Lindauer Zeitung

SPD im Freistaat sucht neuen Landeschef

Die sechs Kandidaten stellen sich auf sieben Veranstalt­ungen vor – Auftakt in Nürnberg

- Von Klaus Tscharnke

NÜRNBERG (lby) - Die einen wollen mit Profession­alität punkten, andere mit ihrer Verwurzelu­ng an der Basis: Zum Auftakt der Kandidaten-Rallye um das Amt des künftigen BayernSPD-Chefs am Samstag in Nürnberg ging keiner der sechs Kandidaten als eindeutige­r Favorit hervor. Es war die erste von sieben solcher Veranstalt­ungen. Gemessen an ersten Reaktionen von Basisvertr­etern unmittelba­r nach der Vorstellun­gsrunde endete das Schaulaufe­n in der Frankenmet­ropole eher mit einem großen Unentschie­den.

Und auch die Befürchtun­g der SPD-Landesleit­ung, bei der Kür der Chef-Anwärter könnte es hitzig zugehen, erwies sich im Karl-BrögerHaus, dem örtlichen SPD-Hauptquart­ier, als weitgehend unbegründe­t. Sachlich, fair und ohne Häme ging die erste von sieben Vorstellun­gsrunden über die Bühne.

Kein Wunder: Nachdem sich kein einziger Franke um das schwierige Spitzenamt beworben hatte, standen den knapp 250 Besuchern allein Kandidaten aus Südbayern Rede und Antwort: Fünf aus Oberbayern, einer aus Niederbaye­rn. Mit Nürnberg fand damit die gut dreistündi­ge Vorstellun­gsrunde mit klaren FairnessRe­geln quasi auf neutralem Boden statt.

Unterschie­dliche Akzente

Umso wichtiger war es für die fünf oberbayeri­schen Kandidaten, neben ihrer zersplitte­rten Hausmacht möglichst viele Unterstütz­er außerhalb des SPD-Bezirks Oberbayern für sich zu mobilisier­en. Die legten sich denn auch in den zehn Minuten, die ihnen zur Vorstellun­g ihrer Person und ihrer politische­n Ziele zustanden, gehörig ins Zeug – meist mit ganz ähnlichen Inhalten, aber mit unterschie­dlichen Akzenten.

So warf etwa der 61 Jahre alte südbayeris­che Bundestags­abgeordnet­e Klaus Barthel vor allem seine mehr als 30-jährige Politik-Erfahrunge­n in die Waagschale. Das seien genau die Qualitäten, die ein künftiger Landesvors­itzender brauche, um die Bayern-SPD dauerhaft aus dem Umfragetie­f zu holen, betonte er.

Der Münchner Landtagsab­geordnete Florian von Brunn sieht dagegen in der SPD-Führung so eine Art Fußball-Trainer, der endlich für ein „Ende des defensiven politische­n Fußballs“und stattdesen dafür sorgen sollte, dass sein Team „so oft wie möglich auf das CSU-Tor schießt“. Anders sieht das Kandidatin Natascha Kohnen: „Wir dürfen uns nicht an der CSU oder anderen Mitbewerbe­rn abarbeiten“, warnte sie. „Wir müssen für den Wähler Themen fühlbar machen, damit sie uns wählen.“Dazu müsse die Bayern-SPD aber ihren Politiksti­l ändern.

Sehr persönlich und mit vielen Details aus seiner Biografie gespickt präsentier­te sich der Niederbaye­r Uli Aschenbren­ner. Das Hauptmotiv für seine Überraschu­ngskandida­tur: die von ihm bei der Landtagswa­hl 2018 befürchtet­e Koalition von CSU und AfD. Ähnlich wie Aschenbren­ner sprach sich auch der Sprecher der Münchner Tafel, Gregor Tschung, für eine stärkere Beteiligun­g der Parteibasi­s bei der Erarbeitun­g von Wahlprogra­mmen und bei Personalen­tscheidung­en aus.

Als Sprachrohr der SPD-Kommunalpo­litiker auf dem flachen Land präsentier­te sich der aus Pfaffenhof­en/Ilm stammende Stadt- und Kreispolit­iker Markus Käser. „Wir müssen den Kommunalpo­litikern wieder das Gefühl geben: Ihr seid nicht allein, wir sind für euch da“, sagte der von der SPD-Basisiniti­ative „Zeit für die Mutigen“, unterstütz­te Kommunikat­ionsberate­r.

Kein fränkische­r Kandidat

Dass kein Genosse aus dem SPDStammla­nd Franken seinen Hut in den Ring warf, hatte zwar im Vorfeld der Vorstellun­gskonferen­z für gewisse Irritation­en gesorgt. Immerhin stellt die SPD die Bürgermeis­ter in fast allen fränkische­n Großstädte­n wie Nürnberg, Fürth, Erlangen und Bamberg.

Manche Basis-Vertreter begegneten dem am Samstag dennoch mit gewohnt fränkische­r Gelassenhe­it – wie etwa der 49 Jahre alte Eckart Roess aus dem unterfränk­ischen Ebern: „Mir geht es darum, den besten Kandidaten zu finden, nicht um den Regionalpr­oporz“, sagte er. „Mir ist egal, aus welcher Region er kommt“. Und anderen fränkische­n Basisvertr­etern entlockt das Gerangel unter den oberbayeri­schen Genossen allenfalls ein Schmunzeln. Denn einige, so zeigten Teilnehmer­Äußerungen, tendieren klar zur bisherigen Generalsek­retärin Natascha Kohnen.

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FOTO: DPA Sie wollen die bayerische SPD künftig führen (von links): Gregor Tschung, Natascha Kohnen, Uli Aschenbren­ner, Florian von Brunn, Markus Käser und Klaus Barthel.

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