Reha statt Mallorca
Wegen einer Knieverletzung verläuft für Sofia Wiedenroth das Wintertraining heuer anders als geplant
NIEDERSTAUFEN - Für eine Profisportlerin kann das Jahr schlechter beginnen als mit einer Einladung zur Laureus-Verleihung. Sofia Wiedenroth hatte dieses Glück. Die 22-jährige Mountainbikerin aus Niederstaufen reiste auf Einladung eines Sponsors zur Gala nach Monaco, wo unter anderem Usain Bolt zum „Weltsportler des Jahres“gekürt wurde. Sie hat eine Radtour mit Nico Rosberg gemacht und konnte dabei mit dem Formel-1-Weltmeister plaudern.
Der Trip in die Sonne hat gut getan. Nicht nur wegen der Promidichte und der vielen Eindrücke, sondern auch, um den Kopf ein bisschen freizubekommen. Denn nach einer erfolgreichen Saison 2016 (wieder mal Deutsche U23-Meisterin, StudentenWeltmeisterin, im Weltcup immer Top 10 oder Top 15, Platz 13 bei der EM, Platz 19 bei der WM) kämpft Wiedenroth aktuell mit Verletzungssorgen. Das Knie ist entzündet. Sie musste das Trainingslager mit der Nationalmannschaft auf Mallorca ausfallen lassen. „Ich hinke gut zwei Monate komplett hinterher“, sagt sie.
Reha ist angesagt. Das übliche Wintertraining wie Skitouren, Langlaufen, Nordic Walking auf den Pfänder und Kniebeugen mit der Langhantel („ich mag Krafttraining sehr gern“) konnte die Niederstaufenerin nur in deutlich kleineren Dosen als üblich zu sich nehmen. Im Moment steht „Physio, Physio, Physio“auf dem Plan, also viele Aufbau- und Stabilitätsübungen für das Knie, ergänzt durch Rad-Einheiten auf der Rolle. „Die richtige Balance zu finden, ist ein schmaler Grat. Ich muss was für die Kraft machen, aber für mein Knie die richtigen Übungen und die richtige Intensität finden“, sagt sie. Möglicherweise, befürchtet sie, habe sie Anfang Dezember etwas zu viel gewollt – und das hat letztlich mit zu den Komplikationen geführt.
Geduld ist jetzt also gefragt bei Sofia Wiedenroth. Eigentlich wollte sie Anfang April die neue Rennsaison starten, „aber ich sehe da fast schwarz“. Glücklicherweise ist der Terminkalender heuer so gestaltet, dass die wichtigen Rennen ein wenig später sind als sonst. Der Weltcup beginnt im Mai, die WM ist im September in Australien. „Es ist also noch nichts verloren“, sagt sie.
Die Saison 2016 war für Wiedenroth nicht nur erfolgreich, sondern auch reisetechnisch sehr anstrengend. Gefühlt war sie ständig unterwegs. Die 27 Rennen (vor allem Bundesliga und Weltcup) haben sie unter anderem nach Schweden und Andorra, in die Tschechei und die Türkei, nach Frankreich und sogar auf die Philippinen geführt.
Der Lohn war unter anderem Platz sieben in der Weltcup-Gesamtwertung, obwohl sie nicht alle Rennen bestritten hat. Kanada und Australien musste sie auslassen. Wie sehen die Ziele für dieses Jahr aus? „Ich habe eigentlich die Top-Fünf im Weltcup angepeilt, bevor das mit dem Knie kam. Die ersten Rennen werden sicher nicht optimal laufen, dazu ist die Zeit zu knapp. Aber vielleicht kann ich wieder hintenraus zulegen“, sagt die 22-Jährige, die in ihr fünftes Jahr beim Team AMG Rotwild geht und ihren Vertrag mit dem hessischen Rennstall bis Ende 2018 verlängert hat. Auch ihren Deutschen Meistertitel will sie verteidigen. Es wäre der Titel-Hattrick auf nationaler Ebene. Bereits 2015 und 2016 durfte sie das exklusive Meistertrikot mit den schwarz-rot-goldenen Streifen tragen.
Zunächst einmal will und muss die 22-Jährige aber gänzlich fit werden. Und neben dem Training gibt es da ja auch noch das Studium für Internationales Management. Die Hochschule Ansbach bietet zwar ein Spitzensportlern auf den Leib geschnittenes Fernstudium an, aber pro Semester sind auch dort zwischen 10 und 18 Anwesenheitstage Pflicht. Da kann es schon sein, dass sie am Sonntagabend noch einen Weltcup in Frankreich fährt – und am Montag eine Prüfung schreiben muss. Da ist zusätzlicher Reisestress vorprogrammiert.
Zwischenstopp in der Heimat
Umso mehr schätzt es Sofia Wiedenroth, wenn sie einen Zwischenstopp in der Heimat einlegen kann – zumal sie als Mountainbike-Abteilungsleiterin bei ihrem Heimatverein TSV Niederstaufen auch noch gefragt und gefordert ist: bei der Sponsorensuche, der Organisation von Rennen oder beim Fahrradbasar, der heuer am 25. März am Sportplatz stattfindet.
Aber auch das wird die junge Profisportlerin dank ihres Organisationstalents heuer alles wieder unter einen Hut bringen. Schließlich hat das Jahr trotz der Knieverletzung außergewöhnlich gut angefangen. In Monaco, beim Laureus-Award, mit Nico Rosberg.