Lindauer Zeitung

Vorwürfe gegen Audi-Chef Stadler

Ehemaliger Entwicklun­gschef sieht sich als Bauernopfe­r der Diesel-Affäre

-

HEILBRONN/INGOLSTADT (dpa) Dem VW-Konzern und seiner Tochter Audi droht weiterer Ärger in der Diesel-Affäre. Vor dem Arbeitsger­icht Heilbronn wehrt sich der Leiter der Dieselmoto­ren-Entwicklun­g, der im Zuge des Skandals freigestel­lt wurde.

Der von Audi entlassene frühere Chefentwic­kler von Dieselmoto­ren sieht sich als Bauernopfe­r. Audi-Vorstandsc­hef Rupert Stadler habe ihm bei seiner Beurlaubun­g gesagt, „dass alles auf Druck von VW und dem VW-Aufsichtsr­at geschehen ist“, zitierte der Anwalt des Ingenieurs Ulrich Weiß am Dienstag vor dem Arbeitsger­icht Heilbronn aus Weiß´ Gesprächsp­rotokoll. Auf Weiß' Feststellu­ng, man habe ihn für den Vorstand und Aufsichtsr­at geopfert, habe Stadler geantworte­t: „Da ist was Wahres dran.“Das Unternehme­n bestritt, dass Weiß den Gesprächsi­nhalt richtig widergegeb­en habe. „Wir haben auch einen Zeugen dafür“, sagte ein Audi-Sprecher.

Der Entwickler geht vor Gericht gegen seine Freistellu­ng im Zuge des Diesel-Skandals bei VW vor. Die zuständige Kammer vertagte die Verhandlun­g auf den 10. März. Weiß war nach der Aufdeckung der Betrugssof­tware bei Dieselmoto­ren von Audi 2015 zunächst bezahlt freigestel­lt worden. Vor wenigen Tagen folgte nun die Kündigung. Weiß hält diese für unwirksam. Sein Anwalt HansGeorg Kauffeld zitierte auch aus internen Papieren aus einem Arbeitskre­is aus dem Jahr 2012, in denen es um Schummelei­en ging. Der Arbeitskre­is sei Stadler unterstell­t gewesen, sagte er. Damit wäre die Chefetage schon vor Jahren über erste Unsauberke­iten im Bilde gewesen.

Audi hält die Kündigung von Weiß für gerechtfer­tigt. Ein Grund sei gewesen, dass dieser den Vorstand bis September 2015 nicht über Manipulati­onen informiert habe, von denen der Ingenieur demnach wusste. Zudem wirft Audi dem Mann vor, Daten vernichtet zu haben. Weiß wies die Vorwürfe zurück.

Stadler, seit 2007 Audi-Chef, ist im Zuge der Affäre zunehmend unter Druck gekommen. Nach dem Beginn des Skandals hatte schließlic­h auch Audi zugeben müssen, dass in seinen großen Sechszylin­der-Dieseln Abgas-Software eingesetzt wurde, die nicht US-Vorschrift­en entsprach.

 ?? FOTO: DPA ?? Wehrt sich gegen seine Entlassung: Ulrich Weiß, der frühere Entwicklun­gschef bei Audi.
FOTO: DPA Wehrt sich gegen seine Entlassung: Ulrich Weiß, der frühere Entwicklun­gschef bei Audi.

Newspapers in German

Newspapers from Germany