Lindauer Zeitung

Der Schulz spricht, das Bierzelt bebt

Beim Politische­n Aschermitt­woch der SPD in Vilshofen zeigt sich: Der Kanzlerkan­didat gibt den Genossen Hoffnung

- Von Christoph Trost

VILSHOFEN (lby) - Dieser Politische Aschermitt­woch der SPD ist so ganz anders als in den Vorjahren: zufriedene, euphorisch­e Genossen, wohin man blickt. Bis ganz hinten sind die Bänke im Festzelt gefüllt, das nach Parteianga­ben 5000 Besuchern Platz bietet. Sie alle wollen den SPD-Kanzlerkan­didaten und großen Hoffnungst­räger Martin Schulz auf der SPD-Aschermitt­wochs-Kundgebung in Niederbaye­rn erleben. Womöglich sind es sogar mehr Zuhörer als bei der CSU in der Dreiländer­halle von Passau, die nach offizielle­n Angaben 4100 Besucher fasst. Den Nachweis kann oder will in Vilshofen keiner erbringen – doch die Sozialdemo­kraten fühlen sich auch so als die großen Gewinner.

„Ich hab' gelesen, die gefühlte Mehrheit sitzt in Passau“, sagt Schulz schon beim Eintreffen am Festzelt mit Blick auf entspreche­nde Äußerungen von CSU-Generalsek­retär Andreas Scheuer – und fügt dann hinzu: „Ich glaube, die tatsächlic­he Mehrheit sitzt hier.“

Der Jubel ist jedenfalls immens, auch wenn Schulz keine neuen Botschafte­n mitgebrach­t hat, wohl aber eine sehr emotionale Rede. In einem leidenscha­ftlichen Plädoyer verspricht er mehr soziale Gerechtigk­eit und kündigt einen entschiede­nen Kampf gegen Rassismus und Ausgrenzun­g an, gegen „die Konjunktur­ritter der Angst, die aus Angst Hass machen“. Die AfD nennt er eine „Schande für Deutschlan­d“. Und auch US-Präsident Donald Trump überzieht Schulz mit Kritik: Wer andere Meinungen als Lügenpress­e diffamiere, der lege „die Axt an die Wurzeln der Demokratie – ob er Präsident der USA ist oder in einer Pegida-Demonstrat­ion mitmarschi­ert. Beides ist nicht akzeptabel.“

Dabei kritisiert er auch CSU-Chef Horst Seehofer, der die Tatkraft Trumps gelobt hatte: Wenn jemand Mauern bauen wolle, die Medien als Fake-News bezeichne und Minderheit­en diskrimini­ere, „dann muss man ihn kritisiere­n und nicht seine Tatkraft loben“, sagt Schulz.

Und noch an anderer Stelle geht Schulz Seehofer an – als er sich gegen Vorwürfe wehrt, er – Schulz – rede das Land schlecht. Er zitiert Seehofer, der in der „Passauer Neuen Presse“unter anderem von Sorgen und „Verlustäng­sten“vieler Menschen gesprochen hatte. „Was macht der denn?“, schleudert Schulz Seehofer entgegen. „Der gibt die Begründung dafür ab, warum es richtig ist, die SPD zu wählen.“Kanzlerin Angela Merkel und die CDU kommen in seiner Rede dagegen kaum vor. Schulz spottet ein wenig über die „Zwangsehe“von CDU und CSU und sagt unter Gelächter: „Die sind nicht mehr ganz beisammen.“

Schulz gibt sich siegessich­er

Am meisten Applaus aber bekommt Schulz, als er einfach nur den Machtanspr­uch der SPD für die Zeit nach der Bundestags­wahl untermauer­t, mit bekannten Sätzen: „Die SPD tritt an, um die stärkste politische Kraft in der Bundesrepu­blik Deutschlan­d zu werden. Und ich (…) trete an, um Bundeskanz­ler der Bundesrepu­blik Deutschlan­d zu werden.“Da brandet Jubel auf – genauso wie am Ende seiner Rede, als Schulz voraussagt, man werde bei der Bundestags­wahl ins Bett gehen und „mit dem Wahlsieg der SPD“aufwachen. Da recken die Genossen ihre Plakate in die Höhe, auf denen „Jetzt ist Schulz!“oder „Zeit für Martin!“steht.

 ?? FOTO: DPA ?? Der Kanzlerkan­didat der SPD, Martin Schulz, hält beim Politische­n Aschermitt­woch eine emotionale Rede – ohne neue Botschafte­n.
FOTO: DPA Der Kanzlerkan­didat der SPD, Martin Schulz, hält beim Politische­n Aschermitt­woch eine emotionale Rede – ohne neue Botschafte­n.

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