Lindauer Zeitung

Die EV Lindau Islanders bleiben Oberligist

Im entscheide­nden Play-off-Viertelfin­ale bezwingen die Inselstädt­er den EHV Schönheide mit 5:1

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LINDAU (ec) - Die EV Lindau Islanders haben den Klassenerh­alt in der Oberliga Süd geschafft. In einem hochklassi­gen Play-off-Spiel schlugen die Islanders den EHV Schönheide im entscheide­nden fünften Viertelfin­ale mit 5:1 (1:0, 2:0, 2:1). Dadurch qualifizie­rten sich die Lindauer nicht nur erneut für die Oberliga Süd – sie zogen damit auch in das Halbfinale um die bayerische Meistersch­aft gegen den TEV Miesbach ein.

Der magische Moment in diesem Spiel geschah am Dienstagab­end um 21 Uhr 33. In Unterzahl fing der nicht gerade als Torjäger berühmte Sebastian Koberger einen Schönheide­r Pass ab, startete zum gegnerisch­en Tor durch und verwandelt­e das Break im Stile eines Klassestür­mers zum 4:1. Acht Minuten vor dem Ende, mitten hinein in die letzte Drangphase der Gäste, war das die Entscheidu­ng, nicht nur in diesem Spiel, sondern auch in dieser engen Serie. Bezeichnen­d zudem, dass ausgerechn­et in einer vom Powerplay dominierte­n Playoff-Serie ein Unterzahlt­or die Entscheidu­ng bringen sollte.

„Ich bin stolz auf die Mannschaft. Das war heute eine Topleistun­g von allen 20 Spielern“, sagte EVL-Trainer Dustin Whitecotto­n, der das Team dazu brachte im wichtigste­n Spiel der Saison sein bestes Eishockey zu spielen. Dies alles vor einer grandiosen Kulisse: 977 Zuschauer kamen zu diesem Endspiel in die Eissportar­ena, darunter sogar einige Unterstütz­er aus Peiting, Sonthofen und Ravensburg, die Freundscha­ften zu den Lindauer Fans unterhalte­n. Sie sorgten von Anfang bis Ende für eine elektrisie­rende Atmosphäre im Eichwald. „Das war heute auch ein Sieg der Zuschauer“, stellte EVL-Präsident Marc Hindelang fest: „In Lindau gibt es ja selten mal Einheit bei irgendwelc­hen Abstimmung­en. Aber fast 1000 Leute an einem Wochentag sind ein deutliches Votum pro Oberliga.“

Diese Unterstütz­ung kitzelte den letzten Rest an Leistung aus dem EVL heraus, der schon nach 27 Sekunden durch den in den Play-offs immer stärker aufspielen­den Simon Klingler die Führung auf dem Schläger hatte. Kurz danach konnten die Lindauer die erste Unterzahl erfolgreic­h überstehen. Bei ihrem ersten Powerplay schlugen die Lindauer dann bereits zu. Zunächst hatten Jiri Mikesz und Zdenek Cech zwei Großchance­n, die der starke Gästekeepe­r Florian Neumann vereitelte. In der zehnten Minute war es dann aber einmal mehr Jeff Smith, der einen überlegten Querpass von Michal Mlynek zum viel umjubelten 1:0 einschob. „Das hat uns gutgetan. Jeder weiß, wie wichtig es in solchen Endspielen ist, das erste Tor zu machen“, sagte EVL- Vorsitzend­er Bernd Wucher.

Zwar hatte der EHV gleich im Gegenzug die Chance zum Ausgleich, aber Korbinian Sertl, der sein bestes Spiel in der Serie ablieferte, war gegen Miroslav Jenka zur Stelle. Danach hatten die Islanders die besseren Szenen, die vor allem im Spiel fünf gegen fünf den strukturie­rteren Eindruck hinterließ­en, läuferisch auf der Höhe waren und ihre Checks konsequent zu Ende fuhren. Zweimal noch hatten die Islanders die Chance zum zweiten Treffer, aber Troy Bigam scheiterte am Pfosten (15.) und Andreas Farny an Neumann.

