Aus dem See in den Tee
Wie kommt eigentlich das Bodenseewasser, in dem Sie im Sommer baden, zu ihnen nach Hause?
„Der schönste Arbeitsplatz Süddeutschlands“, mit diesen Worten beschreibt Georg Gewinner seinen Arbeitsplatz im Seewasserwerk Nonnenhorn, welches nun schon seit über 50 Jahren existiert.
Georg Gewinner steht vor einer riesigen Schaltzentrale, welche mit den unzähligen Knöpfen und Hebeln an ein Flugzeugcockpit erinnert. Man hört nur ein leises Summen, welches von einem Computer kommen könnte. Von hier aus kann er das komplette Seewasserwerk steuern und in Notfallsituationen bestimmte Bereiche ausschalten oder eine der zusätzlichen Pumpen aktivieren. Des Weiteren sind durch diese Zentrale nur noch wenige Arbeitskräfte vonnöten, welche rund um die Uhr im Bereitschaftsdienst arbeiten und auf die großen Pumpen aufpassen, welche in relativ kleinen Räumen laut vor sich hin brummen.
Diese saugen das Seewasser aus zirka 60 Metern Tiefe an die Oberfläche. Hier durchläuft es unzählige Rohre, welche streng geordnet nach Farbe durch einen gigantischen Raum verlaufen. Dieser geordnete und saubere Eindruck ist überall im Werk bemerkbar. Man läuft auf großen Gitterplatten und hört nur das Klirren der Platten, welche durch die Schritte vibrieren.
Nun durchläuft das Seewasser die riesigen grünen Filter, welche für ihre Größe erstaunlich leise sind. Der Raum, in dem Georg Gewinner nun steht, ist sehr hoch und hat eine angenehme Temperatur. Dort wird das Wasser durch Sedimentfilterung gefiltert, es durchläuft viele Schichten aus kleinsten Steinen, wie sie in der Natur vorkommen, dies ist vergleichbar mit einem Kaffeefilter, durch den man Wasser laufen lässt. Hierbei werden kleine Stoffe herausgefiltert und vor allem Bindemittel gelöst.
Nun erzählt Gewinner ein wenig über das Leitungssystem und wie früher das Wasser transportiert wurde, nämlich über dünne kleine Holzleitungen, wie man sie aus alten Geschichten kennt. Das Seewasserwerk hat eine weitere wichtige Anlage, welche die Chlorreinigung ersetzt hat, die Ozonanlage. In dieser Anlage spalten mehrere tausend Volt den Sauerstoff. Die dadurch entstandenen Bläschen werden über dünne Leitungen in das Wasser gepumpt; nach dieser Behandlung ist das Wasser nahezu komplett steril. Dieser sterile Eindruck wird durch die große kalte Halle unterstützt, in der die Anlage steht. Diese Anlage darf nur unter hohen Sicherheitsvorkehrungen und von einem speziell dafür ausgebildeten Laboranten betreten werden. Man fühlt sich ein bisschen wie in einem James-Bond-Film.
Das Seewasserwerk produziert trotz strenger EU-Gesetze ein weitaus saubereres Wasser als vorgeschrieben. Dies belegt auch die Qualitätskontrolle mit Bodenseeforellen. Die Forellen liegen im Normalfall ruhig auf dem Grund des Beckens. Sollte das Wasser jedoch nicht mehr so sauber sein, würden die Forellen wild im Becken umherschwimmen und darauf hinweisen, dass etwas mit dem Wasser nicht stimmt. Dies ist auch einer der vielen Gründe, weshalb Georg Gewinner folgendes Fazit zieht: „Die Wasserversorgung wird auch in Zukunft auf sicheren Füßen stehen.“
Jetzt muss das kristallklare Wasser nur noch durch eine der vielen Leitungen bis zu Ihrem Wasserhahn fließen, und Sie können sich beruhigt ihren Tee kochen.