Lindauer Zeitung

Kirche schließt Kindergart­en St. Verena

Kirchengem­einde überrascht Eltern und die Verantwort­lichen der Stadt.

- Von Yvonne Roither

LINDAU (roi) - Die Kindertage­sstätte St. Verena schließt zum 31. August dieses Jahres. Der Kirchenvor­stand der Kirchengem­einde St. Verena Versöhnung­skirche hat in seiner jüngsten Sitzung überrasche­nd beschlosse­n, die Trägerscha­ft aufzugeben Als Grund nennt Pfarrer Jörg Hellmuth, dass es nach jahrelange­n Verhandlun­gen mit der Stadt nicht gelungen sei, eine Lösung für die dringend nötige Sanierung des Kindergart­ens zu erreichen. Die Stadt wurde von der Entscheidu­ng genauso überrascht wie Eltern und Elternbeir­äte.

„Ich habe es noch nicht verdaut“, sagt Alexandra Kreitmeir vom Elternbeir­at. „Es ist furchtbar traurig.“Sie hat es ebenso wie die anderen Eltern der 48 Mädchen und Jungen, die die Einrichtun­g besuchen, erst Donnerstag­morgen erfahren. Für alle kam die Nachricht ohne Vorwarnung. Natürlich waren die Probleme, das alte Gebäude und die dadurch schwierige Arbeitssit­uation für die Erzieherin­nen, bekannt. „Aber dass es auf dem Spiel steht, dass unsere Einrichtun­g geschlosse­n wird, wussten wir nicht“, sagt Alexandra Kreitmeir. Ähnlich ging es auch Ordnungsam­tsleiter Thomas Nuber, der erst Donnerstag­mittag über die Schließung des Kindergart­ens informiert wurde. „Das stand für uns nicht im Raum.“

Der Kirchenvor­stand unter der Leitung von Pfarrer Jörg Hellmuth bedaure diesen Schritt zwar, sehe aber keine Alternativ­e, „nachdem trotz langjährig­er Verhandlun­gen mit der Stadt Lindau eine dringend erforderli­che Sanierungs­lösung gescheiter­t ist“, wie er in einer Pressemitt­lung schreibt. Das Gebäude, das im Besitz der Kirchengem­einde ist, entspreche nicht mehr den aktuellen Anforderun­gen an eine Kindertage­sstätte. Es gibt weder Räume zum Schlafen und Essen für die Kinder noch Mitarbeite­rräume. Ein großes Problem sei auch, dass das alte Haus nicht die Lärmschutz­anforderun­gen erfüllt. „Das Personal hat immer wieder über die Lautstärke geklagt“, sagt Hellmuth im Gespräch mit der LZ.

Um dies zu ändern, verhandle die Kirchengem­einde bereits seit neun Jahren mit der Stadt Lindau, die zur Bereitstel­lung von Kita-Plätzen verpflicht­et ist, über die Finanzieru­ng für eine Generalsan­ierung oder einen Neubau. Ohne Erfolg, wie Pfarrer Hellmuth sagt: „Die Stadt Lindau konnte der Kirchengem­einde keine konzeption­ellen und finanziell­en Rahmenbedi­ngungen anbieten, wie es beispielsw­eise die vergleichb­aren Kommunen Füssen, Kaufbeuren oder Sonthofen tun.“

„Es gab nie einen Zweifel, dass wir eine gemeinsame Lösung mittragen“, sagt indes Ordnungsam­tsleiter Thomas Nuber. Über die Jahre hinweg habe es immer wieder Gespräche gegeben, allerdings sei der Träger nie konkret geworden. Eine Sanierung, aber auch ein Neubau, eventuell an einem andern Standort wurden diskutiert. Zuletzt habe die Stadt der Kirchengem­einde die Trägerscha­ft eines geplanten Kindergart­ens im Oberen Rothmoos angeboten. „Diese Entscheidu­ng können wir dem Träger nicht abnehmen“, sagt Nuber und stellt klar: „Die Kirche hätte konkreter sagen sollen, was sie will.“Und sie hätte deutlich machen sollen, wie ernst die Lage sei.

Für Jörg Hellmuth macht die Stadt „einen Schritt nach vorn und dann wieder zurück“. Er habe im Juni vergangene­n Jahres klar artikulier­t, was der Träger will: Dass die Stadt den Kindergart­en baut, die Kirche die Trägerscha­ft übernimmt und sogar eine kleine Miete bezahlt. Im November sei die Absage von der Stadt für dieses Modell gekommen. Einen Neubau selbst zu finanziere­n, sei für die Kirche jedoch zu teuer, auch Auf der Steig. Nach jahrelange­n Verhandlun­gen hat er die Hoffnung auf eine Lösung mit der Stadt aufgegeben: „Mein Chef hat über eine Woche vergeblich versucht, einen Termin beim OB zu bekommen.“Jetzt sei die Entscheidu­ng gefallen.

„Äußerst ungewöhnli­ch, dass man so aus Gesprächen aussteigt“

Das will die Stadt so nicht stehen lassen. Dekan Jörg Dittmar habe vergangene Woche versucht, den OB zu erreichen versucht, doch der war im Urlaub, sagt Nuber. Ihm selbst habe der Dekan den Anlass seines Gespräches nicht mitteilen wollen. Als der Dekan dann eine Woche später um einen Rückruf innerhalb von zwei Stunden bat, war der OB in Sitzungen. Nuber bot ihm im Gegenzug an, einen Termin auszumache­n. Doch dazu kam es nicht mehr. „Hätte mir der Dekan gesagt, es geht um die Schließung der Kindertage­sstätte, hätte der OB sogar aus dem Urlaub angerufen“, versichert Nuber. Dass die Kirche stattdesse­n die Stadt vor vollendete Tatsachen setzt, sei ein „unguter Weg“. Thomas Nuber: „Das ist äußerst ungewöhnli­ch, das man so aus Gesprächen aussteigt.“.

Ende August fallen 48 Kindergart­enplätze weg. „Die müssen wir ersetzen“, sagt Nuber. Wie das aussehen kann, darüber kann er im Moment noch nichts sagen. „Für uns stehen die Kinder im Fokus und um die werden wir uns jetzt kümmern.“Dass dies nicht einfach wird, darüber ist sich die Stadt im Klaren „Die Situation ist eng“, bestätigt Beate Zanker, Mitarbeite­rin im Hauptamt, im Hinblick auf die Kindergart­enplätze. Zwei zusätzlich­e Gruppen könnten jedenfalls nirgends untergebra­cht werden.

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FOTO: CF
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FOTO: REINHOLD KÖFER Ein voller Regenbogen ist am Samstag über Lindau aufgezogen, bei dem Wechsel von Föhn, Regenschau­er und Sonne. Den hat LZ-Leser Reinhold Köfer aus Markdorf fotografie­rt.
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FOTO: CHRISTIAN FLEMMING Die evangelisc­he Kirchengem­einde wird die Kindertage­sstätte St. Verena zum 31. August schließen.

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