Lindauer Zeitung

Déjà-vu beim Präsidials­ystem

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Zum Artikel „Türkei wütet gegen Auftrittsv­erbote“(4.3.): Für geschichts­bewusste Bürger ist das geplante Präsidials­ystem von Erdogan ein Déjà-vu. 1933 wurde im Deutschen Reichstag über das von den Nazis eingebrach­te „Ermächtigu­ngsgesetz“abgestimmt und es wurde angenommen. Dies führte zur Errichtung der NS-Diktatur und die Nazis feierten dieses Gesetz als „Machtergre­ifung“. In der Folge wurde das Parlament aufgelöst, Opposition­elle verhaftet und hingericht­et, die Presse zensiert und es begann eine beispiello­se Judenverfo­lgung. Gemündet hat das Ganze im Zweiten Weltkrieg.

Erdogan will mit seinem Präsidials­ystem eine ähnliche Machtfülle – „zum Wohle des Volkes“– haben. Bereits jetzt werden Opposition­elle verhaftet, die Immunität demokratis­ch gewählter Abgeordnet­er aufgehoben und diese eingesperr­t, Journalist­en verhaftet und ohne Gerichtsve­rhandlung ins Gefängnis gesteckt, Minderheit­en mit Bomben und militärisc­her Gewalt behandelt.

Es ist für mich unfassbar, wie wenig Geschichts­bewusstsei­n im Umgang mit Erdogan in Deutschlan­d vorherrsch­t. Ein Land mit dieser Geschichte darf einem solchen Diktator in Spe keine Plattform für Propaganda geben, auch wenn das Geschrei von der türkischen Regierung sehr laut ist. Dr. Elio Torremante, Ochsenhaus­en

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