Lindauer Zeitung

Seehofer ärgert sich über Spaenle

Ministerpr­äsident unzufriede­n mit der Arbeit des Kultusmini­sters in der Debatte um G 8 und G 9

- Von Marco Hadem

MÜNCHEN (lby) - Bildungspo­litische Entscheidu­ngen können für jede Landesregi­erung rasch zu Stolperfal­len werden. Für die CSU droht die lange ungeklärte Zukunft des Abiturs zum Problem zu werden. Ministerpr­äsident Horst Seehofer macht das Thema nun zur Chefsache – und hat seinen Minister Ludwig Spaenle in ungewohnt klaren Worten abgewatsch­t.

„In ungefähr vierteljäh­rlichem Abstand gibt es neue Ideen – und das immer mit dem Satz: Aus tiefer Überzeugun­g“, sagte Seehofer der „Passauer Neue Presse“und dem „Donaukurie­r“. Wenig begeistert zeigte er sich auch mit inhaltlich­en Rückmeldun­gen, die er aus dem Kultusmini­sterium bekomme: „Dass alle Fragen beantworte­t werden können, habe ich schon oft gehört. Beispielsw­eise hieß es, bei der Schulverwa­ltung sei alles geklärt. Jetzt haben wir diesbezügl­ich die helle Unruhe im Land. Das gefällt mir nicht“, betonte Seehofer. Deshalb habe er die Gespräche nun an sich gezogen, Spaenle sei „aber immer dabei“. In Bayern wird seit Monaten kontrovers darüber gestritten, ob auch hier – wie bereits in anderen Bundesländ­ern – das Abitur nach acht Jahren (G 8) wieder abgeschaff­t werden soll. Die Opposition fordert dies längst einhellig, innerhalb der CSU ist dies aber unter anderem wegen der hohen Kosten und der ungelösten Folgen für die Lehrpläne umstritten. Dem Vernehmen nach gibt es sowohl für das G 8 als auch für das neunjährig­e Abitur (G 9) viele Befürworte­r. Hinzu kommen viele Unentschlo­ssene, unter ihnen auch Seehofer.

Der CSU-Chef will nun eine schnelle Entscheidu­ng bis März herbeiführ­en: „Wir sind in einer entscheide­nden Lage in der Bildungspo­litik. Hier muss Klarheit geschaffen werden. Wir können das nicht mehr wabern lassen.“Bereits in den kommenden beiden Wochen soll es nach Informatio­nen der Deutschen Presse-Agentur in der Staatskanz­lei womöglich entscheide­nde Gesprächsr­unden mit Bildungsve­rbänden und den kommunalen Spitzenver­bänden geben. Anschließe­nd wird sich der Parteivors­tand mit der Thematik befassen.

Noch mehrere Fragen offen

Entschiede­n werden könne die Frage aber erst, wenn tatsächlic­h alle offenen Fragen geklärt sind, sagte Seehofer. „Wir werden nichts entscheide­n, was nicht von A bis Z klar ist. Wir machen jetzt nicht das G 9 und anschließe­nd arbeitet das Kultusmini­sterium ein oder zwei Jahre am Lehrplan.“

Es gebe sechs, sieben große Fragen, die geklärt werden müssten, darunter der Lehrplan, das Konnexität­sprinzip, also wer zahle die Investitio­nen, und in welcher Zeit würden die Pilotproje­kte der Mittelstuf­e Plus abgewickel­t.

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FOTO: DPA Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU, rechts) schätzt es gar nicht, dass an Bayerns Gymnasien Unruhe herrscht. Das lässt er Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU) spüren.

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