Landesamt registriert 85 Datenpannen in Unternehmen
Sensible Informationen zu Gesundheit oder Bankgeschäften wurden deutlich häufiger publik als im Vorjahr
NÜRNBERG (lby) - Das bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht hat immer öfter mit Datenpannen in Firmen zu tun. Im vergangenen Jahr registrierte die Ansbacher Behörde 85 Pannen, bei denen etwa sensible Bank- oder Gesundheitsdaten versehentlich öffentlich wurden. Das waren dreimal so viele wie im Vorjahr, wie das Amt am Freitag in Nürnberg mitteilte. Doch nur ein Bruchteil der Pannen werde auch tatsächlich wie vorgeschrieben gemeldet, bemängeln die Datenschützer. Auch die Zahl der Beschwerden und Beratungsfälle der Behörde stieg deutlich an.
In 52 Fällen hat das Amt in den vergangenen zwei Jahren Bußgelder verhängt – meist unter 1000 Euro. Fünfmal ordnete die Behörde aber auch Strafen im fünfstelligen Bereich an. Es ging unter anderem um Autofahrer, die andere Verkehrsteilnehmer mit kleinen Kameras in ihren Fahrzeugen gefilmt hatten, um die Versendung von Werbe-E-Mails trotz Widerspruchs oder um die wiederholte Faxversendung an falsche Empfänger durch eine Arztpraxis.
Immer wieder gelangen sensible Informationen wie Konto- oder Patientendaten oder E-Mail-Adressen durch Kriminelle oder Nachlässigkeit in falsche Hände. Während die Zahl der klassischen Pannen wie Verlust, Diebstahl oder Fehlversendungen ungefähr gleich blieb, stieg die Zahl der Hacker-Angriffe stark an. Gerade Betreiber von Portalen oder Webshops aktualisierten nicht oft genug ihre Software, hieß es am Freitag in Nürnberg. Angreifer nutzten dann zuweilen bereits lange bekannte Sicherheitslücken aus.
Auch Mieter wenden sich immer wieder an die Datenschützer, weil Vermieter deren Telefonnummer an Wohnungsinteressenten weitergeben – damit diese nach einer Kündigung die Wohnung besichtigen können. Dies dürfen die Vermieter aber nur mit Einwilligung des Mieters machen.
Makler wollen zu viel wissen
Weil es zudem immer wieder Beschwerden gab, dass Makler zahlreiche Daten erheben, die sie eigentlich nicht brauchen, hat das Amt 86 Makler überprüft – mit Schwerpunkt in München, Nürnberg und Würzburg. „Bei fast allen geprüften Maklern bestand erheblicher Handlungsbedarf bezüglich des Umfangs der erhobenen personenbezogenen Daten“, stellt das Amt fest. Selbstauskunftsformulare und Ausweiskopien würden oft schon vor einer Besichtigung angefordert und viele nicht benötigte Daten verlangt.
Dass die Zahl der Bußgeldbescheide im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2015 zurückging, begründete das Amt mit Personalmangel. In den nächsten zwei Jahren wird die Behörde laut ihrem Chef Thomas Kranig um vier Stellen auf dann 20 Mitarbeiter aufgestockt.
Die netzpolitische Sprecherin der Landtags-Grünen, Verena Osgyan, forderte die Staatsregierung auf, die Datenschutzaufsicht personell und finanziell zu stärken. Auch die Wirtschaft müsse bei dem Thema stärker unterstützt werden. Die CSU-Regierung habe den Datenschutz in Bayern „ausgehungert – zulasten der Bürgerinnen und Bürger“.
Das Landesamt in Ansbach ist für den Datenschutz in der Privatwirtschaft zuständig und damit etwa für Unternehmen und Verbände. Kunden, die bei Firmen Datenschutzverstöße oder einen Missbrauch ihrer persönlichen Daten vermuten, können sich direkt bei der Behörde beschweren.