Lindauer Zeitung

Kässpätzle sollen Weltkultur­erbe werden

Gerichtsta­g in Eglofs ahndet in 16. Auflage Verfehlung­en wider das Allgäu

- Von Vera Stiller

EGLOFS - Beim Gerichtsta­g in Eglofs werden Verfehlung­en wider das Allgäu geahndet. Vorrangig gilt es jedoch, bei Kässpatzen, Starkbier, Sketchen und Musik ein „Wir-Gefühl“zwischen den Menschen zu erzeugen, die „heanat und deanat“der Landesgren­ze leben. Einer der Höhepunkte ist die Verleihung des Westallgäu­er Heimatprei­ses. In diesem Jahr ging er an den früheren Ravensburg­er Landrat Guntram Blaser (siehe Leute).

Er hat längst schon wieder Traditions­status erlangt, der Gerichtsta­g in Eglofs. Nach Aschermitt­woch knüpft er an das an, was sich die Bauern nahezu 600 Jahre lang an einmal erworbenen Privilegie­n immer wieder aufs Neue erkämpfen mussten. Und so wird Karl Stiefenhof­er, Vorsitzend­er des Geschichts- und Heimatvere­ins, nicht müde, am Beginn einer Veranstalt­ung an die „früheren Zeiten“zu erinnern, in denen König Rudolf I. den Eglofsern das Stadtrecht von Lindau verlieh und „im Allgäu Demokratie praktizier­t wurde“.

Sparkassen-Schließung ist Thema

Umrahmt von Blasmusik der „Heublechle­r“war der von André Rauch und Manuel Kimpfler gespielte Sketch die beste Hinführung auf das, was eines der Haupttheme­n der Gerichtsve­rhandlung werden sollte: die Schließung der Kreisspark­assen-Filiale in Eglofs. Stiefenhof­er hatte zuvor gemahnt, die Zukunft der Dörfer nicht aus den Augen zu verlieren und einen Appell an jene gerichtet, „die den Schutz der Kröten und Insekten vor den der Menschen stellen“. Beisitzer Wolfgang Sutter aus Lindau griff den Vorschlag der beiden Komödiante­n auf und wiederholt­e: „Der Bauhof soll einen kostengüns­tigen Geldautoma­ten fertigen.“

Landfrau Christa Fuchs zeigte sich entsetzt über den allgemeine­n Zustand der Kreisstraß­e 8011 und machte den Vorschlag, diese dann doch lieber als Wanderweg auszuweise­n. Zum Schluss wartete Isnys Bürgermeis­ter Rainer Magenreute­r noch mit einem besonderen Anliegen auf. Angesichts der so köstlich zubereitet­en Kässpatzen forderte er das Gericht dazu auf, bei der Unesco dafür den Titel „Weltkultur­erbe“zu beantragen. Richter Marx nahm diese Idee dankend an, erinnerte CSU-Landtagsab­geordneten Eberhard Rotter an das Verspreche­n, Verhandlun­gen hinsichtli­ch eines „Freistaate­s Allgäu“zu führen, und sagte: „Man könnte Freistaat und Weltkultur­erbe gut miteinande­r verbinden.“

 ?? FOTO: STILLER ?? Die Beisitzer des Eglofser Gerichts (von links) Karl Milz, Georg Wagner, Angela Feßler und Wolfgang Sutter hören aufmerksam zu, welche Anträge aus der Mitte der Versammlun­g gestellt werden.
FOTO: STILLER Die Beisitzer des Eglofser Gerichts (von links) Karl Milz, Georg Wagner, Angela Feßler und Wolfgang Sutter hören aufmerksam zu, welche Anträge aus der Mitte der Versammlun­g gestellt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Germany