Funkenfeuer sollen den Winter austreiben
Mit dem uralten Brauch endet die schwäbisch-alemannische Fastnacht
RAVENSBURG - Traditionell am ersten Sonntag nach Aschermittwoch werden im schwäbisch-alemannischen Raum die Funkenfeuer entzündet. Dabei brennen nach Einbruch der Dämmerung im Allgäu, Oberschwaben und Schwarzwald, sowie in Liechtenstein, der Schweiz, im Tiroler Oberland, Vinschgau und in Vorarlberg die Funken.
Dabei handelt es sich um bis zu 30 Meter große Holztürme, die mit alten Christbäumen, Paletten oder anderem Abfallholz aufgeschichtet werden. Wesentlicher Bestandteil eines solchen Holzturms ist zumeist die sogenannte Funkentanne. Denn an deren Baumstammspitze hängt die Funkenhexe – eine Puppe, die mancherorts auch mit Schießpulver gefüllt ist. Denn schließlich soll die Funkenhexe beim Verbrennen laut schallend explodieren – das soll besonderes Glück verheißen. Ebenfalls wichtig ist, dass die Hexenpuppe explodiert, bevor der Funken umfällt. Geschieht dies nicht – was als schlechtes Omen gilt – wird die Hexe am darauffolgenden Sonntag in einer Zeremonie offiziell „beerdigt“. Oftmals wird nach der Explosion der Hexe noch ein Feuerwerk abgebrannt. Da die Funken meist bereits am Samstag aufgeschichtet werden, passt eine Funkenwache auf, dass der Funken nicht von Spitzbuben aus den Nachbardörfern angezündet wird. Übrigens: Was früher als Streich galt, ist strafbar.
Der Ursprung dieses Feuerbrauches ist nicht eindeutig belegbar. Lange Zeit gingen die Forscher davon aus, dass es sich hierbei um Überreste eines heidnisch-germanischen Brauchtums zur Vertreibung des Winters handle.
Auch wenn sich diese Interpretation landläufig immer noch hält, gehen Ethnologen mittlerweile davon aus, dass die Funkenfeuer vielmehr in einem engen Zusammenhang mit dem Ende der schwäbisch-alemannischen Fastnacht stehen. Denn der heutige Funkensonntag war früher zugleich der Beginn der Fastenzeit. Erst 1091 wurde der Termin auf der Synode von Benevent auf den Aschermittwoch gelegt.
Andere Forschungen halten auch eine Verbindung zum römischen Jahresanfang am 1. März für möglich: An diesem Tag wurde im alten Rom im Tempel der Vesta das heilige Feuer entzündet.