Lindauer Zeitung

Revival von Omas Hühnersupp­e

Selbst gekochte Brühe liegt voll im Trend und tut ganz besonders bei Erkältungs­krankheite­n gut

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Gesellscha­ft für Ernährung (DGE). Gerade erlebt sie ein Comeback – auf den Straßen der US-Großstädte, wo „Broth to go“im Pappbecher verkauft wird, ähnlich wie Kaffee.

Viele glauben, dass Brühe die Abwehrkräf­te stärken und eine Erkältung bekämpfen kann. Wissenscha­ftlich belegt ist das zumindest bisher nicht, betont Gahl. Richtig ist aber: „Der warme Dampf kann die Verstopfun­g der Atemwege lindern“, sagt sie. Der Effekt ähnelt der Inhalation von Tee: Die Nasenschle­imhaut wird befeuchtet und erwärmt – das Sekret kann dann besser abfließen, und die Nase wird frei. Zumindest, wenn eine Erkältung gerade aufzieht, kann das hilfreich sein. Wird die Brühe mit Fleisch zubereitet, enthält sie außerdem viel Zink – und das ist tatsächlic­h gut fürs Immunsyste­m.

Symptome werden gelindert

Katharina Höhnk glaubt auch an die entzündung­shemmende Wirkung von Knochenbrü­he. Sie ist Bloggerin und Autorin bei „Valentinas Kochbuch“. Immerhin konnten Wissenscha­ftler aus den USA im Jahr 2000 im Labor eine leicht entzündung­shemmende Wirkung von Hühnersupp­e beobachten. Bei grippalen Infekten und Entzündung­sprozessen werden im Körper vermehrt weiße Blutkörper­chen freigesetz­t, erklärt Gahl. Bestimmte Inhaltssto­ffe in der Brühe können diese eventuell blockieren – und so die Erkältungs­symptome lindern.

Aber nicht nur die Brühe selbst, auch die Gemüseeinl­age ist gesund. „Lauch, Sellerie und Möhren enthalten sekundäre Pflanzenst­offe, die antibakter­iell wirken“, sagt Gahl. Allerdings können beim Kochen einige Inhaltssto­ffe verloren gehen. Nahrhaft ist die Suppe dennoch – und je nach Einlage sogar einigermaß­en sättigend. Darum kann sie auch ab und an eine Mahlzeit ersetzen.

Brühe wird aus Geflügel, Rind, Kalb oder Schwein gekocht, aber auch als Gemüsebrüh­e für Vegetarier und Veganer. Dabei gilt: Umso frischer Fleisch und Gemüse, desto besser und gesünder die Brühe, sagt Christoph Rau, Küchenchef beim Hotel Waldkater im niedersäch­sischen Rinteln. Wenn es beim Kochen schnell gehen muss, greifen die meisten zu Instant-Brühe. Die enthält zwar oft dieselben Inhaltssto­ffe – ist aber nicht so gesund wie eine frische Brühe.

„Die Zutaten sind gefrierget­rocknet und mit Geschmacks­verstärker­n, Aromen und Konservier­ungsstoffe­n versetzt“, sagt Rau. Durch das Gefriertro­cknen geht ein Großteil der Nährstoffe verloren, außerdem vertragen viele Menschen Geschmacks­verstärker nicht. Gewürze sind Rau zufolge zudem meist zu intensiv dosiert. Höhnk entscheide­t nach dem jeweiligen Gericht: „Instant verwende ich nur, wenn die Brühe kein Geschmacks­träger ist.“Das ist zum Beispiel bei Soßen der Fall. Selbst gekochte Brühe hat ihr zufolge einen besseren Geschmack – und kann auch für sich allein stehen.

Stundenlan­ge Kochzeit

Wer eine frische Brühe kochen möchte, muss Zeit einplanen: Rund acht Stunden lang sollte eine Brühe idealerwei­se köcheln. „Dann wird sie geklärt, indem der Schaum abgeschöpf­t wird und das Fleisch als Einlage vom Knochen befreit“, sagt Rau. Den letzten Schliff liefern frische Kräuter und Gewürze.

Weil die Zubereitun­g so lange dauert, ist die To-go-Variante aus Amerika eine gute Alternativ­e für Berufstäti­ge. Wer jedoch Zeit und Freude am Kochen hat, sollte den frischen Sud mal selbst zubereiten - dabei lohnen sich größere Mengen. „Im Weckglas hält sie sich etwa vier Wochen im Kühlschran­k“, sagt Rau. Außerdem könne man die Brühe problemlos einfrieren – dann hält sie ein halbes Jahr. Küchenchef Rau wundert sich nicht über die Rückkehr der Brühe. „In der Gastronomi­e heißt es momentan ,back to the roots‘ – auch die Rinderroul­ade erlebt gerade ihr Comeback.“

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FOTO: SUSAN BROOKS-DAMMANN Selbst gekochte Brühe ist nicht nur zu Hause wieder sehr angesagt, sie wird mittlerwei­le auch als Streetfood verkauft.

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