Lindauer Zeitung

„Unfair, unbegründe­t und respektlos“

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MÜNCHEN (epd) - Andrea Betz (Foto: oh) ist Leiterin der Abteilung „Migration, Flüchtling­e und Integratio­n“bei der Inneren Mission München und Chefin von 150 Mitarbeite­nden in der Asylsozial­beratung. Susanne Schröder hat mit ihr gesprochen.

Wie bewerten Sie das Schreiben?

Andrea Betz: Ich habe mich darüber geärgert, weil es unfair, unbegründe­t, unverhältn­ismäßig und auch respektlos ist. Wenn es in Einzelfäll­en Grund zur Kritik gibt, kann man darüber sprechen. Einen bayernweit­en Brief zu verschicke­n, stellt die ganze Asylsozial­arbeit unter Generalver­dacht: Das sind Mitarbeite­nde, die die Richtlinie­n sehr genau kennen, fachkundig und umfassend über die Möglichkei­ten von rechtsstaa­tlichen Mitteln im Asylverfah­ren beraten.

Was ist die Aufgabe der Asylsozial­beratung bei der Inneren Mission?

Wir erklären unseren Klienten, was das Asylverfah­ren für sie bedeutet, welche Schritte erfolgen, was auf sie zukommt, und natürlich auch, wann die rechtsstaa­tlichen Mittel ausgeschöp­ft sind und es keine Chance auf Asyl mehr gibt. Wir wissen, dass unsere Arbeit durch öffentlich­e Mittel gefördert wird und wir uns an Spielregel­n halten müssen. Wir sind aber kein verlängert­er Arm der Regierung: An der Asylsozial­beratungs-richtlinie haben wir Freie Wohlfahrts­träger selbst mitgearbei­tet. Sie gibt einen Rahmen, lässt aber in der Umsetzung auch Spielräume offen.

Müssen Sie bei Ihren Mitarbeite­nden jetzt Wogen glätten?

Ich werde das Schreiben transparen­t machen – der Bayerische Flüchtling­srat hat es ja sowieso schon veröffentl­icht. Ich verlasse mich auf unsere Leute, dass sie davon unbeeindru­ckt bleiben, weil sie sich in ihrer Arbeit an die Richtlinie­n halten. Aber natürlich ist so ein Brief demotivier­end. Das ist schade und wäre wirklich nicht nötig gewesen. Gute und partnersch­aftliche Zusammenar­beit sieht anders aus.

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