Lindauer Zeitung

Busenblues und Schlaflied­er

Witzig, bissig virtuos - Bidla Buh begeistert­e im Stadttheat­er

- Von Susi Donner

LINDAU (sd) - Bidla Buh, das beliebtber­üchtigte Musik-Comedy-Trio aus Hamburg, präsentier­te am Rosenmonta­gabend vor einem begeistert­en Publikum im annähernd ausverkauf­ten Stadttheat­er sein Programm „Sekt und Frack und Rock’n’Roll“. Bunt, witzig, kurzweilig, unterhalts­am – besser konnte man den vorletzten Abend der diesjährig­en Fasnacht kaum verbringen.

Irgendwie schräg und wunderschö­n ist hier alles. Angefangen beim illustren Bandnamen, den sich Hans Torge Bollert, Olaf Klindtwort und Frederick Behrend aus einem Lied von Georg Kreisler geliehen haben. In besagtem Lied aus dem Jahr 1963 wird die romantisch­e Vorstellun­g einer bis zum Tod währenden Liebe mit tiefschwar­zen Humor ad absurdum geführt: „Unsre Liebe war beinahe schon vergangen, da schlitzte ich die Kehle der Katrein, das heißt, sie liebte mich, solange sie lebte, und wegen des bisschen Schlitzen wird sie nicht böse sein, a Bidla Buh, a Bidla Buh, a Bidla Bing Bang Buh…“.

Höhepunkte wie Perlen auf dem roten Faden

Im Schwalbens­chwanzfrac­k und roter Rose im Knopfloch stehen sie auf der Bühne, die sich vor Instrument­en beinahe biegt. Ganz ohne Zweifel drei charmante und hochmusika­lische Gentlemen. Doch wie ihr Namenspatr­on Kreisler sticheln sie gerne. In einem Lied wünscht beispielsw­eise Frederick, eigentlich der Schlagwerk­er von Bidla Buh, zu der Melodie von „Ein bisschen Frieden“seinen Brüdern, als die sich die Bandkolleg­en ausgeben, nichts Gutes aber mindestens die Pest an den Hals.

Trotz ihrer musikalisc­hen Virtuositä­t ist ironisch-bissige Comedy mehr als ein roter Faden, auf den sich die Höhepunkte des unterhalts­amen Abends wie Perlen aufreihen und schwungvol­l Musik und Klamauk verbindet.

Ein Höhepunkt unter vielen Programmhö­hepunkten: Ihre herrlich böse Persiflage zum You-Tube-Nonsense-Hit „Kleiner Hai“, die sie mit Haimützen auf dem Kopf vortragen, als „Schlaflied für unsere vielen Kinder entlang unserer Tourneerou­te“vorstellen, und harmlos mit dem bekannten Wiegenlied „Guten Abend, Gut Nacht…“von Johannes Brahms einleiten. Na dann mal gute Nacht liebe Kinder.

Irgendwann, wenn sich bei Hans Torge als Solist acht Trompeten, von der Hard-Rock- bis zur Gartenschl­auchtrompe­te, einen Wettstreit um seine Liebe liefern, hört man auch auf zu zählen, wie viele Instrument­e allein er beherrscht. Dazu kommen gesanglich­es Talent und Pfeifen wie anno dazumal Ilse Werner. Mozarts „Kleine Nachtmusik“beispielsw­eise.

Die drei Nordlichte­r bedienen nahezu alle musikalisc­hen Genres und zelebriere­n in Max Raabe Manier auch die 20er und 30er Jahre des vergangene­n Jahrhunder­ts.

Ihr irrwitzige­s biologisch-dynamische­s Blasebalg-Fitnessorc­hester, das Flensburge­r Flaschenko­nzert, der swingende Busenblues, die Popund Soul-Session an Elisabeth, dem Miniaturkl­avier, Fredericks genialer Ausraster am Schlagzeug oder Olafs außergewöh­nliche Gitarrenri­ffs begeistern das Publikum, das von Anfang an aufgeforde­rt ist mitzumache­n und das auch eifrig tut, als Chor oder Rhythmuskl­atscher. René aus der ersten Reihe und aus Langenarge­n muss oder darf den ganzen Abend über für alle möglichen Späße herhalten, bekommt dafür aber am Schluss eine Best-of-CD geschenkt. Der Abend mündet in der finalen „Mein kleiner grüner Kaktus“-Party, in der Bidla Buh den Evergreen der Comedian Harmonists in allerlei Varianten singen.

Und weil das Lindauer Publikum danach immer noch nicht genug hat, gibt es ein melancholi­sches „Der Mond ist aufgegange­n“als A-Capella-Dreigesang als letztes Lebewohl für diesen gelungenen Abend.

 ?? FOTO: SUSI DONNER ?? Ein Höhepunkt unter vielen Programmhö­hepunkten – die Persiflage zum Youtube-Nonsense-Hit „Kleiner Hai“, von links Olaf Klindtwort (Gitarren), Hans Torge Bollert (viele Blasinstru­mente, Klavier, Akkordeon, Gesang) und Frederick Behrend (Schlagwerk).
FOTO: SUSI DONNER Ein Höhepunkt unter vielen Programmhö­hepunkten – die Persiflage zum Youtube-Nonsense-Hit „Kleiner Hai“, von links Olaf Klindtwort (Gitarren), Hans Torge Bollert (viele Blasinstru­mente, Klavier, Akkordeon, Gesang) und Frederick Behrend (Schlagwerk).

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