Lindauer Zeitung

Scientolog­y-Problem erreicht Spaenle

Haus der Kunst beschäftig­t Mitglied der Organisati­on als Mitarbeite­r – SPD wirft Kultusmini­ster Untätigkei­t vor

- Von Marco Hadem

MÜNCHEN (lby) - Im Münchner Haus der Kunst arbeitet seit Jahrzehnte­n ein Mitglied von Scientolog­y. Ein absolutes Unding für die Staatsregi­erung. Obwohl der Fall seit mehr als einem Jahr bekannt ist, scheint keine Lösung in Sicht. Und langsam wird das Thema unangenehm für Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU).

Die SPD-Landtagsfr­aktion fordert von Spaenle einen offizielle­n Bericht im Kulturauss­chuss des Landtags. „Das Haus der Kunst ist, auch wegen seiner schwierige­n Vergangenh­eit, von herausrage­nder Bedeutung für die bayerische Kulturpoli­tik“, sagte die SPD-Kulturpoli­tikerin Isabell Zacharias am Montag in München. Sie kritisiert­e, das Ministeriu­m versuche bislang bei parlamenta­rischen Anfragen, den Skandal zu vertuschen. Es dürfe nicht sein, dass die Scientolog­y-Umtriebe weiter jahrelang geduldet würden.

Aufsichtsr­at seit Juli informiert

Nach Recherchen von Zacharias arbeitet der betroffene Mitarbeite­r nach wie vor freiberufl­ich für das Museum, obwohl der von Spaenle geleitete Aufsichtsr­at bereits im Juli 2016 vom Betriebsra­t über den Fall informiert wurde.

In Bayern müssen seit 1996 Bewerber für den öffentlich­en Dienst Angaben zu einer Scientolog­y-Mit- gliedschaf­t machen. Dies trifft auf das Haus der Kunst zwar nicht direkt zu, jedoch erhält das Haus finanziell­e Unterstütz­ung von der Staatsregi­erung. Scientolog­y selbst bezeichnet sich als Kirche, von ihren Kritikern wird die Organisati­on aber als gefährlich­e Sekte angesehen.

Das Kunstminis­terium wies den Vorwurf der Untätigkei­t erneut zurück: „Ende 2015 wurde der Aufsichtsr­at der Stiftung Haus der Kunst GmbH informiert, dass möglicherw­eise eine Person, die Mitglied von Scientolog­y ist, in den 1990er Jahren vom Haus der Kunst als externer Dienstleis­ter beauftragt worden ist“, hieß es von einem Sprecher. Daraufhin habe Spaenle, der den Fall sehr ernst nehme, unter anderem die Ge- schäftslei­tung der Stiftung zu einem umfassende­n Bericht aufgeforde­rt. Zudem habe die Geschäftsl­eitung sichergest­ellt, dass keine Scientolog­en unter den hauptamtli­chen Mitarbeite­rn seien.

Stiftung muss Regeln einhalten

Als Zuwendungs­empfänger von Mitteln des Freistaats Bayern ist auch die Stiftung Haus der Kunst verpflicht­et, die für Förderempf­änger des Freistaats Bayern geltenden Regeln zum Umgang mit Scientolog­y umzusetzen“, betonte der Sprecher. Es werden gegenwärti­g Maßnahmen geprüft, um eine zielführen­de Lösung des Problems zu erreichen. Dabei sei ein sorgfältig­es, rechtlich belastbare­s Vorgehen gebeten.

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FOTO: DPA Die SPD attackiert Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU). Er soll im Fall eines beim Haus der Kunst beschäftig­ten Scientolog­en nicht energisch genug reagiert haben.

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