Lindauer Segler-Club wählt neuen Vorsitzenden
Knappe Zweidrittelmehrheit für Karl-Christian Bay nach turbulentem Wahlkampf
LINDAU - Der Lindauer Segler-Club hat einen neuen ersten Vorsitzenden. Karl-Christian Bay (47) ist nach einer emotional geprägten Diskussion in der Hauptversammlung des 1889 gegründeten Vereins mit 63,8 Prozent der Stimmen gewählt worden. 257 stimmberechtigte Mitglieder waren am Freitagabend in den Bayerischen Hof gekommen.
In den vergangenen Wochen sei „einiges Porzellan aus dem Schrank des LSC“gefallen, so der scheidende erste Vorsitzende Andreas Ober. Der Schlagabtausch verdrängte die Erfolgsbilanz des Vereins und seiner Mitglieder. Stein des Anstoßes war – zumindest nach außen – die fehlende Verwurzelung des Kandidaten in dem traditionsbewussten Verein. Bay ist erst seit Herbst 2015 Mitglied im LSC. Seit Jahrzehnten kamen die Vorsitzenden jedoch immer als „Eigengewächse“aus der Jugendgruppe – hatten also die Befindlichkeiten von klein auf erlebt.
In einer ausführlichen Vorstellung erläuterte Karl-Christian Bay, was ihn dazu bewege, den Vorsitz des Vereins zu übernehmen. Neben der Verbundenheit mit Lindau und der Liebe zum Segelsport – Bays Unternehmen ist auch Sponsor der SegelBundesliga – führte er seine Erfahrung und Kompetenz in der Führung und Beratung von Vereinen an. Er könne ein „gut bestelltes Haus“von Andreas Ober übernehmen, in dem es vieles gibt, was nur weiterentwickelt werden müsse. Nachholbedarf sehe er in der IT, der Nachwuchsgewinnung und der Professionalisierung der Geschäftsstelle. Aus den verschiedenen Vorstandspositionen wolle er „Funktionsteams“bilden – etwa für Organisation, Technik sowie Sport und Ausbildung.
Nach den offenkundig vorausgehenden Polterabenden im Club wurden in der Versammlung nur wenige Missfallensäußerungen und eine Ermahnung geäußert, dass es ein Hinschmeißen der Aufgabe während der Amtsperiode nicht geben dürfe. Werner Hemmeter, selbst als Kandidat für den ersten oder stellvertretenden Vorsitzenden im Gespräch, war zwar enttäuscht von den jüngsten Entwicklungen im Club. Er empfahl aber letztlich, Karl-Christian Bay und dem vorgeschlagenen Team eine Chance zu geben. Man wähle jetzt lediglich für eine (zweijährige) Wahlperiode – und werde dann sehen, ob der neue Weg besser war.
Überzeugt von Bay waren 164 von 257 stimmberechtigten Mitgliedern – 63,8 Prozent. Bis auf eine Position (Schriftführer) brachte Bay dann das von ihm favorisierte Vorstandsteam durch. Insgesamt 16 Köpfe zählt nun der LSC-Vorstand, zwei mehr als bisher. Zwölf davon haben Erfahrung in diesem Gremium: Sechs gehörten auch dem bisherigen Vorstand an, weitere sechs waren bereits früher Vorstandsmitglieder.
Dass die Ehre des Amtes auch ein Lustverlust sein kann, formulierte der – alte wie neue – Wettsegelobmann Stefan Latzel. Früher sei er Regattasegler gewesen, jetzt müsse er „als Wettfahrtleiter beim Segeln zuschauen“. Seine Ehrlichkeit wurde mit 243 Stimmen belohnt, die nur noch Jüngstenwart Markus Mayer (252) übertrumpfte.
Auf mehr Selbstständigkeit pocht die Jugend. Die alten Hasen sind als Unterstützer willkommen, aber mit Paul Käser (19) ist der neu gewählte Jugendleiter ein Jahr jünger als der von der Jugend vorgeschlagene (und in der Versammlung bestätigte) Alexander Kickl. Die Wahlen an dem Abend wurden souverän von Uwe Birk geleitet.
Kleine Unterdeckung
Vor den Wahlen wurden noch die JHV-üblichen Punkte der Tagesordnung abgehandelt: die Ehrung langjähriger Mitglieder und die Auszeichnung für besondere Verdienste mit dem Clubpokal, den diesmal Werner Steck erhielt (LZ-Berichte folgen).
Die Berichte aus den Vorstandsressorts waren schon mit der Einladung an die Mitglieder verschickt worden. Lediglich den Kassenbericht stellte Veit Hemmeter vor. Bei einem Haushaltsvolumen von rund 400 000 Euro schloss die Bilanz des Jahres 2016 mit einer Unterdeckung von knapp 12 000 Euro.
Einen Wunsch gab der bisherige LSC-Chef Ober den Mitgliedern mit auf den Heimweg: „Die Ärmel hochkrempeln, das Porzellan gemeinsam zusammenkehren und geschlossen hinter der neu gewählten Vorstandschaft stehen.“Der LSC sei über den Sport hinaus ein Ort, der Mensch und Raum verbinde. „Er ist und wird uns allen ein Stück Heimat bleiben.“Sichtlich bewegt verabschiedete er sich von dem Amt, das er sechs Jahre bekleidet hatte: „Dankeschön und tschüs!“