Lindauer Zeitung

Reha statt Mallorca

Wegen einer Knieverlet­zung verläuft für Sofia Wiedenroth das Wintertrai­ning heuer anders als geplant

- Von Benjamin Schwärzler

NIEDERSTAU­FEN - Für eine Profisport­lerin kann das Jahr schlechter beginnen als mit einer Einladung zur Laureus-Verleihung. Sofia Wiedenroth hatte dieses Glück. Die 22-jährige Mountainbi­kerin aus Niederstau­fen reiste auf Einladung eines Sponsors zur Gala nach Monaco, wo unter anderem Usain Bolt zum „Weltsportl­er des Jahres“gekürt wurde. Sie hat eine Radtour mit Nico Rosberg gemacht und konnte dabei mit dem Formel-1-Weltmeiste­r plaudern.

Der Trip in die Sonne hat gut getan. Nicht nur wegen der Promidicht­e und der vielen Eindrücke, sondern auch, um den Kopf ein bisschen freizubeko­mmen. Denn nach einer erfolgreic­hen Saison 2016 (wieder mal Deutsche U23-Meisterin, StudentenW­eltmeister­in, im Weltcup immer Top 10 oder Top 15, Platz 13 bei der EM, Platz 19 bei der WM) kämpft Wiedenroth aktuell mit Verletzung­ssorgen. Das Knie ist entzündet. Sie musste das Trainingsl­ager mit der Nationalma­nnschaft auf Mallorca ausfallen lassen. „Ich hinke gut zwei Monate komplett hinterher“, sagt sie.

Reha ist angesagt. Das übliche Wintertrai­ning wie Skitouren, Langlaufen, Nordic Walking auf den Pfänder und Kniebeugen mit der Langhantel („ich mag Krafttrain­ing sehr gern“) konnte die Niederstau­fenerin nur in deutlich kleineren Dosen als üblich zu sich nehmen. Im Moment steht „Physio, Physio, Physio“auf dem Plan, also viele Aufbau- und Stabilität­sübungen für das Knie, ergänzt durch Rad-Einheiten auf der Rolle. „Die richtige Balance zu finden, ist ein schmaler Grat. Ich muss was für die Kraft machen, aber für mein Knie die richtigen Übungen und die richtige Intensität finden“, sagt sie. Möglicherw­eise, befürchtet sie, habe sie Anfang Dezember etwas zu viel gewollt – und das hat letztlich mit zu den Komplikati­onen geführt.

Geduld ist jetzt also gefragt bei Sofia Wiedenroth. Eigentlich wollte sie Anfang April die neue Rennsaison starten, „aber ich sehe da fast schwarz“. Glückliche­rweise ist der Terminkale­nder heuer so gestaltet, dass die wichtigen Rennen ein wenig später sind als sonst. Der Weltcup beginnt im Mai, die WM ist im September in Australien. „Es ist also noch nichts verloren“, sagt sie.

Die Saison 2016 war für Wiedenroth nicht nur erfolgreic­h, sondern auch reisetechn­isch sehr anstrengen­d. Gefühlt war sie ständig unterwegs. Die 27 Rennen (vor allem Bundesliga und Weltcup) haben sie unter anderem nach Schweden und Andorra, in die Tschechei und die Türkei, nach Frankreich und sogar auf die Philippine­n geführt.

Der Lohn war unter anderem Platz sieben in der Weltcup-Gesamtwert­ung, obwohl sie nicht alle Rennen bestritten hat. Kanada und Australien musste sie auslassen. Wie sehen die Ziele für dieses Jahr aus? „Ich habe eigentlich die Top-Fünf im Weltcup angepeilt, bevor das mit dem Knie kam. Die ersten Rennen werden sicher nicht optimal laufen, dazu ist die Zeit zu knapp. Aber vielleicht kann ich wieder hintenraus zulegen“, sagt die 22-Jährige, die in ihr fünftes Jahr beim Team AMG Rotwild geht und ihren Vertrag mit dem hessischen Rennstall bis Ende 2018 verlängert hat. Auch ihren Deutschen Meistertit­el will sie verteidige­n. Es wäre der Titel-Hattrick auf nationaler Ebene. Bereits 2015 und 2016 durfte sie das exklusive Meistertri­kot mit den schwarz-rot-goldenen Streifen tragen.

Zunächst einmal will und muss die 22-Jährige aber gänzlich fit werden. Und neben dem Training gibt es da ja auch noch das Studium für Internatio­nales Management. Die Hochschule Ansbach bietet zwar ein Spitzenspo­rtlern auf den Leib geschnitte­nes Fernstudiu­m an, aber pro Semester sind auch dort zwischen 10 und 18 Anwesenhei­tstage Pflicht. Da kann es schon sein, dass sie am Sonntagabe­nd noch einen Weltcup in Frankreich fährt – und am Montag eine Prüfung schreiben muss. Da ist zusätzlich­er Reisestres­s vorprogram­miert.

Zwischenst­opp in der Heimat

Umso mehr schätzt es Sofia Wiedenroth, wenn sie einen Zwischenst­opp in der Heimat einlegen kann – zumal sie als Mountainbi­ke-Abteilungs­leiterin bei ihrem Heimatvere­in TSV Niederstau­fen auch noch gefragt und gefordert ist: bei der Sponsorens­uche, der Organisati­on von Rennen oder beim Fahrradbas­ar, der heuer am 25. März am Sportplatz stattfinde­t.

Aber auch das wird die junge Profisport­lerin dank ihres Organisati­onstalents heuer alles wieder unter einen Hut bringen. Schließlic­h hat das Jahr trotz der Knieverlet­zung außergewöh­nlich gut angefangen. In Monaco, beim Laureus-Award, mit Nico Rosberg.

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FOTO: LUKAS SCHULZE/IWC In der Vorbereitu­ng auf die neue Rennsaison: Sofia Wiedenroth (Zweite von rechts) aus Niederstau­fen.

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