amt.
„Ewald Schmid ist ein hervorragender Fachmann, er hat für uns in dem dreiviertel Jahr tolle Dienste geleistet und einen Ruck ausgelöst“, sagt Klaus Biedenkapp. „Aber seine Philosophie für die Jugendarbeit passt eben in den professionellen Bereich und nicht zu einem kleinen Verein wie wir es sind.“Die professionellen Strukturen, die Schmid gefordert habe, hätte der FC allein schon finanziell nicht umsetzen können, erklärt das Präsidiumsmitglied. Denn, so Biedenkapp bildlich: „Wenn man ein Feld pflügen will, braucht man vorne keinen Araber einspannen.“
Konsequentes Leistungsprinzip
Der „Araber“Schmid hatte in seiner vergleichsweise kurzen Zeit beim FC schon einige Pflöcke eingeschlagen: beispielsweise bei Trainerschulungen, bei Fortbildungen oder beim Anwerben von Talenten aus dem Umland. Alles mit der Marschrichtung einer professionelleren Jugendarbeit.
Dazu gehörte auch das jahrgangsübergreifende Leistungsprinzip, konsequent durchgezogen in Schmids Zuständigkeitsbereich, also von den B-Junioren bis – und das war neu – hinunter zu den E-Junioren. Demnach sollen durchgängig die Besten der jeweiligen Altersklassen in den ersten Mannschaften kicken, die Zweitbesten in den ZweierTeams, und alle anderen in den übrigen Mannschaften.
Kritik an Stil und Philosophie
Seine Vorstellungen hatte der frühere Fußballprofi Schmid den FC-Verantwortlichen schon vor seinem Amtsantritt dargelegt. „Zum damaligen Zeitpunkt war er der richtige Mann für uns“, sagt Klaus Biedenkapp. „Ein dreiviertel Jahr später sind wir schlauer, weil wir erkannt haben, was unsere Möglichkeiten sind.“Sein Ende beim FC sieht Ewald Schmid nüchtern. „Wenn es jetzt unterschiedliche Auffassungen von Jugendarbeit gibt, dann macht eine weitere Zusammenarbeit ja keinen Sinn mehr“, so der einstige Wangener Oberliga- und Verbandsligacoach, der zuletzt auch Leiter des Nachwuchsleistungszentrums in Friedrichshafen gewesen war.
Und: „Ich habe immer gesagt, wenn der Verein irgendwann anders denkt, dann ist das für mich in Ordnung. Ich habe hier mein Bestes gegeben und tolle Resonanz von denen bekommen, die ähnlich denken wie ich.“Es gab dem Vernehmen nach aber auch nicht wenige im Verein und unter den Eltern, denen die Philosophie Schmids nicht gefallen hat. Manche sollen sich auch an dessen Umgangston gestört haben, wobei der Ex-Profi in der Fußballszene schon immer als „Mann der klaren Worte“bekannt ist. „Dass meine Vorstellungen zu Jugendarbeit von manchen Eltern anders gesehen werden, ist ganz normal“, sagt Ewald Schmid. Rückendeckung bekommt er dabei von Klaus Biedenkapp: „Wenn jemand etwas anders macht, gibt es immer Unzufriedene.“
Wie lange das Kürzel „nn“(für Stelle vakant) bei der sportlichen Leitung der FC-Jugendabteilung im Online-Organigramm noch steht, weiß Klaus Biedenkapp nicht. „Wir sind auf der Suche nach einem Nachfolger und hoffen, dass wir rechtzeitig vor der neuen Saison fündig werden“, sagt das Präsidiumsmitglied. Ob und, wenn ja, was mit dem „Neuen“bei der Nachwuchsarbeit anders werden soll? „Darüber wird man dann reden müssen.“