Die Leiden des WM-Helden
Mario Götze leidet an einer Stoffwechselerkrankung und fehlt dem BVB bis auf Weiteres
DORTMUND (dpa/SID) - Die Probleme von Mario Götze nehmen kein Ende: Der im Dauertief steckende WM-Held von 2014 wird wegen einer Stoffwechselstörung auf unbestimmte Zeit ausfallen. Dies teilte der Fußball-Bundesligist vor dem Pokal-Viertelfinale heute beim Drittliga-Siebten SF Lotte mit (20.30 Uhr/ARD). Der Befund sei das Ergebnis einer internistischen Untersuchung, bei der Götzes anhaltenden muskulären Problemen auf den Grund gegangen werden sollte. Es sei „zwingend notwendig“, Götze vorerst aus dem Trainingsbetrieb zu nehmen.
„Ich befinde mich gerade in Behandlung und setze alles daran, so schnell wie möglich wieder ins Training einsteigen und meiner Mannschaft dabei helfen zu können, unsere gemeinsamen Ziele zu erreichen“, erklärte Götze. Der offensive Mittelfeldspieler, der im Sommer nach drei glücklosen Jahren bei Bayern München zu seiner alten Liebe Borussia Dortmund zurückgekehrt war, hatte bis dato auch aufgrund jener hartnäckigen Muskelbeschwerden kaum Bindung zum BVB-Spiel gefunden.
In einer Mannschaft voller leichtfüßiger Supertechniker wie PierreEmerick Aubameyang, Ousmane Dembélé oder Marco Reus wirkte der einst mit Lionel Messi oder Neymar verglichene Götze oft schwerfällig und blieb blass. In seiner zweiten Amtszeit im BVB-Trikot absolvierte der 24-Jährige nur elf von 22 Bundesligaspielen, lediglich vier davon über die komplette Spielzeit (ein Treffer). Sein letztes Spiel für den BVB bestritt er am 29. Januar gegen Mainz, als er in der 66. Minute eingewechselt wurde.
Sportdirektor Michael Zorc nahm die Nachricht positiv – immerhin ist nun das Rätsel hinter dem Tief des 25Millionen-Mannes gelöst. „Wir sind froh, dass wir nun die Gründe für Marios Beschwerden kennen und überzeugt davon, dass er uns nach vollständiger Genesung mit seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten zusätzliche Qualität verleihen wird.“
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hatte Götze zuletzt ge- gen die wachsende Zahl der Kritiker in Schutz genommen: „Ich bin sicher, dass bei Götze noch einige Abbitte leisten müssen. Wenn sie denn jemals die Größe dazu haben.“
Lotte glaubt an sich
Auch Bundestrainer Joachim Löw hatte immer zu Götze gehalten, der im WM-Finale 2014 gegen Argentinien das goldene Tor zum Titel geschossen hatte. „Mario kann den Unterschied ausmachen. Er ist nicht der Stürmer im klassischen Sinne, sondern ein Abschließer. Er macht Tore gegen Top-Nationen, Argentinien, Brasilien. Er hat die Gabe, auf allerhöchstem Niveau zu treffen. Das kann nicht jeder. Deshalb halte ich zu ihm“, hatte Löw zuletzt gesagt. Nun dürfte der 62-malige Nationalspieler auch für das Länderspiel gegen England am 22. März in Dortmund ausfallen. Ob er dem BVB in dieser Saison noch mal helfen kann, ist die Frage.
In Lotte wird er in jedem Fall fehlen. BVB-Trainer Thomas Tuchel warnte vor dem 100 Kilometer von Dortmund entfernten Pokalschreck. „Auf dem Papier sind sie zwar Drittligist. Aber sie sind Aufstiegsaspirant und für uns einzuschätzen wie ein Zweitligist.“Auch die Platzverhältnisse im 10 056 Zuschauer fassenden Frimo-Stadion dürften nicht die besten sein. „Der Rasen ist sicherlich ein Nachteil für uns. Es ist entscheidend, uns komplett freizumachen von den äußeren Umständen.“
Der Drittliga-Aufsteiger hatte vor drei Wochen im Achtelfinale den Zweitligisten 1860 München nach heftigen Schneefällen auf einem notdürftig geräumten Platz mit 2:0 besiegt. Zuvor hatte das Team aus der 14 000-Einwohner-Stadt die Erstligisten Werder Bremen und Bayer Leverkusen ausgeschaltet. In der Liga spielten die SF dieses Jahr noch nicht.
Lotte-Trainer Ismail Atalan (36), der gerade den Trainerschein macht, lehnt die Floskeln von einem ungleichen Duell David gegen Goliath ab. „Es geht hier um den Einzug in das Pokal-Halbfinale. Deshalb sage ich, dass wir viel zu verlieren haben. Bei einer Niederlage sind wir raus. Ende.“An Selbstbewusstsein mangelt es dem Underdog in jedem Fall nicht. Abwehrspieler Matthias Rahn sagt: „Es soll nicht überheblich klingen. Aber wir wissen, dass wir die Dortmunder schlagen können.“