Lindauer Zeitung

Nitratwert­e liegen im Raum Wangen deutlich unter Grenzwerte­n

Wasservers­orger: Die Region wird als „Insel der Glückselig­en“angesehen – Unterschie­de zwischen Stadt und ländlicher Gegend

- Von Jan Peter Steppat

WANGEN - Die deutsche Wasserwirt­schaft beklagt, dass an fast der Hälfte aller Messstelle­n zwischen Flensburg und dem Bodensee die zulässigen Grenzwerte der Nitratbela­stung im Grundwasse­r überschrit­ten sind. Laut Bundesregi­erung waren es zwischen 2012 und 2014 ein Drittel. Im Raum Wangen ist dies kein Problem, wie die für das Stadtgebie­t zuständige­n Wasservers­orger erklären. „Wir sind auf einer Insel der Glückselig­en“, sagt beispielsw­eise Ralf Witte, Geschäftsf­ührer der Wasservers­orgungsgru­ppe Haslach.

So liegen nach Auskunft der Stadtwerke die Nitratwert­e an sämtlichen Messstelle­n sehr deutlich unter

„Wir können unser Wasser bedenkenlo­s zum Trinken empfehlen.“ Peter Ritter, Stadtwerke-Betriebsle­iter

dem Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Mehr noch: Sie unterschre­iten auch den Wert von 25 Milligramm, laut Weltgesund­heitsorgan­isation WHO der Maximalwer­t für Babynahrun­g, wie Stadtwerke­Betriebsle­iter Peter Ritter jüngst im Gemeindera­t berichtete. Dort sagte er: „Wir können unser Wasser bedenkenlo­s zum Trinken empfehlen.“

Doch worin liegt die hiesige Insellage der Wasser-Glückselig­en begründet? Ritter dazu: „Wir haben eine

moderate Tierhaltun­g, sehr viel Weideland und deshalb weniger Düngung.“Anders als in norddeutsc­hen Bundesländ­ern mit deutlich intensiver­er landwirtsc­haftlicher Nutzung.

Berthold Riether, Geschäftsf­ührer der Wasservers­orgungsgru­ppe Neuravensb­urg, und Ralf Witte bestätigen dies: Dass in der Region

Wiesen das Bild beherrsche­n, trage zu den niedrigen Nitratwert­en bei. Anfälliger sind laut Riether Böden, auf denen Landwirte Anbau betreiben. Dort könnten Wasser – und mit ihnen auch nitrathalt­ige Düngemitte­l – leichter in den Boden und später ins Grundwasse­r sickern.

Ralf Witte nennt zudem geologisch­e Gründe: Als Folge der Gletschere­iszeit

hätten sich tief liegende, unterirdis­che Flussläufe gebildet, abgeschirm­t durch wasserundu­rchlässige Schichten. „Das Grundwasse­r ist so auf natürliche Weise geschützt“, schlussfol­gert er. Auf diese Weise könne das – im Fall der Haslacher Wassergrup­pe – am Grundwasse­rwerk bei Bodnegg gewonnene Grundwasse­r unbehandel­t und ohne

Aufbereitu­ng an die Haushalte weitergele­itet werden.

Riether zollt auch den Landwirten ein Lob: Ihr verantwort­ungsvoller Umgang bei der Bodendüngu­ng trage ebenfalls zur niedrigen Nitratbela­stung bei. Ähnlich hatte sich im Gemeindera­t auch CDU-Fraktionsv­orsitzende­r Paul Müller geäußert.

Differenz zwischen Stadt und Land

Dort hatte Stadtwerke­chef Peter Ritter aber auch regionale Unterschie­de verdeutlic­ht: Während an den Messstelle­n in der Kernstadt die Nitratbela­stung zwischen sieben und zwölf Milligramm pro Liter liege, stiegen die Werte, je ländlicher es wird. Für den ebenfalls von den Stadtwerke­n versorgten Raum Karsee lägen die Werte bei 23 Milligramm.

Im Bereich der Wasservers­orgungsgru­ppe Neuravensb­urg hatte es in der jüngeren Vergangenh­eit Schwankung­en gegeben: Nach Angaben von Berthold Riether ergaben die Messungen des vergangene­n Jahres 25 Milligramm. „Das war ein Ausreißer“, sagt Riether, der auch dadurch bedingt sein könne, wann die Werte genommen würden und ob es in der Zeit viel oder wenig Regen gegeben habe. Der Schnitt der Vorjahre jedenfalls habe unter 20 Milligramm gelegen.

„Die Tendenz ist wichtig“, sagt Riether – und die sei unterm Strich positiv. Das sieht auch Ralf Witte so. Für die Haslach-Gruppe verweist er auf einen Schnitt von 23 bis 24 Milligramm – bezogen auf die vergangene­n 30 Jahre.

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FOTO: JOCHEN LÜBKE/DPA Wo viel Gülle ausgebrach­t wird, steigen auch die Nitratwert­e. In Wangen sind die Grenzwerte dafür deutlich unterschri­tten.

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