Am Hauptstadtflughafen BER fliegen weiterhin nur die Manager
Aufsichtsrat entlässt Flughafenchef Mühlenfeld und holt gefeuerten Technikleiter zurück – Der BER-Nachfolger kommt aus der Politik
BERLIN - Die ohnehin schon blamable Geschichte des Berliner Großflughafens BER ist nun um ein weiteres Kapital reicher. Nach zwei „turbulenten Wochen“, wie es Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller beschrieb, muss Geschäftsführer Karsten Mühlenfeld nach nur zwei Jahren seinen Schreibtisch räumen. Nachfolger wird der Berliner Staatssekretär Engelbert Lütke Daldrup, der das Unternehmen als Flughafenkoordinator der Stadt kennt und als Ingenieur auch das nötige Fachwissen mitbringt.
In einer Sondersitzung beschloss der Aufsichtsrat der Flughafengesellschaft FBB weitere Personalien. Müller gibt den Vorsitz im Kontrollgremium ab, weil der neue Geschäftsführer aus seiner Regierungsriege kommt. Vermutlich übernimmt ein Vertreter Brandenburgs den Posten. Wieder zurückgeholt wird der gerade erst gefeuerte Technik-Chef der Baustelle, Jörg Marks. Dessen Freistellung war der Grund für die Auflösung des Vertrags mit Mühlenfeld.
Die letzten Wochen gerieten zum Possenspiel bei der Problembaustelle. Erst im Februar wurde bekannt, dass der BER auch in diesem Jahr nicht eröffnet werden kann, weil 1200 elektronisch gesteuerte Türen nicht richtig funktionieren. Kurzerhand schmiss Mühlenfeld den Technik-Chef hinaus, ohne den Aufsichtsrat im Vorfeld zu informieren. Das sorgte bei den Kontrolleuren für Ärger. Die Gesellschafter Berlin und Bund waren mit dieser einsamen Entscheidung nicht einverstanden. Sie setzten sich gegen Brandenburg als dritten im Bund nun durch, weil „keine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Herrn Mühlenfeld mehr möglich ist“, sagte Müller.
Kommen und Gehen
Im Verlauf der Jahre mussten schon eine ganze Reihe anderer Manager und Politiker gehen, weil der Bau immer teurer, aber nicht fertig wird. Dazu gehört Mühlenfelds Vorgänger Hartmut Mehdorn, aber auch Müllers Vorgänger Klaus Wowereit oder Brandenburgs früherer Ministerpräsident Michael Platzeck. Nun soll mit Lütke Daldrup jemand die Geschäfte führen, der sowohl das Unternehmen leiten kann als auch die politische Kommunikation beherrscht. Die Suche nach einem erfahrenen Manager von außerhalb blieb erfolglos. Müller zufolge hätte dies wenigstens ein halbes Jahr gedauert. Bei Wunschkandidaten von anderen Flughäfen hat er sich Medienberichten zufolge eine Abfuhr geholt.
Dass die neuerlichen Querelen den für 2018 anvisierten Eröffnungstermin gefährden, glaubt Müller nicht. Es sei lediglich ein kleiner Zeitverzug entstanden, versicherte das Stadtoberhaupt. Doch das Vertrauen in die Zeitplanung des BER haben die Verantwortlichen längst verspielt. Zudem wurde dem örtlichen Tagesspiegel ein internes Memo zugespielt, demzufolge es beim Brandschutz weiterhin ein massives Problem gibt. Müller dementiert das zwar, doch klingt dies nur halbherzig. Bisher wurde der Eröffnungstermin schon fünfmal verschoben. Über eine sechste Verspätungsrunde beim mittlerweile 6,5 Milliarden Euro teuren Airport würde sich an der Spree wohl niemand wundern.