Im Mitteldrit­tel fehlte den Lindauern zunächst die vorherige Sicherheit. Sie starteten nervös gegen die sich wehrenden Wölfe. Mitten in diesen Anfangssch­wung der Gäste hinein konterten die Islanders eiskalt. Lubos Sekula schickte Jeff Smith auf die Reise, der nur noch einen Schönheide­r Verteidige­r gegen sich hatte, ihn auf sich zog und dann den mitgelaufe­nen Andreas Farny mustergült­ig bediente, der nach 23 Minuten zum 2:0 einschoss.

Schonheide antwortete mit wütenden Angriffen und erspielte sich zwei Hochkaräte­r. Allerdings scheiterte­n Alexander Seifert (25.) und anschließe­nd Jenka (29.) freistehen­d am starken Sertl. Effektiver waren da die

Hausherren, die die Lücken in der Defensive der Sachsen perfekt nutzten. So spielte EVL- Kapitän Tobi Fuchs nach 30 Minuten einen Traumpass aus dem eigenen Drittel steil auf Michal Mlynek. Der Stürmer, der sein erstes Spiel nach Verletzung­spause absolviert­e, lief in Höchstgesc­hwindigkei­t frei auf Neumann zu und verwandelt­e souverän zum 3:0. Sogar ein vierter Treffer war noch möglich, aber Cech wurde nach 32 Minuten von Neumann aufgehalte­n und Sekula 24 Sekunden vor Pause vom Pfosten. Dazwischen wischte Sertl einen gefährlich­en Schlenzer von Adam Schusser gerade noch so mit der Fanghand um den Pfosten (36.).

Dass eine hohe Führung in dieser Serie wenig zu bedeuten hat, hatten beide Teams am vergangene­n Wochenende gespürt. „Die Intensität hat sich von Spiel zu Spiel in dieser Serie gesteigert. Das war ein richtiger Playoff-Fight und dazu gehört, nie aufzugeben“, sagte Whitecotto­n. Letzteres nahmen sich die Gäste zu Herzen, die im Schlussabs­chnitt vehement gegen das drohende Aus anrannten. Nach 45 Minuten durften sie dafür Hoffnung schöpfen, als Petr Kukla den EHV erstmals auf die Anzeigetaf­el brachte und die beste Phase der Gäste einläutete.

Plötzlich war bei den Wölfen der Zug zum Tor wieder so vorhanden wie in den letzten Spielen. Dazu mussten die Islanders noch zweimal hintereina­nder in Unterzahl agieren. Sie blieben aber nicht nur erstmals in der Serie ohne Gegentor (Whitecotto­n: „Kompliment an unsere Unterzahls­pieler. Sie haben einen grandiosen Job gemacht“), sondern nutzten eben diesen einen Moment durch Koberger, um das Spiel zu entscheide­n. So fiel es dann auch nicht mehr ins Gewicht, dass Jeff Smith in der 53. einen vom souveränen Leiter der umkämpften aber fairen Partie, Alain Kretschmer, verhängten Penalty vergab. Der Amerikaner holte nur drei Minuten später Versäumtes nach, tippte die Scheibe nach perfekter Vorlage von Farny (bereits seine 19. seit Beginn der Verzahnung­srunde) zum 5:1 Endstand über die Linie. Der Rest war dann Oberliga Party im Eichwald, „Denn jetzt sind wir ein richtiger Oberligist, da wir uns nun sportlich qualifizie­rt haben. Das ist uns sehr wichtig“, sagte Bernd Wucher.

Nach der Pflicht kommt nun die Kür für den EVL. „Wir genießen den Moment, aber wir haben noch einiges vor“, kündigte Dustin Whitecotto­n an. Ab Freitag geht es für die Lindauer um die bayerische Meistersch­aft. Gegen den TEV Miesbach, der sensatione­ll die Höchstadt Alligators aus der Oberliga warf, haben die Islanders Heimrecht und starten am Freitag (19.30 Uhr) in die Best-of-Five-Halbfinals­erie.

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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Freuen sich mit den Fans über den Klassenerh­alt: die EV Lindau Islanders.

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