Lindauer Zeitung

„D’Liebla – na“und ins Rathaus rein

Degermoosl­ätsche und Lieblasche­ller übernehmen in Hergenswei­ler die Macht

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HERGENSWEI­LER (hipp) - Das Hergenswei­lerer Rathaus ist fest in Narrenhand. Zu einer wirklichen Verteidigu­ng konnten sich die Räte nicht aufraffen. Bis zur freundlich­en Übernahme warteten sie geduldig im alten Sitzungssa­al.

Markus (Mac) Vogler hatte sich als Schotte verkleidet. Gut nachzuvoll­ziehen, hatte er doch zwei Tage zuvor in der Gemeindera­tssitzung schon das Sparen zu seinem Thema gemacht. Bernhard Merkel kam als Eisbär, andere hatten sich als 68er mit langen Haaren herausgepu­tzt, die sie gleich um Jahre jünger aussehen ließen. Andrea Stiebler hatte sich für Schlaghose­n unten und Blumiges oben entschiede­n und sandte Blinkzeich­en aus. Was sehr praktisch war, als man das Licht ausmachte. So sah man wenigstens ein bisschen was, während man auf Degermoosl­ätsche und Lieblasche­ller wartete.

Immer näher kam die Musik der Lumpenkape­lle Westallgäu und mit ihr nahten die Narren und Obernarren, die nach dem Narrenbaum­stellen das Zepter im Rathaus übernehmen wollten. Mit einem Blick in die Runde stellten sie fest, dass das Gremium kopflos war. Will heißen, dass Bürgermeis­ter Wolfgang Strohmaier fehlte. Er hatte sich aber ordnungsge­mäß entschuldi­gt und seinem Stellvertr­eter Josef Kohl den Rathaussch­lüssel übergeben.

Schlüsselü­bergabe fürs Rathaus verläuft einvernehm­lich

Die Übergabe verlief in gegenseiti­gem Einvernehm­en. Fast hatte man das Gefühl, die Räte freuten sich, für ein paar Tage die Verantwort­ung los zu sein. Also zog man unter den fetzigen Klängen der Lumpenkape­lle und „D’Liebla – na“-Narrenrufe­n vors alte Feuerwehrh­aus, in dem die Weißnarren­zunft ihre Zunftstube eingericht­et hat.

Viel zu bemängeln hatten Zunftmeist­erin Verena Hess und ihre Regierung am Vorgängerg­remium nicht. Sie monierten das neue Mitteilung­sblättle, Tempo 10 im Ortskern und fehlende Wartehäusc­hen für Schulkinde­r, die auf den Bus warten. Die Narren wünschten sich einen Arzt, eine Eisdiele und einen Bahnhalt im Ort, was das zahlreich vorhandene Publikum mit Beifall unterstric­h. Weiter machten sie sich Gedanken über die Ansiedlung des Verbrauche­rmarktes Netto und den Bund Naturschut­z, der etwas dagegen hat. Aus der Ecke der abgesetzte­n Räte war nun eine Stimme zu vernehmen: „Lieber mehr Brutto als Netto.“Dieselbe Stimme war es auch, die die sich zuprostend­e Zunftregie­rung ermahnte: „Wir haben auch Durst.“

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FOTO: HIPP Die Narren haben die Räte Johannes Schneider und Christoph Hess im Griff.

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