20 Millionen Menschen in Afrika vom Hungertod bedroht
UN warnen vor größter humanitären Katastrophe seit Jahrzehnten – Vier Länder sind infolge von Dürre und bewaffneten Konflikten betroffen
NEW YORK (dpa) - In einem dramatischen Appell hat UN-Nothilfekoordinator Stephen O'Brien den Weltsicherheitsrat zu Hilfe für Millionen hungernder Menschen aufgerufen. Nach seinen Worten droht 20 Millionen Menschen in vier Ländern der Hungertod, sollte sich die internationale Gemeinschaft nicht zu einer größeren Hilfsaktion entschließen.
O'Brien hatte zuvor die Krisengebiete im Jemen, im Südsudan und in Somalia sowie in Nigeria besucht und sich ein Bild von der Lage gemacht. „Menschen werden schlicht und einfach den Hungertod sterben“, warnte er am Freitag (Ortszeit) vor den Diplomaten im Sicherheitsrat. Bundesaußenminister Sigmar Gabriel (SPD) sagte am Sonntag in einem Telefonat mit O'Brien zusätzlich 15 Millionen Euro Nothilfe zu und warb für eine konzertierte Aktion zur Hungerbekämpfung.
Für den Nothilfekoordinator ist ein „kritischer Punkt in der Geschichte der Vereinten Nationen“erreicht, wie aus einer UN-Mitteilung hervorgeht. Die Vereinten Nationen seien mit der größten humanitären Katastrophe seit ihrer Gründung konfrontiert. „Die Lage für die Menschen in diesen Ländern ist schrecklich und ohne eine große internationale Reaktion wird sie noch schlimmer“, sagte O'Brien. „Alle vier Länder haben eine Sache gemeinsam – den Konflikt. Das bedeutet, dass wir die Möglichkeit haben, weiteres Elend und Leiden zu verhindern.“
Anfang der vergangenen Woche hatte UN-Generalsekretär António Guterres bei einem Besuch in Somalia Hilfsgelder in Höhe von 825 Millionen Dollar erbeten. Es gebe Handlungsbedarf, sagte Guterres, „Menschen sterben“. In dem Land am Horn von Afrika versucht die Terrormiliz al-Shabaab einen „Gottesstaat“zu errichten. Die Extremisten kontrollieren Teile des Landes.
7700 Cholera-Fälle
Allein in Somalia sind nach UN-Angaben mehr als sechs Millionen Menschen – die Hälfte der Bevölkerung – infolge einer Dürre auf Hilfe angewiesen. Mangels sauberen Trinkwassers ist die Cholera ausgebrochen, mehr als 7700 Fälle wurden den UN zufolge in den vergangenen zwei Monaten dokumentiert.
Auch im Bürgerkriegsland Jemen sind nach UN-Angaben rund sieben Millionen Menschen akut unterernährt oder wissen nicht, wie sie an ihre nächste Mahlzeit kommen sollen. Im Jemen kämpfen schiitische HuthiRebellen gegen die sunnitische Regierung unter Präsident Abed Rabbo Mansur Hadi. Die humanitäre Lage ist katastrophal, Millionen Menschen hungern und sind von der medizinischen Versorgung abgeschnitten.
Im Südsudan ist die Lage nach einem Bericht des UN-Büros für Humanitäre Hilfe (UNOCHA) ebenfalls prekär. Mindestens eine Million Menschen stünden an der Schwelle zur Hungersnot, mindestens 5,5 Millionen Menschen sind laut UN auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Helfer benötigten 1,6 Milliarden USDollar für die Versorgung der Menschen. Bislang seien erst knapp zehn Prozent davon finanziert.